München. Das mit Abstand teuerste Bauteil im Elektroauto ist die Batterie. Wie lange sie hält, ist für viele Leute ausschlaggebend. Das zeigt auch eine repräsentative Umfrage des Portals mobile.de. Über 58 Prozent der Befragten nannten die Reichweite als wichtigstes Kriterium. Aber auch kürzere Ladezeiten waren vielen Deutschen bei einem E-Auto wichtig (42,7 Prozent).
Moderne Elektroautos schaffen bis zu 400 Kilometer Reichweite mit einer Ladung. Dennoch können Diskussionen um zu wenig Ladesäulen die Angst fördern, ohne Strom liegenzubleiben. Dabei hängt es auch vom eigenen Tank- und Fahrverhalten ab, wie lange die Batterie hält. Sportliche Fahrer verbrauchen meist mehr Energie. In dem Punkt unterscheiden sich Stromer und Verbrenner nicht sehr voneinander.
Egal, ob im Winter oder Sommer: „Bei Elektrofahrzeugen ist die Temperatur sehr entscheidend, was an den chemischen Prozessen innerhalb der Batterie liegt“, erklärt Markus Gregor von TÜV Süd. Auf Kälte reagiert ein Akku genauso empfindlich wie auf extreme Hitze. In beiden Fällen verliert die Batterie schneller an Kapazität. Im Idealfall liegt die Temperatur zwischen 20 und 30 Grad. Ein E-Auto sollte man im Sommer also möglichst immer im Schatten parken. Im Winter ist hingegen ein Platz in der Garage optimal.
„Nach unseren Erfahrungen haben E-Auto-Akkus eine Lebensdauer zwischen acht und zwölf Jahren“, sagt Gregor. Danach erreichen sie oft nur noch 70 bis 80 Prozent der ursprünglich möglichen Kapazität. Die Bandbreite, in welchem Zustand sich die Akkus tatsächlich befinden und wie gut sie funktionieren, ist groß. Das zeigt eine Analyse ausrangierter Akkus. „Wir haben bei Untersuchungen sehr unterschiedliche Zustände zwischen 50 und 95 Prozent der ursprünglichen Kapazität gemessen“, sagt Gregor. Der ADAC kam zu ähnlichen Testergebnissen: Ein BMW i3 erreichte nach fünf Jahren und 100 000 Kilometern eine Energiekapazität von 86 Prozent. Auf zehn Jahre gerechnet wären es 70 Prozent bei 200 000 Kilometern.
Dass der Akku an Kapazität einbüßt, ist nicht völlig zu verhindern. Doch Experten unterscheiden zwischen zwei Arten der Alterung: „Die zyklische Alterung basiert auf den Ladevorgängen, die kalendarische betrifft den Alterungsprozess der chemischen Bestandteile einer Batterie“, erklärt Gregor. Jeder Ladevorgang lässt die Batterie altern. Entscheidend ist aber, wie man sein E-Auto beziehungsweise die Batterie lädt. Nutzer können die Alterung beeinflussen. „Wer seinen Akku gut pflegt, kann ihn auf jeden Fall deutlich länger nutzen“, sagt Gregor.
Dazu gehört auch, nicht öfters als notwendig eine Schnellladesäule zu nutzen. „Das Schnelladen lässt den Akku eher altern, weil die Elektroden dann, vereinfach gesagt, sehr schnell von einer auf die andere Seite wandern müssen. Das führt zu Lücken“, erklärt Gregor. Von einer Schnellladesäule spricht man ab einer Leistung von 48 Kilowatt, möglich sind inzwischen bis zu 350 Kilowatt, so der TÜV Süd Experte. Als Orientierung im Schnitt verbrauchen E-Autos je nach Modell zwischen 15 bis 25 Kilowattstunden pro 100 Kilometer.
Im Gegensatz zum Verbrennermotor altert eine Batterie aber auch dann, wenn das Fahrzeug einfach nur steht. „Zum Beispiel kann das Parken eines E-Autos bei hohem Ladezustand über einen längeren Zustand die Batterie deutlich beanspruchen“, sagt Lennart Hinrichs vom Batterie-Analysespezialisten Twaice. Wer sein E-Fahrzeug etwa in den Ferien ungenutzt abstellen will, sollte am besten auf einen Ladezustand zwischen 30 und 70 Prozent achten. So verhindert man das batterieschädigende Tiefenentladen. Auch der Drang zum Volltanken tut einer Batterie nicht gut. „Dazu neigen nach wie vor viele Nutzer“, sagt Hinrichs. „Das aber ist für Batterien im Regelfall nicht gut und sollte vermieden werden.“
Viele Hersteller reagieren darauf. Oft ist bei den Werkseinstellungen der Zielladestand auf rund 80 Prozent voreingestellt. Auch viele Batteriemanagementsysteme verhindern, dass der Endnutzer Fehler beim Aufladen macht, sagt Hinrichs. Ideal und besonders schonend ist langsames Laden. „Wer die Zeit hat, sollte sein Fahrzeug so oft wie möglich mit dem Adapter für die normale Haushaltssteckdose aufladen“, rät Gregor. Das dauert zwar sehr lange, ist aber die nachhaltigste Art, die Batterie aufzuladen.
Reicht die Kapazität des Akkus nicht mehr aus, um den täglichen Fahrweg zu absolvieren, muss die Batterie oft nicht komplett getauscht werden. Oftmals ist es möglich einzelne Batteriemodule auswechseln zu lassen – auch wenn es bislang noch nicht so häufig gemacht wird. „Die Hersteller halten sich hier leider noch sehr bedeckt, auch wenn die Batterien grundsätzlich reparierbar konstruiert sind“, so Manuel Griesmann, ADAC Technik-Experte.
Das komplette Ersetzen eines Akkus ist teuer und lohnt sich nicht unbedingt. „Bei kommerziellen E-Fahrzeugen wie etwa Bussen ist das durchaus üblich, denn hier wird die Batterie auch sehr stark beansprucht. Bei einem Pkw wird sich diese Frage sehr stark am Restwert des Fahrzeugs orientieren“, erklärt Hinrichs. Da die Kosten für einen Batteriewechsel schnell bei 10 000 bis 35 000 Euro inklusive Ein- und Ausbau liegen können, lohnt sich ein Wechsel vor allem im hochpreisigen Segment. tmn
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft/auto_artikel,-auto-das-herzstueck-pflegen-_arid,2001271.html