Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden Martin Daum

Daimler Truck: Wird Karin Rådström bald Konzernchefin?

Karin Rådström wird schon lange als mögliche Nachfolgerin für den Daimler-Truck-Vorstandsvorsitzenden Martin Daum gehandelt. Warum die Chancen der schwedischen Ingenieurin jetzt gestiegen sind

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Alexander Jungert
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Karin Rådström bei einer Präsentation im Mercedes-Benz-Werk Wörth. © Dpa

Mannheim. Es spricht immer mehr dafür, dass Daimler Truck, einer der größten Nutzfahrzeughersteller der Welt, eine Chefin bekommt: Karin Rådström. Offensichtlich sind die Chancen für sie deutlich gestiegen.

Rådström (45) wird schon länger als mögliche Nachfolgerin des Vorstandsvorsitzenden Martin Daum (64) gehandelt, der im nächsten Frühjahr aufhört. Nun sickert durch: Konkurrent und Technologie-Chef Andreas Gorbach (49) soll sich überraschend aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Rådström verabschiedet haben – aus „sehr persönlichen Gründen“. So zumindest meldet es das „Manager Magazin“ und beruft sich auf Quellen im Umfeld.

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Alexander Jungert
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Damit scheint der Weg für Rådström frei zu sein. Aktuell verantwortet sie im Vorstand noch die Lastwagen der Marke Mercedes-Benz. Nach Informationen dieser Redaktion gilt ihr Blick auf Daimler Truck als übergreifender als jener von Gorbach, der hauptsächlich bei Forschung und Entwicklung versiert ist. Rådström, früher beim Rivalen Scania, genießt im Unternehmen hohes Ansehen. Intern, so ist zu hören, rechnen die meisten Beschäftigten damit, dass die Entscheidung zu ihren Gunsten ausfällt.

Die schwedische Ingenieurin Rådström ist relativ jung

Die schwedische Ingenieurin ist mit 45 Jahren relativ jung. Das kann ihr helfen, Daimler Truck durch die schwierigen Jahre der Transformation zu führen. Bis 2030 sollen bis zu 60 Prozent der in Europa verkauften neuen Lastwagen lokal emissionsfrei sein – mit Batterie und Wasserstoff.

Spricht sich der Aufsichtsrat tatsächlich für Rådström aus, wäre sie neben Merck-Chefin Belén Garijo aktuell die zweite Frau, die einen Dax-Konzern führt. Mit einem Umsatz von zuletzt 56 Milliarden Euro ist Daimler Truck allerdings drei Mal so groß wie Merck. Der Nutzfahrzeughersteller hat weltweit 104 000 Beschäftigte, 18 000 davon in der Region: am Standort Mannheim (Lkw-Motorenwerk und Kompetenzzetrum für Batterietechnologie sowie Daimler Buses) und am Standort Wörth (Lkw-Montage).

Aufsichtsratsvorsitzender Joe Kaeser: Verfechter von Diversität

Rådström als Vorstandsvorsitzende wäre auch insofern bemerkenswert, als Eva Scherer bereits das wichtige Finanzressort leitet. In der von Männern dominierten Maschinenbaubranche würde das Spitzenmanagement von Daimler Truck noch mehr herausstechen. Den Aufsichtsratsvorsitzenden Joe Kaeser dürfte das freuen, zumal er ein Verfechter von Diversität ist.

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Apropos Aufsichtsrat: Das Gremium könnte sich – neben festen Sitzungsterminen – jederzeit spontan zusammenschließen und über die Nachfolge von Daum entscheiden. Insider hoffen laut „Manager Magazin“ auf die Truck-Show IAA Mitte September in Hannover – eine große Bühne für Rådström, um sich als künftige Konzernchefin zu präsentieren. Von Daimler Truck selbst gibt es keinen Kommentar zur Personalie.

Obgleich im zweiten Quartal der Absatz der Kernmarke Mercedes-Benz um satte 22 Prozent eingebrochen ist, konzernweit verstärkt gespart werden und es in Wörth Kurzarbeit geben soll, steht Daimler Truck gut da. Daum und Rådström haben die Trucks seit der Abspaltung von der ehemaligen Daimler AG deutlich gestärkt.

Rådström ist seit 2021 im Unternehmen. Ihren Führungsstil hatte sie in einem Interview mit dieser Redaktion einmal als „tough love“, frei übersetzt als „hart, aber herzlich“, beschrieben. „Ich habe hohe Erwartungen an mein Team und an mich selbst“, sagte sie. Noch vor einigen Jahren war sie Profisportlerin – in der schwedischen Ruder-Nationalmannschaft.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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