Fachkräftesicherung

Auf die Plätze, fertig, Job

Die Aufstiegshelfer wollen Jugendliche beim Einstieg ins Berufsleben unterstützen. Auch die Firmen profitieren

Von 
Stefanie Ball
Lesedauer: 
Der Ball muss ins Loch: Vorstandsvorsitzender Stefan Fuchs (v.l.), Leon Gimmy sowie Moritz Leitl, einer der Studierenden, die Leon mitbetreuen wird. © Stefanie Ball

Leon Gimmy ist 15 Jahre alt, spielt seit acht Jahren beim SLC in Ludwigshafen in der Landesliga und träumt von einem Leben als Fußballprofi. „Es muss aber auch einen Plan B geben“, weiß Leon, und der liegt, vielleicht, bei der Fuchs SE in Mannheim. Den Vorstandsvorsitzenden des Schmierstoffherstellers, Stefan Fuchs, hat er jedenfalls schon einmal kennengelernt, bei einem – klar Fußball-Event – im Soccerpark Rhein-Neckar in St. Leon-Rot.

Anpfiff fürs Berufsleben

Dort trafen am Montagabend die Aufstiegshelfer, das sind Unternehmen, die sich im Rahmen der Initiative „Anpfiff ins Leben“ bei der Berufsorientierung junger Menschen engagieren, auf ihre „Schützlinge“ – Jugendliche, die bald mit der Schule fertig sind und dann einen Job suchen. Seit mehr als zwanzig Jahren fördert der gemeinnützige Verein mit und in elf Partnersportvereinen aus der Metropolregion Rhein-Neckar junge Menschen. In sportlicher Hinsicht durch eine professionelle Jugendsportförderung in den jeweiligen Vereinen vor Ort. Aber auch mit Blick auf die Schule, wo „Anpfiff ins Leben“ Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfe anbietet, und eine spätere Ausbildung.

Mangel an Ausbildungsplätzen

Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen groß. Umgekehrt mangelt es auch ein Ausbildungsplätzen. Nach den Zahlen des Deutschen Gewerkschaftsbundes bilden beispielsweise in Rheinland-Pfalz nur 20 Prozent aller Betriebe aus. Knapp 23 000 Ausbildungsverträge seien im vergangenen Jahr abgeschlossen worden, ein Rückgang von knapp zwei Prozent im Jahresvergleich und ein Minus von 20 Prozent im Vergleich zu vor zehn Jahren.

Ab August 2024 gilt eine Ausbildungsgarantie. Junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb finden, haben ein Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung. dpa/sba

Um die geht es bei der Aufstiegshelfer-Initiative, die in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindet. Zentraler Bestandteil ist ein Praktikum, das die Unternehmen den „Schützlingen“ anbieten. Als Firmen mit dabei sind Fuchs, SAP, die AOK Rhein-Neckar-Odenwald, die Volksbank Kraichgau, die IT-Unternehmen Hochwarth und Rodias, Lenz Energie AG sowie Screenday Productions. „Die Firmen können sich als aufgeschlossen gegenüber jungen Leuten präsentieren und zeigen, ,bei uns kümmert sich der Chef darum‘“, betont Dietmar Pfähler, 1. Vorsitzender von „Anpiff ins Leben“.

Mehr zum Thema

Bildung

Es gibt erneut etwas mehr Erstklässler in der Region

Veröffentlicht
Von
Hans-Jürgen Emmerich
Mehr erfahren
40 Jahre

Viernheimer Kinderschutzbund stets zur Stelle

Veröffentlicht
Von
Bertram Bähr
Mehr erfahren
Morgenupdate

Die Nachrichten am Morgen für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Von
jab
Mehr erfahren

So gibt denn Stefan Fuchs am Montagabend sein Bestes, beim Auftaktevent, dem Fußball-Golf, einer Kombination von Golf und Fußball, bei dem der Fuß als Schläger fungiert, den Ball einzulochen. „Mit dem Fuß am besten über den Ball rollen“, rät Leon Gimmy und schiebt den Ball am letzten Hindernis gekonnt den kleinen Hügel hinauf, so dass er oben ins Loch kullert.

Wenn er Anfang nächsten Jahres sein Praktikum bei Fuchs absolviert, wird er dabei von Nora Kuzminskas und Moritz Leitl begleitet, die bei Fuchs eine Duales Studium machen. Auch das ist Teil der Aufstiegshelfer-Initiative – den Jugendlichen junge Auszubildende oder Studierende an die Seite zu stellen. „Wir sind noch nah dran, wenn wir einen Ratschlag geben, klingt das anders, als wenn ein Erwachsener etwas sagt“, sagt die 21-jährige Nora Kuzminskas, die Wirtschaftsingenieurwesen studiert.

Schwierige Berufswahl

Ausgewählt wurde Leon, der im nächsten Jahr seine Mittlere Reife erlangen wird, aus einer Gruppe Jugendlicher, die im Frühjahr bei einem von „Anpfiff ins Leben“ initiierten Projekt Bänke für den Ludwigshafener Fußballverein gezimmert haben. „Leon fiel auf, weil er die Jungs immer wieder motiviert hat, er hatte Spaß, war aber auch auf die Aufgabe fokussiert“, erzählt Corinna Glogger, die für „Anpfiff ins Leben“ die Kicker vom SLC betreut. Es gab ein Gespräch mit der Mutter, die sei ganz überrascht gewesen, dass ihr Sohn bei den Aufstiegshelfern mitmachen soll.

Auch das ist Ziel des Projekts: den jungen Menschen neue Perspektiven zu eröffnen, die von den Eltern oder Schulen vielleicht nicht gesehen werden. Und es geht darum, überhaupt ein Nachdenken über das Thema anzustoßen: Was mache ich eigentlich nach der Schule?

Dass das nämlich nicht immer einfach ist, musste Mohammad Mahmoodi erfahren. Der 17-Jährige hat erfolglos eine Lehrstelle gesucht. Er spielt seit 2016 beim FC Speyer 09, in dieser Saison in der Verbandsliga. Auch in Speyer ist „Anpfiff ins Leben“ aktiv, und Mohammads Betreuer im Verein, Jan Kamuf, riet ihm, weiter zur Schule zu gehen und sein Fachabitur zu machen.

Bei der AOK Rhein-Neckar-Odenwald hat Mahmoodi nun die Möglichkeit, Kontakte für den Berufseinstieg zu knüpfen. Umgekehrt können die Unternehmen Kontakte zu jungen Menschen aufnehmen, auf die sei bei der Arbeitsplatzsicherung dringend angewiesen sind. „Wir erfahren auf diese Weise, was die jungen Menschen von uns als Arbeitgeber erwarten“, unterstreicht Joachim Bader, Geschäftsführer der AOK Rhein-Neckar-Odenwald.

Den Sieg im Fußball-Golf hat im Übrigen das Trio der Lenz Energie errungen – nur 30 Schüsse für neun Löcher brauchte das Team.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen