Ludwigshafen. Zum ersten Mal stellt Markus Kamieth als Vorstandsvorsitzender der BASF in einer Telefonkonferenz mit Journalisten die Quartalszahlen vor. Natürlich geht es dabei nicht nur um die nackten Zahlen - sondern auch um Grundsätzliches.
So war Kamieth in jüngster Zeit verwundert, dass der Stammsitz Ludwigshafen in der öffentlichen Diskussion das eine oder andere Mal in Frage gestellt wurde. Der Manager bekräftigt deshalb seine „Liebeserklärung“, die er schon vor einigen Wochen auf dem sozialen Netzwerk Linkedin gepostet hatte: „Die BASF der Zukunft wird sich auf einen starken, wettbewerbsfähigen und auch dann profitablen Standort Ludwigshafen verlassen“, sagt Kamieth. „Ludwigshafen wird ein starker Pfeiler des zukünftigen Erfolgs bleiben.“ Und ebenso „für lange Zeit der größte und wichtigste Produktionsstandort der BASF“.
Gleichwohl stellt Kamieth klar, dass schwierige Aufgaben zu lösen sind. So ist in Europa und auf dem Heimatmarkt kein starkes Wachstum mehr zu erwarten. Früher wurde aus Ludwigshafen viel in die Welt exportiert, auch das wird künftig weniger der Fall sein. Denn der Wettbewerb ist härter, vor allem in den USA und in asiatischen Ländern lässt sich wegen der niedrigeren Energiepreise günstiger produzieren. Und da wäre noch ein großer Brocken: der Abschied von fossilen Energien. Kamieth nennt es die „grüne Transformation“.
Erste Details zum Zielbild soll es Ende September geben
All diese Punkte werden sich im Zielbild für Ludwigshafen wiederfinden, an dem momentan hinter den Kulissen gebastelt wird. Kamieth will noch nicht zu viel verraten; er geht davon aus, dass auf dem Kapitalmarkttag Ende September erste Details spruchreif sein werden. Ebenso starten im Herbst die Verhandlungen über eine neue Standortvereinbarung für Ludwigshafen. Die aktuelle läuft noch bis 2025. Sie schützt rund 33 500 Beschäftigte der BASF SE vor betriebsbedingten Kündigungen und garantiert Investitionen. Kamieth ist guter Dinge, dass sich Management und Arbeitnehmervertretung wie in den Vorjahren verständigen werden. Er gibt allerdings zu bedenken: Die Bedingungen der neuen Standortvereinbarung müssen zum Zielbild passen.
Im Gegensatz zu Werksleiter Uwe Liebelt, der kürzlich auf einer Veranstaltung den Standort Deutschland heftig kritisiert hatte („Die Rahmenbedingungen werden kontinuierlich schlechter“), hört sich Kamieth diplomatischer an. Zwar habe die Politik die heimische Industrie aus den Augen gelassen, doch verspüre der Konzernchef nun wieder positive Signale. Es gebe Initiativen aus Berlin und Brüssel, berichtet Kamieth - um im gleichen Atemzug zu sagen, dass es am Ende mehr auf Taten und weniger auf Worte ankomme. Die Wettbewerbsfähigkeit Europas müsse jedenfalls Priorität haben.
Ludwigshafen steht bereits stark unter Druck. Der Standort muss eine Milliarde Euro einsparen. Hinzu kommen der bereits beschlossene Abbau von 2500 Arbeitsplätzen und Anlagenschließungen.
„Die Identifizierung von Einsparmaßnahmen ist nahezu abgeschlossen, diese können wir in Kürze zügig umsetzen“, erklärt Finanzchef Dirk Elvermann. Konkreter wird er nicht, auch nicht zur Zahl betroffener Stellen. Dass weitere Anlagen dichtgemacht werden, schließt Elvermann nicht aus. Bei allem Tempo: Kamieth widerspricht dem Eindruck, ein Kostensparprogramm dieser Größenordnung sei leicht umzusetzen. „Wir müssen jeden Stein umdrehen, denn die Milliarde liegt nicht mal eben so am Werkstor.“
Aktionäre dürfen auf die künftige Dividendenpolitik gespannt sein
Die BASF hat im zweiten Quartal die gesunkenen Verkaufspreise und die deutlich schlechteren Geschäfte mit Agrarchemikalien zu spüren bekommen. Zudem belasteten weiterhin negative Währungseffekte, höhere Absatzmengen konnten diese nicht ausgleichen. Der Umsatz schrumpfte in den drei Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 16,1 Milliarden Euro. Die Ziele für 2024 bestätigt der Chemiekonzern. Für das Jahr peilt die BASF weiterhin ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie Sondereinflüssen zwischen acht und 8,6 Milliarden Euro an - nach knapp 7,7 Milliarden Euro im Vorjahr.
Allerdings kann die Anleger das nicht über den Verlauf des zweiten Quartals hinwegtrösten. Am Freitagnachmittag steht der Aktienkurs mit 2,5 Prozent im Minus.
Aktionärinnen und Aktionäre dürfen auf die künftige Dividende gespannt sein. In schwierigen Phasen war sie zuletzt zumindest konstant bei 3,40 Euro je Aktie gehalten worden.
Für 2023 hatte die BASF insgesamt drei Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet - aus dem freien Cashflow. Dieser dürfte künftig allerdings nicht mehr so üppig ausfallen. Immerhin hat die BASF milliardenschwere Investitionen zu stemmen, vor allem den neuen Verbundstandort in China. Laut „WirtschaftsWoche“ wird im laufenden Geschäftsjahr der Höhepunkt der Abflüsse für den Bau erreicht.
Elvermann gibt noch keine Prognose ab, er verweist auf den Kapitalmarkttag im September. „Wir werden darüber sprechen. Wir sind uns bewusst, dass eine attraktive Dividende für die BASF-Aktionäre eine hohe Bedeutung hat.“
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