Mannheim. Kleinwagen werden allmählich zur Rarität. Immer mehr Hersteller scheuen die teuren Entwicklungskosten bei der Aussicht auf geringe Margen. Schön, wenn es dann noch Hersteller gibt, die an der Baureihe festhalten und nachlegen, so wie Toyota zuletzt mit dem Aygo X. Der Zusatz „X“ ist eine Folge der Weiterentwicklung der Modellreihe. Denn aus dem flinken Flitzer ist ein kleines SUV geworden, mit hoher Bodenfreiheit, großem Kühlergrill und Unterfahrschutz.
Um seine Agilität visuell zu unterstreichen, schicken die Japaner den in und für Europa entwickelten Viersitzer in einer Zweifarblackierung auf die Straße. Dabei orientiert sich das Farbspektrum an bekannten Gewürzen, die einen individuellen Geschmack und Persönlichkeit zum Ausdruck bringen sollen. Sie sind nach den englischen Bezeichnungen für Kardamom, Chili, Ingwer und Wacholder benannt.
Toyota Aygo X Explore
Motor: Dreizylinder-Benzinmotor
Hubraum: 998 ccm
Leistung: 53 kW / 72 PS
Max. Drehmoment: 93 Nm
Antrieb: Frontantrieb, Fünf-Gang-Schaltgetriebe
Höchstgeschw.: 158 km/h
Beschleunigung: 0 bis 100 km/h 15,6 Sekunden
Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 4,9 l/Testverbrauch: 5,8 l
CO2-Emission: 110 g/km
Schadstoffklasse: Euro 6 AP
Leergewicht: 1090 kg
Länge: 3700 mm, Breite: 1740 mm, Höhe: 1510 mm
Kofferraum: 231-829 l
Preis: 20 490 Euro
Serienausstattung: 18-Zoll-LM-Felgen, 6 Airbags, Zweifarbenlackierung, LED-Scheinwerfer, Lederlenkrad, Klimaautomatik, el. Fensterheber, Sitzheizung, Einparkhilfe vo./hi., Außenspiegel beheizb. u. el. verstellb. Navigationssystem, 9-Zoll-Multimedia Display, Apple Carplay u. Android Auto, versch. Assistenzsysteme. cs
Im Innenraum wird die Gewürzthematik mit farblichen Akzenten der Außenlackierung an den Türen, am Armaturenbrett und in der Mittelkonsole aufgenommen. Ansonsten blickt man, wie in diesem Segment üblich, auf reichlich Hartplastik. Klavierlack am Rahmen von Lüftungsdüsen, Zentralbildschirm und Mittelkonsole wertet das etwas auf.
Das Einsatzgebiet des Aygo X dürfte sich bei den meisten Nutzern auf die Stadt und Kurzstrecken beschränken. Für diese Anforderungen sehen Experten die Zukunft eigentlich bei den Elektroautos. Wenn man aber doch einmal aus der Gewohnheit ausbricht und eine längere Strecke ansteht, dann spielt der Wagen einen Trumpf aus, der Elektrofahrzeuge dieser Größe – sofern es sie überhaupt gibt – blass werden lässt.
Nach 200 Kilometern Fahrt auf der Autobahn ist der Tank immer noch zu rund zwei Dritteln gefüllt. Bei 300 Kilometer Restreichweite könnte man die Strecke ein weiteres Mal fahren, ohne zu tanken. Hohe Reichweite und damit viel Flexibilität – der Aygo X schafft das mit links.
Dafür muss man in Kauf nehmen, dass der Motor ab etwa Tempo 120 ziemlich laut heult und das Geräusch nach innen dringt – trotz umfangreich eingesetzter Dämmmaterialien. Es ist nicht das leise Dahingleiten wie beim Elektroauto – dafür steht beim Blick auf die Reichweite nicht der Schweiß auf der Stirn.
Kompakt und sehr agil
Der Aygo X gibt sich im Test sparsam. 5,8 Liter sind in Ordnung, obwohl der Motor nur 72 PS stark ist. Auf Strecken abseits von Autobahnen begnügt er sich mit deutlich unter fünf Litern – selbst im Winter, nach einem Kaltstart.
Durch seine Kompaktheit ist der Aygo X unglaublich agil. Für ihn ist kaum eine Parklücke zu eng. Dass die Platzverhältnisse bei 3,70 Meter Fahrzeuglänge nicht allzu üppig sind, ist zu erwarten. Wobei man sich auf den vorderen Sitzen wirklich nicht beklagen kann – man fühlt sich überhaupt nicht eingeengt. Hinten sitzen nur zwei Kinder wirklich bequem. Dort ist – trotz serienmäßiger vier Türen – schon der Einstieg wegen einer hohen Kante mühsam.
Die knappen Abmessungen machen den Wocheneinkauf trotzdem nicht zur Herausforderung; mindestens 231 Liter nimmt der Kofferraum auf. Nur die Griffmulde zum Herunterziehen der Klappe auf der Innenseite hat man wohl vergessen. Dagegen mangelt es ansonsten nicht an Ausstattung. Eine Klimaanlage ist ab der Basisversion genauso an Bord wie Lenkradtasten oder Smartphone-Integration. Auch Assistenzsysteme wie Fußgänger- und Radfahrererkennung werden mitgeliefert.
Die Motorwahl fällt nicht schwer – für den Aygo X bietet Toyota nur einen Einliter-Benziner mit 72 PS an. Das Grundmodell steht mit 15 890 Euro in der Preisliste. Zur Auswahl stehen fünf weitere Linien, die bis zu 24 030 Euro kosten, aber üppig ausgestattet sind. Und die Air-Varianten kommen mit faltbarem Stoffdach.
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