Chemie

Spanische Fachkräfte für die BASF in Ludwigshafen

Von Tarragona nach Ludwigshafen. Seit knapp zehn Jahren unterhält die BASF eine Kooperation mit einer Schule in Spanien und dem katalonischen Bildungsministerium. Viele Austauschschüler bleiben in der Rhein-Neckar-Region

Von 
Stefanie Ball
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Die 29-jährige Tània Jiménez Jornet startete 2014 in dem BASF-Ausbildungsprojekt und arbeitet seit ihrem erfolgreichen Abschluss in der Hydramin-Fabrik. © basf

Ludwigshafen. Ein Drittel der jungen Menschen in Spanien ist arbeitslos. Da kann ein Angebot, beim deutschen Chemieunternehmen BASF eine Ausbildung zu absolvieren, ein Ausweg sein. Trotz der Strapazen, die das Arbeiten in einem fremden Land bedeutet. „Die größte Herausforderung war, die deutsche Sprache zu lernen“, sagt Marlon Castro Bajana, der sich vor acht Jahren für das grenzüberschreitende Projekt entschieden hat.

Jährlich starten 20 Jugendliche bei der BASF

Inzwischen ist der 33-Jährige, der als Chemikant bei der Spezialamin-Fabrik der BASF in Ludwigshafen arbeitet, voll integriert, verheiratet mit einer Deutschen und wenn er sich noch über etwas wundert, dann ist es das Wanderverhalten. „Meine Frau möchte immer wandern gehen, das finde ich interessant.“

Seit zehn Jahren, seit April 2013, besteht zwischen der BASF Espanola, der beruflichen Fachschule Institut Comte de Rius in Tarragona sowie der „Generalitat de Catalunya“, dem Bildungsministerium von Katalonien, eine Ausbildungskooperation. Jährlich beginnen zum Ausbildungsstart im September 20 spanische Jugendliche eine Berufsausbildung zum Chemikanten.

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Die dauert zwei Jahre und vier Monate, umfasst eine schulische Ausbildung in der Fachschule in Tarragona und betriebliche Praktika bei BASF in Ludwigshafen und am Produktionsstandort in Tarragona.

Für die BASF ist die Kooperation ein Erfolgsprojekt, das das Unternehmen am Dienstagnachmittag im Gesellschaftshaus in Ludwigshafen feierte. Mit dabei 18 junge Leute aus Spanien, die nach ihrer knapp zweieinhalbjährigen Ausbildung ihre Abschlusszeugnisse erhielten. Im Januar werden sie ihre – unbefristeten – Jobs in einem der BASF-Betriebe beginnen. 108 junge Spanier hat das Unternehmen im Rahmen der Ausbildungskooperation bereits übernommen, 40 befinden sich aktuell in Ausbildung. Nach erfolgreichem Abschluss und einem weiteren Praxisjahr in einem Produktionsbetrieb steht die Anerkennung als Chemikant.

Vorbereitung in Spanien

„Das ist eine Win-Win-Situation“, sagt Markus Hermann, Leiter der Aus- und Weiterbildung, an die 18 fertigen Absolventen gerichtet. „Wir bieten Ihnen eine gute, verlässliche Ausbildung, und Sie unterstützen uns als junge, innovative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Fachkräftesicherung ist eines der zentralen Themen für Unternehmen, zumal aktuell, wo der Mangel an Ausbildungs- und Arbeitskräften immer offensichtlicher wird. Jeder zehnte Chemikant, den BASF ausbildet, stammt mittlerweile aus dem grenzübergreifenden Projekt.

Dass der Austausch schon über viele Jahre funktioniert, führt Jürgen Kipper unter anderem auf die spezifische Abfolge der Ausbildungsmodule zurück. „Wir rekrutieren die Auszubildenden nicht direkt, sondern bereiten sie theoretisch und vor allem in der deutschen Sprache zunächst in Spanien vor, erst dann kommen sie nach Ludwigshafen“, betont der Leiter Ausbildung Produktionstechnik.

„Ein bisschen Abenteuerlust“

Dass es alles andere als leicht ist, das Land zu verlassen, weiß Tània Jiménez Jornet. „Es war hart“, sagt die 29-Jährige, die 2014 ihre Ausbildung begann und jetzt als Chemikantin in der Hydramin-Fabrik arbeitet. Die Sprache, das Essen, das Wetter, alles sei hier anders. „In Tarragona sind es gerade 15 Grad, und mir fehlt das Meer.“ Doch ihren Job will sie nicht missen, und sie würde den Weg auch wieder wählen. Marlon Castro Bajana sagt: „Alles, was man braucht, ist ein bisschen Abenteuerlust.“

Freie Autorin

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