Mannheim. Fünf große Baukräne drehen sich derzeit über dem Roche-Werksgelände am Mannheimer Altrhein. Entlang der Straßen innerhalb des Werks passiert man immer wieder große Baustellen, kleine Containerdörfer und hohe Sandberge. Es wird kräftig investiert am drittgrößten Standort des Schweizer Pharmakonzerns. Rund 250 Millionen Euro lässt sich das Unternehmen die aktuellen Erweiterungen und Modernisierungen kosten.
Seit 2016 wurden hier rund 880 Millionen Euro ausgegeben. „Die hohen Investitionszahlen bestätigen das Vertrauen des Konzerns in den Mannheimer Standort“, sagt Claus Haberda, Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Controlling und Finanzen der Roche Diagnostics. Als sehr bedeutender Standort innerhalb des Konzerns profitiere Mannheim überproportional von den Investitionen.
Fuhrpark wird elektrisch
Man muss aber gar nicht weit auf das Gelände vordringen, um die größte Veränderung zu begutachten. Am Haupteingang an der Sandhofer Straße klafft nach dem Rückbau des intern als Nummer 211 bezeichneten Verwaltungstrakts mit der Wendeltreppe ein riesiges Loch. „Das Verwaltungsgebäude stammte aus den 1970er Jahren und war damals modern“, sagt Haberda. „Aber energetisch war der Bau nicht mehr wirtschaftlich.“
Einen gleichwertigen Ersatzbau an dieser Stelle wird es nicht geben. Stattdessen solle die frei werdende Fläche grün und „sehr viel offener“ gestaltet werden. Derzeit laufe ein Architektenwettbewerb mit vier renommierten Büros. „Wir wollen erlebbare Parklandschaften schaffen und transparenter werden“, kündigt Werkleiter Martin Haag an, „einen Arbeitsort, der sich der Arbeitsweise und Tätigkeiten der Mitarbeitenden anpasst“. Denkbar seien auch ein kleines Museum oder ein Eventcenter für die Bevölkerung.
Diese einschneidende Veränderung, verbunden mit den permanenten Investitionen gehört zu den Anstrengungen, als Unternehmen nachhaltiger zu werden. Bis 2025 will Roche in Mannheim den Energieverbrauch um zehn, den Wasserverbrauch um 15 Prozent reduzieren. Der CO2-Verbrauch soll sogar um 40 Prozent sinken. Dafür soll der Fuhrpark für Mitarbeitende im Außendienst und Vertrieb komplett auf elektrischen Antrieb umgestellt werden. „Das geschieht nicht durch Freikaufen oder dem Erwerb von Zertifikaten“, stellt Haberda klar, „es handelt sich um eine echte Primäremissionsvermeidung.“
Mehr Direktbelieferung möglich
Als wichtigstes Projekt betrachtet Haag den Ausbau der Diagnostik-Produktion mit rund 106 Millionen Euro: „Hier entsteht Zukunft. Wir sind stolz, diese Investition bekommen zu haben.“ 91 Millionen Euro fließen in ein neues Distributionszentrum, mit dem die wachsende Zahl an Aufträgen bewältigt und das künftige Wachstum in Europa, dem Nahen Osten und Afrika gesichert werden könne. Von dem neuen Zentrum aus solle ausschließlich eine Direktbelieferung der Kunden wie Großlabore und Großkliniken erfolgen und der Umweg über Distributionszentren überflüssig werden.
Auch die rund 250 Beschäftigten des globalen Kundensupport-Centers, die derzeit noch in einem Gebäude im Wohlgelegen arbeiten, werden bald umziehen. Im Herzen des Werks entsteht für sie ein Neubau für rund 50 Millionen Euro.
Apropos Mitarbeitende: Für viele ist wieder Homeoffice angesagt. Ein Modell, das auch in Zukunft in Frage kommt: „Einige Mitarbeiter würden gerne weiterhin ein bis zwei Tage von zu Hause arbeiten“, sagt Andreas Schmitz, Geschäftsführer für Personal bei Roche Diagnostics. „Wir überlassen das den Teams und wollen das nicht festlegen“, ergänzt Haag. Die Zahl der Arbeitsplätze solle stabil bleiben. In den Investitionen am Standort sieht er einen Beitrag, „um sichere Arbeitsplätze zu erhalten“. Dazu gehört auch die Modernisierung des Kasinos für 9,2 Millionen Euro. Bis zum Frühjahr soll es fertig sein. Derzeit ist die Essensausgabe in ein großes Zelt ausgelagert.
Die Zahl der Auszubildenden will Roche leicht erhöhen. „Der Bedarf ist da, aber es wird auf dem Arbeitsmarkt nicht einfacher“, gesteht Schmitz. Um im Wettbewerb mit anderen Unternehmen zu bestehen, setzt Roche auf die interne Weiterbildung seiner Mitarbeitenden. „Lebenslanges Lernen“ soll die Antwort auf den Strukturwandel sein.
Als „echte Herausforderung“ bezeichnet Haag die derzeitigen Schwierigkeiten bei Lieferungen. „Wir fliegen sehr viel, weil unsere Produkte limitierte Laufzeiten haben und damit für Schiffstransporte weniger geeignet sind.“
Im nächsten Jahr steht ein großes Jubiläum an: 150 Jahre Werk Mannheim. „Das ist ein würdiger Anlass, um zu feiern“, kündigt Werkleiter Haag an. „Wir hoffen auf ein großes Fest mit allen Mitarbeitenden und ihren Angehörigen.“
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