Mannheim. Üblicherweise ertönt jetzt ein lautes Bruuum-Bruuum. Doch Daimler-Truck-Vorstandsmitglied Karin Rådström lässt den tonnenschweren Lastwagen an - und man hört: fast nichts. Der eActros 600 ist der erste batterie-elektrische Lkw von Mercedes-Benz für den Fernverkehr. Etwa 500 Kilometer soll er mit einer Ladung schaffen. Und das recht leise.
Daimler-Truck-Vorstandsmitglied Karin Rådström saß selbst am Steuer
Seit Dienstag sind zwei seriennahe Prototypen quer durch Europa unterwegs. Sie sollen 20 Länder passieren und dabei jeweils mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht mehr als 13 000 Kilometer zurücklegen. Rådström, Chefin von Mercedes-Benz-Lkw, ist die ersten Kilometer vom offiziellen Startpunkt Frankfurt selbst gefahren. Das Unternehmen erhofft sich von der Tour etwa, auf unterschiedlichen Strecken in verschiedenen Klimazonen Erkenntnisse zum Energieverbrauch zu sammeln. Es ist, so Daimler Truck, der bisher größte Praxistest.
Die Serienproduktion des eActros 600 - die Zahl steht für die Batteriekapazität von mehr als 600 Kilowattstunden - ist für Ende 2024 in Wörth angepeilt. Beteiligt sind alle wichtigen Produktionsstandorte von Daimler Truck in Deutschland. So laufen auch in Mannheim Vorbereitungen für die Serienfertigung des neuen Modells. Im Werk werden künftig die Frontboxen für den eActros 600 gebaut und dann nach Wörth geliefert. In der Frontbox sind unter anderem Steuergeräte und Hochvolt-Komponenten gebündelt. Das Modul sitzt etwa dort, wo in herkömmlichen Modellen der Dieselmotor verbaut ist. Die Batteriepakete für den neuen eActros 600 werden hingegen nicht wie bei anderen Lkw in Mannheim zusammengebaut, sondern kommen direkt vom chinesischen Partner CATL nach Wörth.
Daimler Truck will Firmen beim Ausbau von E-Ladesäulen helfen
Daimler Truck will bereits 1000 feste Bestellungen für das neue Modell haben. Angaben zu Preisen macht das Unternehmen nicht. Marktbeobachter schätzen, dass der eActros 600 zweieinhalb Mal so viel kostet wie ein konventionelles Diesel-Modell - in der Grundausstattung rund 250 000 Euro.
Daimler Truck setzt in seiner Fahrzeugstrategie auf die Batterie sowie auf Wasserstoff. Oberleitungs-Lkw sind nicht geplant.
Der Nutzfahrzeughersteller will seinen Kunden unter anderem beim Ausbau von E-Ladesäulen in Zukunft stärker unter die Arme greifen. Alle Angebote zum Thema Infrastruktur und zum Laden von E-Lastwagen werden in der Marke Truckcharge gebündelt. Damit wolle man sowohl Logistikunternehmen als auch Betriebe aus der Industrie mit und ohne eigenen Lkw-Fuhrpark ansprechen. Von welchem Hersteller die eingesetzten E-Lastwagen der Firmen stammen, spielt demzufolge keine Rolle.
Rådström sagt: „Wir wollen unsere Kunden grundsätzlich beraten, wie sie vorgehen können. Auch für sie ist das eine große Umstellung. Es geht nicht nur darum, neue Fahrzeuge zu kaufen.“ Es müssten Ladesäulen auf den Depots eingerichtet und verwaltet werden. Darüber hinaus wolle man Logistiker beraten, wie der Transport neu organisiert werden kann, und sie unter anderem mit Routenplanung unterstützten. Außerdem gehe es darum, Unternehmen mit Netzbetreibern in Verbindung zu bringen oder sie auf Fördermittel hinzuweisen. „Einige Kunden brauchen vielleicht nur Ladesäulen und kümmern sich um alles andere selbst. Andere brauchen viel mehr Unterstützung.“
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