Walldorf. Konzernchef Christian Klein erhält für 2021 rund 5,9 Millionen Euro. Weit oben im Vergütungs-Ranking finden sich auch zwei relativ neue Managerinnen. Was dahintersteckt - Fragen und Antworten dazu.
Wie setzt sich die Gesamtvergütung zusammen?
Das Vergütungssystem bei SAP ist komplex. Es gibt, grob gesagt, erfolgsunabhängige Bestandteile wie das Grundgehalt - und erfolgsabhängige (variable) Bestandteile. Diese machen bei allen Vorstandsmitgliedern mehr als 50 Prozent, bei Vorstandssprecher Christian Klein rund zwei Drittel der Zielvergütung aus. Sie richten sich danach, inwieweit zuvor vereinbarte Ziele erreicht worden sind. SAP knüpft die variable Vergütung neuerdings stärker an Nachhaltigkeitsziele, darunter etwa die Treue der Kundschaft, den Stolz der Beschäftigten auf das Unternehmen und einen geringeren Verbrauch an klimaschädlichem CO2. Es gibt kurzfristige und langfristige Vergütungskomponenten; die langfristigen werden mit mehrjähriger Verzögerung ausgezahlt.
Was hat Vorstandssprecher Christian Klein für 2021 bekommen?
Klein hat 2021 von den guten Geschäften des Softwarekonzerns profitiert. Er verdiente rund 5,9 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es bei gleicher Berechnungsmethode 1,1 Millionen Euro (aufgrund gesetzlicher Vorgaben ist die Berechnungsmethode umgestellt worden). Im Gesamtverdienst des Managers ist auch eine Zusatzvergütung von 1,1 Millionen Euro enthalten - für Leistungen im ersten Jahr der Corona-Pandemie. Die für 2020 bestimmte Summe kam aber erst im vergangenen Jahr zur Auszahlung.
Welche zwei Personen ragen heraus?
Julia White und Sabine Bendiek. Beide sind 2021 das erste Jahr im Vorstand gewesen - und haben im Vorfeld offenbar gut verhandelt. Ihre Vergütung beträgt mehr als vier Millionen Euro. SAP hatte die Managerinnen von Microsoft abgeworben. Sowohl White als auch Bendiek erhielten „Ausgleichszahlungen“, die für entgangene Optionen oder andere Bonuszahlungen bei Microsoft entschädigen. White ist Marketing-Chefin von SAP und soll die Kundschaft noch stärker von den Produkten der Walldorfer überzeugen. Bendiek trägt die Verantwortung für weltweit rund 107 000 Mitarbeiter sowie für die Geschäftsprozesse. Die Managerin, die viele Jahre in der Nähe von Weinheim gelebt hat, soll SAP schneller in die Cloud führen - also zum wachsenden Geschäft mit Mietsoftware über das Internet.
Was ist im Vergütungsbericht noch spannend?
Ganz klar das Kapitel „Vergütung an ausgeschiedene Vorstandsmitglieder“. Wie zu sehen ist, kommt SAP vor allem der Abschied von Bill McDermott teuer zu stehen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende - seit November 2019 nicht mehr im Unternehmen - erhält immer noch erfolgsabhängige Vergütungen. Sie belaufen sich für das Jahr 2021 auf rund zwei Millionen Euro. Auch die ehemalige Co-Chefin Jennifer Morgan, die nur ein paar Monate an der Seite von Klein gewesen und im Frühjahr 2020 ausgeschieden ist, bekam im vergangenen Jahr noch mehr als 1,3 Millionen Euro.
Wie begründet SAP die millionenschweren Vergütungen des Vorstands grundsätzlich?
„Die Vergütung des SAP-Vorstands soll der anspruchsvollen Aufgabe der Vorstandsmitglieder Rechnung tragen, ein globales Unternehmen in einer schnelllebigen Branche zu führen“, heißt es im Vergütungsbericht. Die Bezahlung müsse „international konkurrenzfähig“ sein, um hoch qualifizierte Führungskräfte zu gewinnen. Was die einzelnen Spitzenmanager erhalten, legt der Aufsichtsrat mit Unterstützung verschiedener Ausschüsse fest.
Warum ist die Veröffentlichung der Zahlen momentan brisant?
Rund 24 500 Beschäftigte von SAP in Deutschland werden den Vergütungsbericht wohl besonders aufmerksam lesen. Denn Arbeitnehmervertreter kritisierten das aus ihrer Sicht zu niedrige Plus von rund drei Prozent in der jüngsten Gehaltsrunde. Auch viele Beschäftigte hätten sich mehr gewünscht, war aus Walldorf zu hören. Bei einer Umfrage der IG Metall kurz vor den Betriebsratswahlen kam heraus: Bis zu zwei Drittel der Befragten in den ersten drei Gehaltsstufen halten ihr Einkommen bezogen auf ihre Leistung für unangemessen. Die gesamte Vergütung der Beschäftigten von SAP speist sich aus mehreren Töpfen: Grundgehalt, Boni, Aktienbeteiligungsprogramme sowie Prämien. Personalchef Cawa Younosi hatte zuletzt verstärkt auf die Aktienbeteiligungen hingewiesen.
Was haben die Mitglieder des Aufsichtsrats erhalten?
Das Gremium hat 18 Mitglieder, durch Wechsel im vergangenen Jahr stehen mehr als 20 Personen auf der Liste. Insgesamt flossen rund 3,86 Millionen Euro in die Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder, ein ähnlicher Wert wie im Jahr 2020. Der Vorsitzende und SAP-Mitgründer Hasso Plattner bekam 345 600 Euro, ein leichtes Plus.
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