Im Test

Jaguar frischt seine Limousine XF auf – und macht sie noch ruhiger und sparsamer

Von 
Stephan Eisner
Lesedauer: 

Mannheim. Große Limousinen haben bei Jaguar Tradition – ob als MK oder XJ. Und obwohl der britische Hersteller sein Topmodell vor zwei Jahren still und heimlich auslaufen ließ, braucht sich die Nummer Zwei, der XF, auch nicht zu verstecken. Immerhin ist der BMW-5er-Konkurrent fast fünf Meter lang. Nun wurde das Modell, das es auch als „Sportbreak“ genannten Kombi gibt, gründlich überarbeitet.

Ein Jaguar war schon immer etwas für Individualisten. Die geduckte, feine Linie, die vier runden Scheinwerfer und die nach oben zulaufenden Heckleuchten waren bis auf kleine Ausnahmen das Erkennungszeichen. Bis 2008. Da kam der erste XF auf den Markt – mit einem Design, das eine neue Ära einläutete. Doch bei allem Futuristischen, was damals Jaguar-Fans zur Schnappatmung brachte: Auch das völlig neue Gesicht stach aus der Masse heraus. Bis heute. Inzwischen mit selbstbewusst großem Kühlergrill, schmaleren Scheinwerfern und einer gelungenen Silhouette ist das auch nach dem nun erfolgten Facelift kein Einheitsbrei.

Jaguar XF D200 SE

Motor: Vierzylinder Diesel mit Riemen-Starter-Generator

Hubraum: 1997 ccm

Leistung: 150 kW / 204 PS

Max. Drehmoment: 430 Nm

Antrieb: Heckantrieb, Achtgang-Automatik

Höchstgeschw.: 235 km/h

Beschleunigung: 7,6 Sekunden von 0-100 km/h

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 4,4 l / Testverbrauch: 5,4 l

CO2-Emission: 115 g/km

Abgasnorm: Euro 6d

Länge: 4962 mm, Breite: 1982 mm, Höhe: 1456 mm

Leergewicht: 1810 kg

Kofferraumvolumen: 448 Liter

Preis: 55 770 Euro

Serienausstattung: LED-Scheinwerfer, Leichtmetallräder, Instrumentendisplay, Pivi Pro mit Navigation, schlüsselloser Zugang, el. einstellbare Ledersitze, el. Heckklappe, Einparkhilfe vorne und hinten, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Soundsystem, diverse Assistenz-Systeme. se

Die Platzverhältnisse innen sind fürstlich, die Beinfreiheit im Fond stattlich. Duftendes, wunderbar weiches Leder empfängt die Passagiere. Hochwertig wirkende Materialien zieren das Armaturenbrett, Holzblenden setzen Akzente. Hier wird der Premiumanspruch umgesetzt. Der runde Automatikwahlhebel, der sich beim Start des Motors aus der Mittelkonsole erhob, ist verschwunden.

Schallwellen gegen Geräusche

Mehr zum Thema

Auto

Neuwagengarantie bei Jaguar

Veröffentlicht
Von
Jutta Bernhard
Mehr erfahren
Landgericht

Plädoyers im Raserprozess in Frankenthal: „Sie hatten keine Chance, sich zu verabschieden“

Veröffentlicht
Von
Agnes Polewka
Mehr erfahren

Die neue Generation hat einen Lederknauf, der – ganz britisch – an die Ziernaht eines Kricketballs erinnern soll. Die Handhabung erleichterte er aber im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht, zeigt sich bei der Gangwahl widerborstig. Herzstück des Armaturenbretts ist der zentral montierte 11,4-Zoll-HD-Touchscreen. Mit ihm lässt sich das Infotainmentsystem, aber auch das Navi bedienen. Die Wahl der Temperatur erfolgt ganz klassisch über Drehregler.

Der Testwagen war mit dem neuen Zweiliter-Diesel bestückt. Die 204 PS haben mit der stattlichen Limousine keine Mühen, 430 Newtonmeter an Kraft lassen in Kombination mit der famos unaufgeregt agierenden ZF-Achtgang-Automatik in nahezu jeder Situation Fahrfreude aufkommen. Und die kann lange anhalten. Beachtet man die Autobahnrichtgeschwindigkeit, sind mehr als 1000 Kilometer an Reichweite kein Problem. Im Test hat der Jaguar 5,4 Liter Diesel verbraucht – dank 48-Volt-Mildhybrid ein toller Wert für ein Fünf-Meter-Schiff.

Dabei arbeitet das Aggregat in Sachen Geräuschpegel sehr zurückhaltend. Das liegt aber auch an der – erstmals in dieser Fahrzeugklasse umgesetzten – aktiven Fahrbahngeräusch-Unterdrückung. Das Soundsystem analysiert dabei ständig von der Fahrbahn ausgehende Schwingungen und berechnet die sogenannte „destruktive Interferenzwelle“. Diese entgegengesetzte Schallwelle bremst die unerwünschten Geräusche für den Innenraum aus.

Im Gesamtpaket präsentiert sich der XF also als wunderbares Reiseauto für die Langstrecke. So ist auch das komfortable Fahrwerk ausgelegt, das Bodenwellen mild abfedert. Dennoch ist der Jaguar kein weichgespülter Softie, den man nicht auch mal flott um eine Kehre jagen kann. Das meistert er – ohne zu murren.

Hier dürfte die letzte Verbrenner-Variante des Jaguar XF stehen. Ab 2025 will der britische Hersteller, der zum indischen Tata-Konzern gehört, ausschließlich E-Mobile anbieten. Schade eigentlich, denn die langen Strecken werden dann mühsamer – und die gerade neuentwickelten Sechszylinder werden wohl nie in die schicke Karosse eingebaut.

Ressortleitung Projektredakteur/Autoredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen