Kommentar Sparpläne der BASF: Bedrohliche Folgen

Der Chemiekonzern legt einen nicht unerheblichen Teil seiner Produktion still. Bettina Eschbacher zu den Sparplänen der BASF - und der Auswirkung auf den Standort Ludwigshafen

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Bettina Eschbacher
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Vor einem Jahr noch war die Angst groß, dass das BASF-Stammwerk bei einem Boykott russischen Gases komplett stillstehen könnte. Das Schreckensszenario war nicht unrealistisch angesichts der großen Abhängigkeit Deutschlands von den Lieferungen aus Russland. Wenn bei BASF weniger als die Hälfte der bis dahin üblichen Gasmenge angekommen wäre, hätte das Herzstück des Unternehmens komplett herunterfahren müssen. Diese Gefahr ist inzwischen gebannt. Das Gas kommt jetzt aus anderen Ländern. Auch hat der Konzern viel nachjustiert an den Anlagen und könnte inzwischen mit deutlich weniger Gas auskommen.

Doch was die BASF jetzt vorhat, könnte langfristig ebenfalls bedrohliche Folgen für das pfälzische Stammwerk haben. Der Chemiekonzern legt einen nicht unerheblichen Teil seiner Produktion still, darunter den riesigen TDI-Komplex und eine von zwei Ammoniak-Anlagen. Auf der Webseite wird die Ammoniak-Produktion noch als „seit 100 Jahren unverzichtbarer Bestandteil des Produktionsverbundes“ bezeichnet. Die Ammoniaksynthese im 20. Jahrhundert durch das Haber-Bosch-Verfahren war damals ein riesiger Technologiesprung. Aber gegen die enorm gestiegenen Energiekosten helfen historische Erfolge nicht.

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Schlimmer noch ist, dass die geplanten Struktur-Maßnahmen der BASF nur der Anfang einer massiven Schwächung des Werks Ludwigshafen, aber auch des Industriestandorts Deutschland sein könnten. Zu bürokratisch, zu reguliert, zu langsam sind die EU und Deutschland für Spitzenmanager wie BASF-Chef Brudermüller. Und jetzt auch noch die drastisch gestiegenen Energiekosten.

Andere Regionen wie die USA bieten billige Energie, winken mit Steuervorteilen, hoher Nachfrage und schnellen Genehmigungen. Dazu kommt: Die europäischen Unternehmen und besonders die Chemiebranche müssen in den kommenden Jahren riesige Investitionen für die ökologische Transformation stemmen.

Im Wettbewerb der Standorte innerhalb der BASF musste das größte und historisch bedeutsamste Werk in Ludwigshafen immer wieder nachjustiert werden. Schmerzhafte Veränderungsprozesse sind nicht neu. Trotzdem konnte das Stammwerk seine Spitzenposition in vielen Bereichen verteidigen. Dieses Mal könnte es anders ausgehen.

Größte Chance des Werks ist dabei, sich als technologischer Vorreiter bei grünen Projekten zu positionieren. Doch dafür muss die Politik Infrastruktur und Rahmenbedingungen verbessern – und zwar sehr schnell.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.