Chemie

BASF will 500 Millionen Euro sparen - Stellenabbau auch im Werk Ludwigshafen

Das Ergebnis der BASF liegt im dritten Quartal deutlich unter den Erwartungen - der Ludwigshafener Chemiekonzern reagiert mit einem Kostensenkungsprogramm, das auch Jobs kosten wird

Von 
Bettina Eschbacher
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Der Standort Ludwigshafen ist besonders von den Sparplänen betroffen. © BASF

Ludwigshafen. Dass BASF in der Energiekrise den Gürtel enger schnallen muss, war BASF-Betriebsratschef Sinischa Horvat schon klar. Aber: „Das ist schon eine Nummer“, kommentiert er das neue Kostensenkungsprogramm der BASF. Der Chemiekonzern kündigte am Mittwoch an, dass er jährlich 500 Millionen Euro einsparen will – vor allem in Europa und Deutschland. Allein das Stammwerk Ludwigshafen soll die Hälfte der Einsparungen bringen. „Das Programm beinhaltet auch Stellenabbau“, sagte eine Sprecherin gegenüber dieser Redaktion. In Ludwigshafen, wo rund 38 400 Menschen arbeiten, sind große Teile der Verwaltung des Chemiekonzerns angesiedelt.

Noch sei nicht klar, welche Maßnahmen vorgesehen sind und wie viele Arbeitsplätze betroffen sind. Die Planungen sind der Sprecherin zufolge in einem frühen Stadium. Details zur „mittel- und langfristigen strukturellen Anpassung des Produktions-Verbunds von BASF in Europa“ sollen im 1. Quartal 2023 bekannt gegeben werden. Das Programm soll von 2023 bis 2024 umgesetzt werden, dabei würden die Arbeitnehmervertreter eingebunden.

Produktion bleibt außen vor

Fest steht allerdings schon, dass die Produktion davon ausgenommen ist. Das Herunterfahren von Anlagen etwa ist also nicht Teil des Programms. Gestrafft werden sollen Unternehmens-, Service- und Forschungsbereiche sowie das Corporate Center. Letzteres gilt als Konzernlenkungszentrale rund um den Vorstand, rund 1000 Mitarbeitende sind dort angesiedelt.

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Betriebsratschef Horvat erklärte dieser Redaktion: „Bisher fehlt mir die Fantasie, wo man Stellen streichen will.“ Der Betriebsrat werde sich erst mal in aller Ruhe anschauen, wo genau eingespart werden soll. Er betonte, dass eine Verdichtung der Arbeit nicht mit dem Betriebsrat zu machen sei. Wo Stellen gestrichen werden, müssten auch Aufgaben wegfallen.

Kurzfristig mögliche Kosteneinsparungen erfolgen laut BASF sofort, zum Beispiel werden Reisekosten gespart, also Dienstreisen gestrichen.

Der Dax-Konzern reagiert mit den drastischen Kostensenkungen auf einen deutlichen Rückgang des Gewinns im dritten Quartal 2022: Das Ergebnis nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen der BASF-Gruppe beträgt voraussichtlich 909 Millionen Euro. Vor einem Jahr waren es noch 1253 Millionen Euro, auch Analysten hatten mehr als eine Milliarde Euro erwartet.

Großen Anteil an dem schlechteren Ergebnis haben Abschreibungen rund um den Gas- und Ölkonzern Wintershall Dea. Dabei geht es um Wertberichtigungen in Höhe von rund 740 Millionen Euro. Diese seien eine Folge der teilweisen Abschreibung der von Wintershall Dea gehaltenen Beteiligung an der Nord Stream AG, die die Nord Stream 1-Pipeline betreibt.

Nord Stream-Ausfälle belasten

Seit Wochen fließt durch die Pipeline kein Gas mehr von Russland nach Deutschland. Zuletzt gab es mehrere Lecks in der Rohrleitung. Die Beteiligung an Wintershall Dea kommt BASF teuer zu stehen: In Summe beliefen sich die auf Wintershall Dea bezogenen Wertberichtigungen von Januar bis September 2022 auf 1,8 Milliarden, wie eine Sprecherin erklärt. Schon im ersten Halbjahr 2022 wurden bei BASF Wertminderungen von rund 1,1 Milliarden Euro für Wintershall Dea erfasst.

Im Rahmen der verhängten Sanktionen gegen das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 und dessen Betreibergesellschaft hatte der Vorstand von Wintershall Dea AG am 2. März 2022 entschieden, die Finanzierung von Nord Stream 2 in Höhe von rund einer Milliarde abzuschreiben. Nord Stream 2 ist nie in Betrieb gegangen. Darüber hinaus hatte Wintershall Dea im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg Wertminderungen im Umfang von etwa 550 Millionen Euro vorgenommen. BASF hält einen Anteil von 70 Prozent an Wintershall Dea, entsprechend fällt der Anteil der Wertberichtigungen aus.

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Außerdem leidet BASF unter den massiv gestiegenen Gaspreisen in Deutschland und Europa. Der Chemiekonzern braucht sehr viel Gas für die Strom- und Dampferzeugung und als kaum ersetzbaren Rohstoff. 2021 lag der Bedarf von BASF bei 48 Terawattstunden, davon entfallen allein 37 auf das Stammwerk in Ludwigshafen. Im Juli erklärte BASF-Chef Martin Brudermüller, im Vergleich zu vor einem Jahr zahle BASF 800 Millionen Euro mehr fürs Erdgas. Im zweiten Quartal konnte BASF die höheren Energiekosten über Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben. Das gelang teilweise auch im dritten Quartal. Genaue Zahlen dazu gibt es am 26. Oktober.

Schon zwei Jobabbau-Programme

Nach vorläufigen Zahlen legte der Umsatz zwischen Juli und September um zwölf Prozent auf knapp 22 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis sank um knapp 28 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Die Prognose für das Gesamtjahr bleibt unverändert: Der BASF-Vorstand erwartet weiterhin ein operatives Ergebnis zwischen 6,8 Milliarden und 7,2 Milliarden Euro.

Weltweit hat BASF rund 111 000 Beschäftigte. Brudermüller hat bereits zwei Sparprogramme auf den Weg gebracht. Von beiden war das Stammwerk besonders betroffen.

So wurde ein Großteil interner Dienstleistungen neu gebündelt. Damit wurden Tätigkeiten, die bisher in Ludwigshafen erbracht worden waren, in Shared Service Center in Berlin, Kuala Lumpur oder Montevideo ausgelagert. Diese Neuausrichtung brachte den Abbau von weltweit 2000 Stellen, davon 600 am Standort Ludwigshafen. Zudem hatte der Vorstand ein „Exzellenzprogramm“ angestoßen. Dabei baute BASF weltweit 6000 Stellen ab, die Hälfte in Deutschland. Davon entfiel der größte Teil auf Ludwigshafen.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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