Uiguren in China

BASF: Achten Menschenrechte in China - suchen Gespräch mit Kritikern

BASF wehrt sich gegen Vorwürfe zum Umgang mit der uigurischen Minderheit in Xinjiang. Der Konzern will das Gespräch mit Kritikern suchen - das China-Engagement als solches verteidigt BASF-Chef Brudermüller vehement

Von 
Bettina Eschbacher
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China ist ein äußerst wichtiger Markt für BASF. Das Bild zeigt den Steamcracker am Verbundstandort Nanjing © BASF

Ludwigshafen. Der Chemiekonzern BASF hat nach Vorwürfen gegen eine Partnerfirma in China und einem Brief internationaler Politiker betont, auf die Einhaltung von Menschenrechten bei Geschäftspartnern zu achten. Zugleich kündigte das Dax-Unternehmen an, das Gespräch mit Kritikern zu suchen.

„BASF achtet die Menschenrechte als Grundlage ihrer gesellschaftlichen Verantwortung in ihren Geschäftsaktivitäten und Beziehungen“, teilte der Dax-Konzern am Mittwoch mit. „Unser Verhaltenskodex gilt an allen unseren Standorten weltweit, auch in China.“ Auch in den Beziehungen zu Geschäftspartnern entlang der Wertschöpfungskette übernehme man Verantwortung für die Achtung der Menschenrechte.

Brief von Parlamentariern - BASF: "Wir nehmen das schreiben sehr ernst"

Zuvor hatte es Vorwürfe gegeben, dass Mitarbeiter einer BASF-Partnerfirma in der chinesischen Region Xinjiang an einer staatlichen Kontroll- und Unterdrückungskampagne gegen die muslimische Minderheit der Uiguren beteiligt gewesen sein sollen. Sie sollen demnach Uiguren ausspioniert haben, wie das ZDF und das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet hatten.

Zuletzt hatten „Spiegel“ und das ZDF zufolge 30 internationale Parlamentarier, darunter der Europaparlamentarier Reinhard Bütikofer (Grüne), in einem Brief an BASF-Chef Martin Brudermüller den Rückzug des Konzerns aus Xinjiang gefordert.

Zum offenen Brief erklärte BASF: „Wir nehmen das Schreiben sehr ernst, werden auf die Unterzeichner zeitnah zugehen und ihnen ein Gesprächsangebot unterbreiten.“ BASF betreibt in Xinjiang nach eigenen Angaben seit 2016 zwei Gemeinschaftsfirmen zur Herstellung von Chemikalien.

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Insgesamt seien in den beiden Joint Ventures in Korla rund 120 Menschen beschäftigt, davon rund 40 bei dem BASF Markor Chemical Manufacturing (Xinjiang) Company Limited, das sich demnach in BASF-Mehrheitsbesitz befindet. BASF überprüfe die Arbeitsbeziehungen an den Standorten der Joint Ventures in Korla regelmäßig, hieß es weiter.

Nach früheren Überprüfungen habe man Anfang 2023 eine interne Überprüfung der Joint-Venture-Betriebe durchgeführt, betonte der Konzern. „Zudem stehen wir in konkreten Gesprächen mit einer renommierten Prüfungsgesellschaft zur Erneuerung unseres externen Joint-Venture-Audits im Jahr 2024. Im Ergebnis können wir feststellen, dass bei keiner dieser Überprüfungen Hinweise auf Zwangsarbeit oder andere Menschenrechtsverletzungen in unseren Joint Ventures gefunden wurden.“

In Deutschland wird die BASF generell wegen ihres starken China-Engagements immer wieder kritisiert. So will die Bundesregierung die wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China verringern. Das ist auch eine Lehre aus den Folgen des Ukraine-Kriegs und der extremen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen. Deren Ausbleiben sorgte für explodierende Gaspreise.

BASF-Chef Brudermüller verteidigt China-Engagement vehement

Ob Rohstoffe für Handys, E-Autos oder Solaranlagen, Chemieprodukte oder einige Lebensmittel – ohne China läuft nichts. Nach dem Willen Berlins sollen einseitige Abhängigkeiten bei wichtigen Rohstoffen stärker vermieden, Lieferwege breiter aufgestellt und neue Märkte abseits von China erschlossen werden. Warnungen vor zu engen China-Beziehungen wurden besonders laut, als im vergangenen Jahr die Gefahr einer chinesischen Invasion in Taiwan zunahm. Dazu kommt, dass die chinesische Wirtschaft zuletzt schwächelte.

BASF-Chef Brudermüller wiederum verteidigt das China-Engagement des Konzern immer wieder vehement. Für „China-Bashing“ habe er kein Verständnis, hatte der scheidende Vorstandsvorsitzende einmal gesagt. BASF müsse dort sein, wo der Markt am stärksten wächst. Brudermüller: „China steht für die Hälfte der weltweiten Umsätze in der Chemie. Bei BASF steht China aber nur für weniger als 15 Prozent des Gesamtumsatzes.“

BASF betreibt bereits mit einem chinesischen Partner einen großen Verbundstandort in Nanjing. Aktuell wird in China an dem neuen Verbundstandort Zhanjiang gebaut, dieser wird nach seiner Fertigstellung der weltweit drittgrößte Verbundstandort der BASF nach Ludwigshafen und Antwerpen sein. Bis 2030 will BASF zehn Milliarden Euro in das Riesenwerk investieren.

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Durch Zhanjiang wird der Anteil der BASF-Investitionen in der Region Asien-Pazifik fast die Hälfte ausmachen, der europäische Anteil wird dann auf ein gutes Drittel zurückfallen. Gleichzeitig wächst im Ludwigshafener Stammwerk die Sorge vor einem Bedeutungsverlust. So hat BASF vor einem Jahr angekündigt, wegen der hohen Energiepreise mehrere Anlagen stillzulegen.

Der Chinakurs findet auch nicht bei allen BASF-Aktionären Gefallen. Bei der Hauptversammlung 2023 sprachen sie zum Beispiel von einer „Hochrisikostrategie“ oder warnten mit Verweis auf Russland davor, „wie schnell geopolitische Risiken Realität werden können“.

Ein radikaler Kurswechsel bei BASF ist nicht zu erwarten: Brudermüller geht Ende April in Ruhestand. Sein Nachfolger Markus Kamieth ist ein ausgewiesener Asien-Kenner. Er verantwortet im Vorstand das China-Geschäft inklusive dem Bau des neuen Standorts. (mit dpa)

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