Ludwigshafen. Mit Ablauf der Hauptversammlung am 25. April 2024 wird Markus Kamieth (53) Vorsitzender des Vorstands der BASF. Das hat der Aufsichtsrat in seiner Sitzung entschieden. Kamieth ist seit 2017 Mitglied des Vorstands und verantwortlich für das wichtige China-Geschäft. Er folgt auf Martin Brudermüller (62), der das Unternehmen seit 2018 als Vorstandsvorsitzender führt und seit 2006 Mitglied des Vorstands ist. Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden.
Neuer BASF-Chef: Markus Kamieth steht vor großen Herausforderungen
Auch der Technologiechefin und Ludwigshafener Standortleiterin Melanie Maas-Brunner wurden Chancen auf den Vorstandsvorsitz eingeräumt. Sie will ihren Ende Januar auslaufenden Vertrag nicht verlängern. „Der Aufsichtsrat bedauert den über einen längeren Zeitraum gereiften Wunsch von Melanie Maas-Brunner, sich neuen beruflichen Herausforderungen widmen zu wollen, und dankt ihr herzlich für ihre Verdienste", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Kurt Bock. Katja Scharpwinkel (54) soll Maas-Brunners Nachfolgerin werden. Sie ist derzeit Leiterin der BASF-Region Europa, Naher Osten, Afrika.
Kamieth wurde 1970 in Dinslaken geboren. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt folgte das Chemiestudium an der damaligen Universität-Gesamthochschule Essen. Als Student stand Kamieth für den Herner Eissportverein im Tor. 1998 folgte die Promotion in Organischer Chemie. Es ging um sogenannte molekulare Pinzetten, die als potenzielle Basis für Medikamente gegen Alzheimer und Parkinson erforscht werden.
Der Manager wird ohne Zweifel einen der härtesten Jobs haben, den die deutsche Industrie zu bieten hat. Die BASF steckt in einer ihrer tiefsten Krisen. Zwei wesentliche Sparprogramme laufen. Bei dem einen Programm geht es um die Verschlankung der Verwaltung, vor allem im Stammwerk Ludwigshafen. Bei dem zweiten geht es um die Stilllegung mehrerer Anlagen, die besonders energieintensiv sind. Insgesamt fallen dadurch 2500 Arbeitsplätze in der Ludwigshafener Belegschaft (BASF SE) weg.
Keine rasche Erholung für deutsche Chemie- und Pharmaindustrie erwartet
Mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und sich der klarer strukturierten Konkurrenz aus Asien anzupassen, will das Management drei Bereiche aus dem Verbund der BASF SE herauslösen und sie in selbstständig agierende Einheiten überführen. Es geht einmal um das Agrar-Segment Agricultural Solutions, also um die Produktion von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut. Betroffen sind außerdem die Bereiche Battery Materials, Batteriematerialien vor allem für die E-Mobilität, und Coatings, also Oberflächenbeschichtungen.
Kritiker warnen, BASF mache sich mit seinem wachsenden China-Geschäft nach teuren Abschreibungen in Russland erneut abhängig von einem autokratischen Regime. In der südchinesischen Provinz Guangdong baut BASF einen riesigen neuen Verbund-Standort – es soll der drittgrößte des Unternehmens werden und bereits der zweite dieser Art in China. Dafür investiert BASF rund zehn Milliarden Euro bis zum Jahr 2030.
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Generell erwartet die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie nach einem Krisenjahr keine rasche Erholung 2024. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate seien negativ, hat der Verband der Chemischen Industrie (VCI) erst vor ein paar Tagen berichtet.
Der künftige BASF-Vorstand mit Markus Kamieth an der Spitze steht aus Sicht des Betriebsrats vor "immensen Herausforderungen“. „Es geht im Wesentlichen um die sozial-ökologische Transformation und um die Zukunftsfähigkeit Europas und insbesondere des Standortes Ludwigshafens“, teilte Sinischa Horvat, Vorsitzender des Betriebsrats der BASF SE, dieser Redaktion mit. Man sei weiterhin bereit, „im Rahmen der betrieblichen Mitbestimmung und im konstruktiv-kritischen Dialog mit dem Management unseren Beitrag im Interesse der Belegschaft der BASF SE und des Standorts Ludwigshafen zu leisten“. Horvat erklärte weiter, der Betriebsrat bedauere den Abschied von Melanie Maas-Brunner sehr. Sie sei in den vergangenen Jahren „erste Ansprechpartnerin“ für die Arbeitnehmervertretung gewesen.
Grundlegend begrüßte Horvat die Entscheidung im Top-Management vor Weihnachten: "Gerade in kritischen Zeiten ist es wichtig, dass Verantwortlichkeiten geklärt sind und kein Vakuum entsteht."
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