Mannheim. Ziemlich ins Schleudern geriet der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann bei einem Besuch des Mannheimer Stadtbus-Werks von Daimler Buses. Allerdings geplant bei einer Probefahrt mit einem eCitaro: Die Mitarbeiter demonstrierten dem Grünen-Politiker auf der Teststrecke des Werks im Stadtteil Waldhof, wie gut der Elektro-Gelenkbus mit so schwierigen Situationen zurechtkommt. Ohne modernste Technik würde sich der lange Stadtbus aufschaukeln. So bleibt es bei einem Wanken.
Alles kein Problem, obwohl die Batterien auf dem Dach bis zu drei Tonnen wiegen. Und selbst bei einer Vollbremsung bei 70 Kilometern pro Stunde bleibt der Bus beruhigend stabil, und der Bremsweg ist nur 35 Meter lang. Hermann zeigte sich tief beeindruckt: „Da versteht man, warum die Busse so teuer sind.“
Als die Produktion von Elektro-Stadtbussen 2018 in Mannheim startete, habe man noch nicht gewusst, wie schnell die Nachfrage hochläuft, erklärte Daimler-Buses-Chef Till Oberwörder das Fabrikkonzept dem Minister. Daher gibt es nur eine Produktionslinie für die traditionellen Diesel-Busse und ihre modernen Elektro-Geschwister. Inzwischen entstehen hier fast ausschließlich die Elektroversionen, über 3000 Stück pro Jahr, die nach ganz Europa verkauft werden. Noch sind sie doppelt so teuer wie die Diesel-Modelle, auch wenn die Kosten über die ganze Nutzungsdauer von bis zu 15 Jahren gerechnet ähnlich hoch sind.
Der Wettbewerb bei Stadtbussen ist extrem intensiv
Hermanns Ministerium fördert die Anschaffung durch Stadtwerke im Land 2024 und 2025 mit jeweils 35 Millionen Euro. Das reicht für etwa 140 Elektrobusse. Neben der Anschaffung der Fahrzeuge geht auch der Umbau der Depots ins Geld. Er geht davon aus, dass es auch in den nächsten Jahren ähnlich hohe Zuschüsse gibt. „Vor fünf Jahren war die Branche zögerlich“, erinnerte sich Hermann an den schwierigen Start der Elektrobusse. Das sei inzwischen komplett gekippt. Daimler Buses habe mehr Bestellungen, als ausgeliefert werden können, hat er in Mannheim gelernt.
Zwar sei der Wettbewerb bei Stadtbussen extrem intensiv, berichtete Oberwörder. Es gebe 15 bis 20 Wettbewerber. „Wir sind aber sehr gut aufgestellt, weil wir die Kunden begleiten.“ „Alle stehen auf Daimler“, weiß auch Hermann aus vielen Gesprächen. Die Qualität stimme. „Sie haben eine treue Kundschaft.“
Die 3.000 Arbeitsplätze in Mannheim sind sicher
Bei Nutzfahrzeugen gelten andere Regeln als bei Pkw: Kommunen müssen bei Neufahrzeugen einen steigenden Anteil von klimaneutralen Modellen nachweisen. „Wir wissen, welches Juwel diese Produktion ist“, sagte Hermann zu Betriebsratschef Bruno Buschbacher. Das sei eine „erfreuliche Botschaft“ – kein Wunder angesichts vieler Hiobsmeldungen von den Pkw-Herstellern. Die über 3.000 Arbeitsplätze bei Daimler Buses in Mannheim sind sicher. Die Landesregierung wolle den Transformationsprozess gut begleiten und dafür sorgen, dass „Arbeit und Wohlstand hierbleiben“, hatte er schon zu Beginn des Werksrundgangs betont. Hermann hat auch sehr persönliche Erfahrungen mit E-Bussen gemacht, als er an einer Durchgangsstraße wohnte, wie er verrät. „Den Unterschied zu Diesel-Bussen hören Sie gewaltig“, erinnert er sich heute noch.
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