Industriedienstleister

Bilfinger-Chef sieht Nachhaltigkeit als Wachstumsmotor

Nach den Worten von Vorstandschef Thomas Schulz profitiert der Mannheimer Konzern vom Umstieg der Wirtschaft auf klimafreundliche Anlagen

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sr
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Bilfinger-Chef Thomas Schulz baut auf grüne Technologien. © bilfinger

Frankfurt. Produzierende Unternehmen mit ehrgeizigen Nachhaltigkeitszielen und -auflagen werden das Wachstum des Mannheimer Industriedienstleisters Bilfinger treiben. Davon ist der seit einem Jahr amtierende Vorstandschef Thomas Schulz überzeugt. Die Optimierung von Industrieanlagen für einen effizienteren und ressourcenschonenden Betrieb sei Bilfingers Kerngeschäft, sagte Schulz am Montag vor Journalisten in Frankfurt. „Das wird noch Jahrzehnte dauern“, ist er überzeugt. „Und selbst moderne Anlagen müssen gewartet werden.“

Deshalb erwartet Schulz für Bilfinger auch keine bedrohlichen Effekte durch die aktuelle Krise im Bankensektor, ausgelöst durch die steigenden Zinsen zur Bekämpfung der hohen Inflation. Die energiepolitische Transformation und die Verknappung von Rohstoffen vor allem für energieintensive Produktionsbereiche entfalte einen ausreichenden Gegendruck zu den Sparzwängen in Folge steigender Kreditkosten, glaubt Schulz.

Er erwartet keine spürbaren Auswirkungen auf den Mannheimer Konzern: „Wir verdienen, wenn Firmen investieren, aber wir werden auch gebraucht, wenn Firmen Anlagen herunterfahren müssen“, sagte er. Die Auftragslage bleibe gut.

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Schulz ist überzeugt, dass der Markt für grüne Technologien stark wachsen wird. Das gelte für das Geschäft rund um Wasserstoff, Biofuels oder Recycling ebenso wie für Themenfelder wie Korrosionsbekämpfung, Dämmung und Isolierung. Bilfingers Geschäftsmodell sei es, großen Konzernen ermöglichen, ihre Anlagen effizient zu betreiben, sagte der studierte Bergbauingenieur.

Von Bereichen, die nichts mit Nachhaltigkeit und Effizienzverbesserung für die Kunden zu tun haben, wolle man sich dagegen über kurz oder lang verabschieden. Noch machten diese Geschäftsbereiche etwa zehn Prozent des Bilfinger-Umsatzes aus.

In der Diskussion um die Energie-Transformnation plädierte Schulz einmal mehr für eine offene, weniger hitzige und faktenbasierte Diskussionskultur. Das gelte auch für die vorübergehende Weiternutzung von Atomenergie zur Sicherung der europäischen Stromversorgung – wenigstens so lange, bis die Umstellung auf erneuerbare Energien ohne Schaden für Standort und Energiesicherheit bewältigt sei. „Wir haben etwas, was man verwenden kann, und wir tun es nicht“, kritisierte Schulz. Bei den europäischen Nachbarn stoße der apodiktische deutsche Kurs zunehmend auf Unverständnis.

Gleichzeitig bestätigte Schulz die jüngst bei der Bilanz-Pressekonferenz formulierten Finanzziele für das Unternehmen: Dem hat der neue Chef verordnet, in den kommenden Jahren deutlich profitabler zu werden. Die Ebita-Marge, die das Verhältnis des betrieblichen Ergebnisses vor Abschreibungen zum Umsatz ausdrückt, soll von 1,8 Prozent im Vorjahr auf fünf Prozent im Jahr 2024 steigen. Das im November aufgelegte Effizienzprogramm soll Einsparungen von 55 Mio. Euro jährlich bringen.

Ein Viertel der eingesparten Mittel soll allerdings in die Aus- und Weiterbildung investiert werden, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Immerhin 750 Arbeitsplätze weltweit sollen in der Verwaltung bis Jahresende wegfallen. sr

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