Familie

Was machen … die Heidelberger Fünflinge?

Von 
Madeleine Bierlein
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Karlsbad/Heidelberg. „Oh schau mal, das bin ich.“ Esther (19) hält ein Bild hoch, das der Zeitungsfotograf mitgebracht hat. Ein blondes Kleinkind blickt darauf verschmitzt in die Kamera, um es herum die drei Brüder und die Schwester. Mutter Ursula Beutelspacher (52) überprüft derweil die Namen unter einem weiteren Foto, das ihre Fünflinge als Neugeborene zeigt. „Richtig, das hier links ist Johannes, daneben Christian.“

19 Jahre sind seit den ersten Aufnahmen vergangen. Turbulente, aufregende Jahre. „Wir haben viel Glück gehabt“, sagt Ursula Beutelspacher. Sie lächelt und blickt zu ihren Kindern hinüber, die sich an diesem Samstag im Erdgeschoss des Familienhauses in Karlsbad, einer Gemeinde östlich von Karlsruhe, eingefunden haben.

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Leben in der Geschwister-WG

Als die zwei Mädchen und drei Jungen am 21. Januar 1999 auf die Welt kamen, war das nicht nur für Ursula und Markus Beutelspacher aufregend. Bei den Kindern handelte es sich um die erste Fünflingsgeburt im Universitätsklinikum Heidelberg. Wochenlang hatten sich Ärzte und Pflegepersonal auf das Ereignis vorbereitet. Gegen Ende gab es sogar Urlaubsverbot, schließlich musste für jedes Kind ein Team in Bereitschaft sein. Zehn Wochen vor dem errechneten Geburtstermin wurden Esther, Silvana, Christian, Daniel und Johannes schließlich per Kaiserschnitt entbunden - mit einem Geburtsgewicht zwischen 870 und 1070 Gramm. Alle fünf waren gesund.

„Am Anfang hatten sie zwar oft Infekte“, erzählt die Mutter, die als Apothekerin arbeitet. „Aber es gab glücklicherweise nie größere Probleme.“ Auch in der Schule lief es gut. So gut, dass im vergangenen Jahr alle das Abitur bestanden haben.

Beruflich zieht es die Fünf in die verschiedensten Bereiche. Silvana, die mathematisch-naturwissenschaftlich interessiert ist, studiert Maschinenbau. Ihre Schwester Esther will Lehrerin werden. Johannes und Daniel, die von sich selbst sagen, dass sie „etwas erreichen möchten“, haben sich für ein duales Studium entschieden. Johannes wählte Rechnungswesen, Steuer- und Wirtschaftsrecht - und tritt damit in die Fußstapfen des Vaters (52), der in einer Steuerberatungskanzlei arbeitet. Daniel hat sich für Sozialversicherungsmanagement entschieden.

Christian zeigt andere Interessen. Er macht derzeit ein freiwilliges soziales Jahr an einer Schule für Kinder mit Körperbehinderung. „Das gefällt mir gut“, erzählt er und will bald Sozialpädagogik studieren. Wie er kommen auch die Mädchen gut mit Kindern klar, babysitten die Töchter von Bekannten. „Esther ist die Strengste“, erzählt Daniel über die angehende Lehrerin. „Und Silvana hat immer Quatsch mit ihnen gemacht.“

Die Ferne reizt den Beutelspacher-Nachwuchs bislang nicht - nur Esther hat ein Zimmer in Stuttgart, wo sie Politik und Wirtschaft auf Lehramt studiert. Am Wochenende aber kommt sie meist zurück nach Karlsbad - wie jetzt. Und sie überlegt sogar, wieder ganz zurückzukehren und zur Uni zu pendeln.

Die anderen Vier haben es sich im Obergeschoss des Zweifamilienhauses gemütlich gemacht. „Das ist wie in einer WG“, sagt Esther. Die Eltern hingegen sind nach unten gezogen - in die einstige Wohnung der Großeltern. Dort geht es dann mitunter richtig ruhig zu, das Paar hat wieder Zeit für sich. „Wir haben aber schon immer darauf geachtet, etwas zu zweit zu machen“, sagt Ursula Beutelspacher. Ihr Mann pflichtet ihr bei. Auch als die Kinder noch ganz klein waren, „sind wir einmal die Woche in den Chor gegangen - und waren danach mit unseren Freunden etwas trinken“.

Die Fünflinge haben jedenfalls nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben, weil sie die Aufmerksamkeit der Eltern teilen mussten. „Für mich war das kein Nachteil“, sagt Christian. „Wir haben Urlaub gemacht, hatten Hobbys wie alle anderen.“ Und Esther ergänzt: „Ich finde es gut, dass wir gelernt haben, dass man nicht sofort alles mit einem Fingerschnips bekommt.“ Kinder wollen alle Fünf eines Tages haben - aber nicht so viele. Höchstens zwei oder drei, sagen sie und lachen.

„Anstrengendes erstes Jahr“

Auch die Eltern hatten ursprünglich weniger Nachwuchs im Sinn. „Ich wünschte mir zwei, meine Frau drei“, sagt Markus Beutelspacher. Den unerwarteten Kindersegen scheinen sie dennoch unaufgeregt gemeistert zu haben. „Das erste Jahr war anstrengend“, erzählt die Mutter. „Aber dann ging es.“ Auch dank der Großeltern und der guten Freunde, die oft geholfen hätten. „Mama, komm!“, schallt es aus dem Wohnzimmer. Dort hat sich die Fünfertruppe zum Fototermin auf die Couch gequetscht - in der Reihenfolge, wie sie nach der Geburt in dieser Zeitung zu sehen waren.

Redaktion Nachrichtenchefin mit Schwerpunkt Wissenschaftsjournalismus

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