Kommentar Die Einschnitte bei SAP sind hart

Trotz sehr ordentlicher Bilanz will der Walldorfer Softwarekonzern SAP 3000 Stellen abbauen. Dass es sogar Entlassungen geben soll, ist untypisch, meint Alexander Jungert

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Alexander Jungert
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So schnell kann es gehen. In jüngster Zeit häuften sich die Abbaupläne von Tech-Konzernen wie Alphabet, Microsoft und Salesforce. Und man hat sich gewundert: SAP plant nichts dergleichen? Erst vor ein paar Tagen noch schloss Vorstandssprecher Christian Klein eine Umstrukturierung aus, „weil das Geschäft schlecht läuft“. Das tut es ja auch nicht. Nun aber gibt es eine Umstrukturierung mit anderer Begründung: Das Management will SAP stärker auf das Kerngeschäft – die Cloud – ausrichten und noch effizienter machen. Für die rund 3000 Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, macht diese Begründung keinen Unterschied. So schnell kann es gehen.

Klar, SAP baut weitaus weniger Stellen ab als beispielsweise Alphabet (12 000) oder Salesforce (8000). Harte Einschnitte sind es trotzdem, zumal die Jahresbilanz trotz widrigster Umstände sehr ordentlich ist und unter dem Strich ein Milliardengewinn steht. Dass es sogar Entlassungen geben soll, ist untypisch für den Walldorfer Konzern. Denn bei der vergangenen großen Umstrukturierung im Jahr 2019 wurden überwiegend großzügige Vorruhestandsregelungen und Freiwilligenprogramme angeboten.

Bestandskunden zögern

Grundsätzlich ist es richtig, dass SAP das Kerngeschäft in den Mittelpunkt stellt. Ein Unternehmen fährt immer am besten, wenn es sich darauf konzentriert, was es am besten kann. Und das sind bei SAP nun mal Produkte, mit denen Abläufe in Unternehmen gesteuert und Daten in Echtzeit verarbeitet werden können. Neuerdings betrifft das auch die Effizienz von Lieferketten und die Messung von CO2-Emissionen.

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Der Schritt des Managements zeigt, dass SAP offensichtlich Probleme im Kerngeschäft hat. Dass viele Bestandskunden zögern, die neue Produktgeneration in der Cloud einzuführen. Die Umstellung ist ihnen zu langwierig und zu teuer. Es fehlt ihnen der Nutzen. Der Softwarekonzern muss daher weiter investieren, um Kunden einen leichteren Umstieg zu ermöglichen. Siehe Kleins Projekt „Rise with SAP“. Der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an Qualtrics könnte dafür ordentlich Geld abwerfen.

Auch wenn neben dem Jobabbau weiter investiert wird: Das reicht nicht. Das Management muss darüber hinaus die Strategie schärfen und der Belegschaft erklären, wie sich SAP mit neuen Ansätzen – Stichworte Effizienz von Lieferketten und Messung von CO2-Emissionen – in die Zukunft führen lässt. Zuerst aber darf man gespannt sein, wie der Konzern die Einschnitte umsetzt

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft