Wirtschaft

SAP-Personalchef Cawa Younosi: Keine Entlassungen in Deutschland

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP baut weltweit 3000 Stellen ab, 200 davon in Deutschland. Warum der Stellenabbau hierzulande relativ glimpflich ablaufen könnte

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Alexander Jungert
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Blick auf ein Firmengebäude am SAP-Stammsitz Walldorf. © SAP SE

Walldorf. Um das Cloud-Geschäft zu stärken und insgesamt noch effizienter zu werden, will der Walldorfer Softwarekonzern SAP weltweit rund 3000 Arbeitsplätze abbauen, gut 200 davon in Deutschland. Das wurde am Donnerstag angekündigt. Halbwegs erleichternde Nachrichten gibt es nach Informationen des "Mannheimer Morgen" wenigstens für die Beschäftigten in Deutschland.

Wie sich diese Zahl des weltweiten Stellenabbaus auf einzelne Standorte verteilt, ist noch unklar. Auch Entlassungen sind möglich. Eine Restrukturierung sei nie eine einfache Entscheidung, aber sie sei notwendig, um in Zukunft weiterhin erfolgreich zu sein, sagte Vorstandssprecher Christian Klein.

Kein Einstellungsstopp geplant

Hierzulande solle es allerdings keine betriebsbedingten Kündigungen geben, erklärte Cawa Younosi, Personalchef von SAP Deutschland, dieser Redaktion. Unter dem „Rahmensozialplan“ soll mit jedem Betroffenen gesprochen und ihm oder ihr ein anderer Arbeitsplatz im Unternehmen angeboten werden. Younosi fügte hinzu, dass weiterhin eingestellt werde. Es gebe keinen Einstellungsstopp.

Cawa Younosi, Personalchef von SAP Deutschland. © SAP SE

Arbeitnehmervertreter äußerten scharfe Kritik an den Umbauplänen. Andreas Hahn, Vorsitzender des europäischen Betriebsrats, erklärte dem „Handelsblatt“: „Wir haben einen extrem hohen Anteil an hochtalentierten und motivierten Mitarbeitenden. Bei einem trotz widrigster Umstände so guten Ergebnis einen Personalabbau durchzuführen, halte ich für grundlegend falsch.“

Auch Analysten wunderten sich über die „gezielte Restrukturierung“, wie es das Unternehmen bezeichnet. „Das ist ein überraschend deutlicher Schritt“, sagte Mirko Maier von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dieser Redaktion.

SAP beschäftigt 112.000 Menschen weltweit

Die Kosten für den Stellenabbau gab Finanzvorstand Luka Mucic mit 250 bis 300 Millionen Euro an. Ab dem Jahr 2024 lägen die Einsparungen voraussichtlich bei 300 bis 350 Millionen Euro. Anders als 2019 konzentriere sich der Stellenabbau diesmal auf ausgewählte Geschäftsbereiche, sagte Mucic ohne weitere Details zu nennen. Daher gebe es auch keine Vorruhestandsangebote. SAP beschäftigt derzeit rund 112 000 Menschen rund um den Globus, die Zahl war zuletzt stets gewachsen.

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Der Konzern plant nun dort Einschnitte, wo man derzeit eher weniger Erfolg in den Kundengesprächen hat – bei der Kundenmanagement-software (CRM) etwa, die stärker in die Branchenlösungen für unterschiedliche Wirtschaftszweige integriert werden soll. Klein erklärte, dass Geld in den Kernbereich des Softwarekonzerns investiert werden soll – hier, bei der Software zur Unternehmenssteuerung (ERP), will er die Stellung von SAP noch ausbauen und den Marktanteil steigern, insbesondere in der Cloud. Die Cloud umfasst Mietsoftware über das Internet. Kunden erhalten sie im Abo und können jederzeit von überall aus und unabhängig von den Endgeräten darauf zugreifen.

Redaktion Alexander Jungert, 1980 in Bruchsal geboren, hat beim "Mannheimer Morgen" volontiert und ist seit 2010 Wirtschaftsredakteur. Während des Studiums arbeitete er unter anderem für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und den "Tagesspiegel" in Berlin. Schreibt am liebsten darüber, was regionale Unternehmen und deren Mitarbeiter umtreibt.