Ludwigshafen. Die massiven Sparprogramme des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF sorgen für anhaltende Kritik. Es könne keine Lösung sein, in Deutschland Stellen zu streichen und in China die Investitionen massiv auszubauen, sagen die Mannheimer und Ludwigshafener SPD-Bundestagsabgeordneten Isabel Cademartori und Christian Schreider laut Mitteilung. „Einseitige Abhängigkeiten werden so verstärkt und unnötige Risiken für Lieferketten geschaffen.“ Ohnehin habe man in Ludwigshafen die Möglichkeit, „durch Investitionen in grüne Energie, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft die Region zukunftsfähig zu machen“. Das müsse „klare Priorität“ haben.
Der Chemiekonzern hatte schon länger wegen der hohen Energiekosten und der schwachen Konjunktur Einschnitte angekündigt. Am vergangenen Freitag schließlich war bekannt geworden, dass die BASF im Stammwerk große Anlagen stilllegt und insgesamt 2500 der knapp 35 000 Arbeitsplätze abbaut. Betriebsrat und Gewerkschaft bezeichneten die Sparprogramme als überzogen. Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) sprach von einem „deutlichen Warnsignal“.
Stellenabbau und gleichzeitig hohe Dividenden für Aktionäre?
BASF-Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller erneuerte am Freitag seine grundsätzliche Kritik: „Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung.“ Dazu kämen bürokratische Genehmigungen und hohe Kosten. „Zusätzlich belasten jetzt die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.“
Auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Armin Grau und Matthias Jurczak, Sprecher des Grünen-Kreisverbandes Ludwigshafen, fordern Forschung und Entwicklung vor Ort, um die Energiewende umzusetzen. „Klagen der BASF über zu viel Bürokratie in Europa sind zum Teil verständlich; Bürokratieabbau darf aber nicht zu Lasten von Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutz gehen“, wird Grau in einer Mitteilung zitiert. „Sehr irritierend ist es, Stellenabbau und gleichzeitig hohe Dividenden für Aktionäre anzukündigen.“
Aktienkurs verliert leicht
Derweil ist der Kurs der BASF-Aktie am Montag leicht ins Minus gerutscht (um 0,4 Prozent auf 47,89 Euro). Am Freitag hatte der Kurs noch acht Prozent verloren und war Schlusslicht im Leitindex Dax.
Analyst Tim Jones von Deutsche Bank Research sieht die BASF in einem „perfekten Sturm“ aus schwächelnder Nachfrage, Lagerbestandsabbau bei den Kunden und inflationärem Kostendruck.
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Die von dem Chemiekonzern angekündigte, dauerhafte Schließung europäischer Produktionsstätten untermauere ihre These von einer Deindustrialisierung Europas, schreibt Analystin Georgina Fraser von Goldman Sachs in einer Branchenstudie vom Montag. Dies gelte insbesondere für die Schließung der Anlage zur Herstellung des Kunststoffvorprodukts TDI. Diese Anlage stehe allein für rund 30 Prozent der europäischen sowie acht Prozent der globalen Produktionskapazitäten. Davon profitiere wiederum vor allem Covestro als einzig verbliebener, kostengünstiger TDI-Hersteller, so Fraser.
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