Mannheim. Der Traktorenhersteller John Deere hat trotz Energiekrise und weltweiter wirtschaftlicher Unsicherheit ein weiteres Rekordjahr eingefahren. „Es läuft, und es läuft sogar sehr gut“, sagte Markwart von Pentz, Präsident der John-Deere-Landmaschinensparte, am Mittwoch in Mannheim. Der US-Konzern knackte im Geschäftsjahr 2022 erstmals die 50-Milliarden-Dollar-Marke beim Umsatz. Auch das Ergebnis stieg deutlich, auf 7,1 Milliarden Dollar.
Zu den guten Zahlen haben laut von Pentz mehrere Faktoren beigetragen: Zum einen profitierte John Deere davon, dass viele Landwirte für ihre Produkte zuletzt höhere Preise verlangen konnten - unter anderem für Fleisch und Getreide. Das Geld investierten viele offensichtlich in neue Maschinen - auch wenn diese teurer waren. „Wir konnten unsere eigenen gestiegenen Kosten am Markt weitergeben“, so von Pentz.
Dank an die Belegschaft
Gleichzeitig habe sich die hohe Fertigungstiefe im Konzern als Vorteil erwiesen - vor allem mit Blick auf die weltweiten Lieferkettenprobleme. Zwar standen auch am Mannheimer Standort - dem größten John-Deere-Werk außerhalb Nordamerikas - an einzelnen Tagen die Bänder still, weil Teile fehlten. Unter dem Strich habe man die Situation aber besser beherrscht als die Konkurrenz. „Insgesamt haben viele Wettbewerber Lücken gelassen, dadurch konnten wir Marktanteile gewinnen.“
Im Werk Mannheim mit seinen rund 3250 Beschäftigten liefen im Geschäftsjahr 2022 knapp 40 000 Traktoren vom Band, etwa 3000 mehr als im Vorjahr. Dass das trotz Lieferkettenproblemen möglich war, sei auch der „hochflexiblen Mannschaft“ zu verdanken. „Die Mitarbeiter sind teils sogar stundenweise nach Hause gegangen“, so von Pentz. „Da haben alle mitgezogen: die Belegschaft, der Betriebsrat. Das war einfach großartig und dafür sagen wir ganz herzlich Danke.“
Pufferspeicher für Gas eingerichtet
- Um auf mögliche Ausfälle bei der Gaslieferung vorbereitet zu sein, hat John Deere am Standort Mannheim zuletzt Pufferspeicher aufgebaut. „Damit könnten wir im Fall der Fälle einige Stunden oder auch einzelne Tage überbrücken“, sagt Markwart von Pentz.
- Der Traktorenbauer benötigt das Gas in seinem Mannheimer Werk vor allem bei der Farbgebung und in der Härterei.
- Auf dem Areal entsteht derzeit eine neue Lackieranlage. Sie soll Mitte 2024 fertig sein. Im Anschluss soll außerdem ein Teil der Traktorenendmontage modernisiert werden. Insgesamt ist mit dem Projekt eine Investition von rund 80 Millionen Euro verbunden.
Auch für das neue Geschäftsjahr erwartet der Landmaschinen-Chef in Mannheim eine gute Auslastung. Die Stückzahl im Werk soll weiter steigen und möglicherweise die 40 000er-Marke knacken. „Die Auftragsbücher für die nächsten sechs Monate sind schon gefüllt, und die Aussichten für die Landwirte bleiben überdurchschnittlich“, so von Pentz.
Gut lief es 2022 nicht nur in der Landmaschinensparte von John Deere, sondern auch bei der Konzerntochter Wirtgen Group. Zu ihr gehört das Vögele-Werk in Ludwigshafen mit seinen mehr als 1200 Beschäftigten. Dort ist das Geschäft mit Straßenfertigern gebündelt, inklusive Forschung und Entwicklung. „Wir hatten sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis eines der besten Jahre“, sagte Volker Knickel, Mitglied der Wirtgen-Geschäftsführung. Zwar sei der Markt in China relativ schwach gewesen, dafür habe das Unternehmen aber von den Infrastrukturprogrammen in Nordamerika profitiert. „Insgesamt ist die Nachfrage höher als das, was wir bauen können“, so Knickel.
Landwirtschaft wird digitaler
Deutlich erkennbar im John-Deere-Portfolio ist unterdessen der Wandel des Konzerns vom reinen Maschinenbauer zur sogenannten „Smart Industrial Company“. In der Landwirtschaft geht es dabei, vereinfacht gesagt, vor allem darum, den Bauern nicht nur einfache Traktoren zu verkaufen, sondern ihnen passende digitale Lösungen zu bieten: Sie sollen es Landwirten beispielsweise ermöglichen, Düngemittel deutlich gezielter - und damit reduzierter - einzusetzen. In Mannheim werden inzwischen Traktoren produziert, die der Landwirt schon vor dem Einsatz auf dem Feld vom Büro aus programmieren kann.
Auch bei Baumaschinen sind solche smarten Anwendungen laut Knickel zunehmend gefragt: So können Maschinen, die nacheinander im Straßenbau zum Einsatz kommen, miteinander vernetzt werden. „Wenn die eine Maschine weiß, was die nachfolgende machen soll, kann viel effizienter gearbeitet werden.“ Ein weiteres Thema sei die Elektrifizierung: Mitte 2023 bringt Wirtgen einen kleinen E-Straßenfertiger auf den Markt. Der Bedarf dafür sei da: „Wenn Sie zum Beispiel 2030 in London auf einer Baustelle arbeiten wollen, geht das nur noch mit einem emissionsfreien Fahrzeug.“
Im Traktorenbereich ist der Elektro-Antrieb dagegen noch weitgehend Zukunftsmusik, zumindest für größere Modelle ist die Leistungsdichte der Batterien zu gering.
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