Mannheim. Der Landmaschinenhersteller John Deere stärkt seinen Mannheimer Standort und verlagert einen Teil seiner Produktion von den USA auf den Lindenhof. Laut Markwart von Pentz, Europa-Chef von John Deere, werden in Mannheim künftig noch mehr Traktoren der Reihe 6R produziert, die bisher teilweise noch in den USA gebaut wurden. Nun wird die Herstellung komplett nach Mannheim verlegt, jährlich sollen so hier etwa 2000 zusätzliche Traktoren vom Band rollen.
Für das gerade begonnene Geschäftsjahr 2019/2020 geht von Pentz allerdings trotzdem erst einmal davon aus, dass die Stückzahlen in Mannheim auf Vorjahresniveau bleiben – also bei rund 27 500 Traktoren. Grund seien drohende Rückgänge auf dem europäischen Markt. „Vor allem wegen der Agrarreformen ist die Stimmung unter den Landwirten momentan schlecht, schlechter als die tatsächliche Lage. Deshalb sind wir bei unseren Planungen vorsichtig“, sagt von Pentz. Insgesamt sei das Werk mit 27 500 Traktoren aber gut ausgelastet.
Startschuss für neues Modell
Gute Geschäfte erhofft man sich in Mannheim vor allem von dem neuen Modell 6M, das gerade in die Serienfertigung gegangen ist. „Da rechnen wir mit einer steigenden Nachfrage“, so der Europa-Chef. Die Traktoren dieser Reihe seien etwas einfacher ausgestattet und entsprechend günstiger als die 6R-Modelle. Gerade in Zeiten, in denen sich die Landwirte mit Investitionen eher zurückhielten und für einen neuen Traktor vielleicht nicht so viel Geld in die Hand nehmen wollen, sei man damit gut aufgestellt.
Auch die Mitarbeiterzahl soll in Mannheim stabil bleiben. Aktuell arbeiten am Standort 3423 Beschäftigte, rund 40 mehr als noch vor einem Jahr. Unter anderem habe man in der Produktion einige Leiharbeiter übernommen. In Vertrieb und Marketing hat das Unternehmen hingegen über ein freiwilliges Abfindungsprogramm Stellen abgebaut: Insgesamt seien an den Standorten Kaiserslautern, Mannheim und Bruchsal 30 bis 40 Mitarbeiter ausgeschieden. „In dem Bereich hatten wir etwas Speck angesetzt, da mussten wir uns verschlanken“, so von Pentz.
Um Planungs- und Investitionssicherheit für die nächsten Jahrzehnte zu haben, hat John Deere zuletzt Gespräche mit der Stadt Mannheim geführt. „Wir wollten wissen, ob die Stadt bei ihrer langfristigen Standortplanung für den Lindenhof noch vorsieht, dass dort eine Fabrik steht und ob wir dort weiter willkommen sind.“ Die Stadt habe sehr positiv und schnell reagiert. „Man hat uns klar versichert: Wir sind hier willkommen.“ Entsprechend gebe es keinerlei Pläne, das Werk zu verlagern.
Klaus Stein, Geschäftsführer der Gewerkschaft IG Metall in Mannheim, begrüßt die Entwicklung. „Wir freuen uns sehr, dass sich John Deere als tarifgebundenes Unternehmen langfristig zum Standort Mannheim bekennt“, sagt er. „Leben und Arbeiten gehören auf dem Lindenhof zusammen.“ Auch dass ein US-Konzern Produktionsvolumen vom Heimatmarkt an einen deutschen Standort verlagere, sei bemerkenswert. „Das zeigt, wie gut das Mannheimer Werk aufgestellt ist und wie hervorragend dort gearbeitet wird.“ An den Gesprächen mit der Stadt und John Deere sei die Gewerkschaft beteiligt gewesen. „Das waren sehr professionelle, konstruktive Gespräche von allen Seiten“, so Stein. Die IG Metall habe unter anderem Gesprächsbereitschaft zu Flexibilität in der Produktion zugesagt.
Geschäft mit Baumaschinen wächst
- In seiner Baumaschinensparte hat John Deere im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsatz (plus zehn Prozent) und Gewinn (plus 40 Prozent) deutlich gesteigert. Dazu trug auch die Wirtgen Gruppe bei, die der US-Konzern im Jahr 2017 übernommen hat. Zu ihr gehört wiederum der Straßenbaumaschinen-Hersteller Vögele in Ludwigshafen – nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Straßenfertigern. Dort arbeiten nach Angaben von Wirtgen-Geschäftsführer Rainer Otto derzeit rund 1100 Beschäftigte.
- Vor allem wegen der hohen Exportquote – rund 90 Prozent der Baumaschinen gehen ins Ausland – habe man die internationalen Handelskonflikte zu spüren bekommen. Gleichzeitig habe man aber Marktanteile ausbauen können. „Das Jahr war herausfordernd, aber wir haben es gut gemeistert“, sagt Otto.
- Insgesamt trägt die Baumaschinensparte etwa ein Drittel zum Gesamtumsatz des US-Konzerns bei. Er lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei umgerechnet rund 35,7 Milliarden Euro und damit fünf Prozent über dem Vorjahr-Umsatz. Der Nettogewinn stieg um 37 Prozent auf umgerech
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft/firmen_artikel,-john-deere-john-deere-staerkt-mannheimer-traktoren-werk-_arid,1561668.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html