Technologie

Wie Digitalisierung der Landwirtschaft nützen kann

Die Digitalisierung hält immer mehr Einzug in die Landwirtschaft. Traktoren fahren zentimetergenau über die Äcker. Was bringen die neuen Technologien? Ein Besuch in Sachsen-Anhalt mit John Deere

Von 
Alexander Jungert
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Durch die Führungslinien wissen die Fahrer, wo sie mit dem Spritzen oder Ernten beginnen sollen. Bearbeitete Flächen sind rot markiert. © Alexander Jungert

Magdeburg. In Sachsen-Anhalt, am Westrand der Magdeburger Börde, zwischen Wanzleben und Oschersleben, liegen die Flächen der Landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft GbR Groß Germersleben. Die Landeshauptstadt Magdeburg ist 30 Kilometer entfernt. Auf den Feldern werden unter anderem Raps und Getreide - Gerste, Dinkel und Weizen - für Nahrungsmittel angebaut. Dazwischen Windräder, die Ökostrom erzeugen.

Der Landmaschinenhersteller John Deere veranstaltet in einer kleinen Feldstation seine Nachhaltigkeitstage, eine Woche lang. Es scheint die richtige Zeit dafür zu sein: Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, wie wichtig eine stabile Lebensmittelproduktion zu angemessenen Preisen ist. Dabei ist die Landwirtschaft durch die wachsende Weltbevölkerung besonders gefordert, mehr zu produzieren und gleichzeitig die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Obendrauf kommen die Klimaschutzvorgaben der Europäischen Union.

Ein Traktor hackt das Feld. Die bunten Linien hat das Spurführungssystem von John Deere automatisch erstellt. © John Deere

„Nachhaltigkeit im Ackerbau“

John Deere will daher die Fläche deutlich steigern, die Landwirtinnen und Landwirte weltweit mit digitalen Lösungen bewirtschaften. In Zukunft könnte es Felder voller Daten geben. „Wir bauen unser Angebot an innovativen Technologien noch stärker aus“, erklärt Markwart von Pentz, Europa-Chef von John Deere. „Wir sind überzeugt, dass mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau und wirtschaftlicher Erfolg der Betriebe Hand in Hand gehen müssen.“

Laut einer Untersuchung des Branchenverbandes Bitkom stimmen 92 Prozent der befragten Landwirte der Aussage zu, dass digitale Technologien helfen, Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Ressourcen einzusparen. 81 Prozent sind überzeugt: Die Digitalisierung ermöglicht eine umweltschonendere landwirtschaftliche Produktion. Am häufigsten sind heute bereits Landmaschinen im Einsatz, die über GPS, einem globalen Navigationssatellitensystem, gesteuert werden (siehe Grafik).

© Bitkom Research

Zur Strategie von John Deere gehört es, das komplette Produktionssystem zu betrachten, also nicht nur einzelne Arbeitsschritte. Von der Aussaat über die Düngung, den Pflanzenschutz bis hin zur späteren Ernte wird etwa der Einsatz an Energie und Dünger analysiert und am Ende dem Output - der Ernte - gegenübergestellt. Um das zu veranschaulichen, eignet sich am besten die Tour in einem Traktor.

Ein Bildschirm im Führerhaus erinnert an ein Navi, das man aus dem Auto kennt. Die weiße Linie ist die Führungslinie, die ein System von John Deere automatisch erstellt. Wird der Traktor darauf gelenkt, geht es mit dem Auto-Piloten weiter. Bereits bearbeitete Flächen sind rot markiert.

AutoPath heißt das GPS-System von John Deere für die Präzisionslandwirtschaft. Es nutzt die Daten, die bei der ersten Überfahrt bei der Aussaat gesammelt werden, um eine präzise Reihenführung für alle nachfolgenden Überfahrten auf dem Feld festzulegen. Unabhängig vom Maschinentyp oder der Breite der Ausrüstung. Wenn dann später im Jahr automatisch Führungslinien erstellt werden, soll das Landwirten helfen - beim Spritzen von Pflanzenschutzmitteln oder beim Ausbringen von Nährstoffen. „Mit dieser Lösung wissen die Fahrer, in welchen Reihen sie beginnen müssen“, so John Mishler, Marketing-Manager für Präzisionslandwirtschaft bei John Deere.

Ein Beispiel für Düngung und Aussaat von Mais: Mit AutoPath sollen Landwirte das Saatgut direkt in der Nähe von zuvor abgelegten Güllebändern im Boden einbringen können. Dadurch nutzen die aufgehenden Pflanzen die Güllenährstoffe effizienter. Das bringt dem Landwirt auch insofern etwas, als industriell gefertigter Mineraldünger knapp und teuer geworden ist.

 Mannheim ist das größte Werk des US-Konzerns außerhalb Nordamerikas. In der Produktion sind weit mehr als 3000 Menschen beschäftigt.

Die Maschinen „made in Mannheim“ gehen zur Hälfte an Kunden in Westeuropa . Märkte sind auch Amerika, Australien und Neuseeland.

Der US-Konzern investiert in den nächsten Jahren knapp 80 Millionen Euro am Standort, unter anderem in eine neue Lackieranlage.

Noch heute ist die Fabrik bei vielen unter dem Namen „Lanz“ bekannt – John Deere hatte den Mannheimer Landmaschinenhersteller Heinrich Lanz in den 1950er Jahren übernommen.

Nach dem Motto „Nach der Ernte ist vor der Ernte“, muss das Ernteergebnis genau analysiert werden, um daraus Rückschlüsse für den Anbau der Folgefrucht zu ziehen. Mit einem speziellen „Ernte-Labor“ auf dem Mähdrescher soll das möglich sein. Anhand der Werte kann der Landwirt den Nährstoffentzug spezifisch für jede Fläche ermitteln und mit diesen Daten die Düngung der Folgefrucht festlegen.

Gezielte Behandlung von Pflanzen

Ziel der neuen Technologien ist es, das Gießkannen-Prinzip zu vermeiden. Also nicht einfach auf dem gesamten Feld Dünger und Pflanzenschutzmittel zu verteilen. Sondern beispielsweise nur dort gegen Schädlinge und Unkräuter zu spritzen, wo es wirklich notwendig ist.

Interessant ist, dass der mechanische Pflanzenschutz - etwa das Hacken - als Alternative zum chemischen Pflanzenschutz eine Renaissance erlebt. Denn mit dem Einsatz von GPS können Pflanzen mittlerweile sehr gezielt behandelt werden. Die Maschinen wissen zentimetergenau, wo sie stehen.

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Mannheim ist das größte Werk des US-Konzerns außerhalb Nordamerikas. In der Produktion sind weit mehr als 3000 Menschen beschäftigt.

Die Maschinen „made in Mannheim“ gehen zur Hälfte an Kunden in Westeuropa. Märkte sind auch Amerika, Australien und Neuseeland.

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Redaktion Alexander Jungert, 1980 in Bruchsal geboren, hat beim "Mannheimer Morgen" volontiert und ist seit 2010 Wirtschaftsredakteur. Während des Studiums arbeitete er unter anderem für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und den "Tagesspiegel" in Berlin. Schreibt am liebsten darüber, was regionale Unternehmen und deren Mitarbeiter umtreibt.