Rhein-Neckar. Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat auf dem Weg zur Rettung aus der Insolvenz ein wichtiges Etappenziel erreicht. Wie erwartet hat das Amtsgericht Essen Anfang April das Insolvenzverfahren für das Unternehmen eröffnet, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung des Gerichts hervorging.
Damit können nun die Gläubiger ihre Forderungen gegenüber Galeria beim Insolvenzverwalter anmelden. Laut Mitteilung des Gerichts müssen die Gläubiger ihre Forderungen bis 14. Mai einreichen. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Stefan Denkhaus bestimmt, der bisher schon als vorläufiger Verwalter eingesetzt war. Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete die Insolvenz als „weiterhin bitter“ für die Beschäftigten, glaubt aber an die Zukunft von Warenhäusern in Innenstädten.
Auch Bernd Beetz wurde als möglicher Bieter genannt
Die Gespräche mit einem möglichen neuen Eigentümer für das Unternehmen laufen bereits. Die verbindliche Angebotsfrist war vor einer Woche abgelaufen. Denkhaus hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass es vier Bieter gibt. Mit zweien sollte final verhandelt werden. „Beide Interessenten verfügen über große Erfahrungen im deutschen Einzelhandel und verfügen auch über die für das anstehende Investment erforderlichen Mittel“, hatte Denkhaus gesagt. Die Namen der möglichen Investoren nannte er nicht.
Im Kreis der möglichen Bieter wurde auch Bernd Beetz, Präsident des SV Waldhof Mannheim, genannt. Er kennt Galeria aus seiner Zeit als Aufsichtsratschef. Laut Medienberichten solle er für den amerikanischen Kosmetikkonzern Coty verhandeln, deren Vorstandsvorsitzender Beetz elf Jahre lang war.
Mit der Eröffnung des Verfahrens übernimmt Denkhaus die Geschäfte von Galeria. Er will den Verkauf noch im Laufe des Aprils abschließen. Die letzte Entscheidung über eine Übernahme durch einen neuen Eigentümer trifft die Gläubigerversammlung. Diese wird am 28. Mai in der Messe Essen zusammenkommen, um über den von Denkhaus erstellten Insolvenzplan abzustimmen.
Bangen in Mannheim, Heidelberg, Speyer und Viernheim
Nach zwei abgeschlossenen Insolvenzverfahren in gut zweieinhalb Jahren sind bundesweit von zuvor mehr als 170 nur noch 92 Warenhäuser übrig, davon vier in der Metropolregion Rhein-Neckar: in Mannheim, Heidelberg, Speyer und Viernheim. Zuletzt wurde im Januar das Kaufhaus am Heidelberger Bismarckplatz geschlossen. Das gleiche Schicksal drohte lange Zeit dem Standort im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum. Dort wurde jedoch noch eine Einigung mit dem Vermieter erzielt, so dass die Filiale wieder von der Streichliste des Konzerns genommen wurde.
Anfang Januar, da waren noch nicht alle im vorherigen Insolvenzverfahren beschlossenen Kaufhaus-Schließungen vollzogen, stellte Galeria beim Amtsgericht Essen den dritten Insolvenzantrag. Seitdem bangen die Beschäftigten an den vier Standorten in der Region erneut um ihre Zukunft. In Mannheim und Heidelberg sind das nach Angaben von Verdi-Gewerkschaftssekretärin Sabine Möller etwa 200 Menschen. „Wir brauchen die Warenhäuser auch für die beiden Innenstädte, sie sind dort immer noch wichtige Ankerpunkte“, hatte Möller im Januar dieser Redaktion gesagt.
Für Zuversicht sorgt die Nachfrage in den vergangenen Monaten. Im Kaufhaus am Mannheimer Paradeplatz haben sich nach Aussage des dortigen Geschäftsführers Niko Rauch die Umsätze zuletzt positiv entwickelt, vor allem in den Bereichen Schmuck, Parfüm, Strümpfe und Süßwaren.
Doch wie viele andere Standorte ächzt auch die Mannheimer Filiale unter einer hohen Miete - und das, obwohl die Immobilie, wie der gesamte Warenhauskonzern, ebenfalls im Eigentum von Signa ist, wenn auch in einer anderen Gesellschaft. Etwa 20 Prozent des Umsatzes in Mannheim gehen für Mietzahlungen drauf - eine Quote, die aus Sicht von Handelsexperten viel zu hoch ist. In anderen Warenhäusern soll der Anteil sogar bei 25 bis 30 Prozent liegen.
Deshalb ist es das Ziel des Insolvenzverwalters, die Mieten zu reduzieren. Er strebt je nach Filiale eine Umsatzmiete von sieben bis elf Prozent an, bei besonders gut laufenden Geschäften etwas mehr. „Es macht keinen Sinn, eine Filiale mit mehr als 30 Prozent Mietbelastung fortzuführen“, so Denkhaus. In den Filialen, die sich in Immobilien im Besitz der Signa befinden, sind die Mieten vielfach deutlich höher. Bereits im Januar hatte Denkhaus angekündigt, Filialen zu schließen, wenn es kein Entgegenkommen durch die Vermieter geben sollte.
„60 plus X“ Filialen will der Insolvenzverwalter erhalten
Wie viele Filialen übrig bleiben, ist noch offen. Nach Angaben von Denkhaus soll es um eine Übernahme von mindestens „60 plus X“ Filialen gehen. „Wie groß dieses X ist, wissen wir heute noch nicht“, hatte er in der vergangenen Woche gesagt.
Viele der insgesamt 12 800 Beschäftigten müssen deshalb um ihren Arbeitsplatz bangen. „Wir versuchen, das bestmögliche Filialnetz zu erhalten und kämpfen wirklich um jede Filiale“, sagte Denkhaus. „Für die Beschäftigten ist diese Insolvenz weiterhin bitter. Seit Jahren haben sie auf Teile ihres Lohns verzichtet, um ihre Arbeitsplätze zu retten“, sagte das für Handel zuständige Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer der Deutschen Presse-Agentur. (mit dpa)
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