Viernheim

Viernheimer Bestatterin Tina Föhr mit Qualitätssiegel ausgezeichnet

Mehr als 500 Kundinnen und Kunden bewerten das Viernheimer Bestattungshaus Schlosser mit „sehr gut“. Was für Inhaberin Tina Föhr daran besonders ist, weshalb sie ihren Beruf liebt und was sich beim Trauern in den vergangenen Jahren verändert hat

Von 
Simone Kiß
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Seit sechs Jahren führt Tina Föhr, Meisterin im Bestattungshandwerk, das Bestattungshaus Schlosser in dritter Generation. © Bernhard Kreutzer

Viernheim.  „Empathisch, würdevoll, kompetent, taktvoll, freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend, einfühlsam - insgesamt eine Riesenhilfe und Stütze!“ So lautet eine von über 500 Bewertungen, die für das Viernheimer Bestattungshaus Schlosser bei der Qualität im Handwerk Fördergesellschaft (qih) abgegeben wurden. Für mehr als 500 sehr gute Kundenbewertungen ist Tina Föhr, Inhaberin und Meisterin im Bestattungshandwerk, von Hermann Hubing, qih-Geschäftsführer, ausgezeichnet worden. „Auf diese Urkunde können Sie stolz sein, denn sie ist ein Nachweis außergewöhnlicher Kundenzufriedenheit“, so Hubing.

Am qih-Bewertungsverfahren können ausschließlich echte Kunden teilnehmen. Das garantiert die Rechnungsnummer, die angegeben werden muss. „Das ist ein toller Erfolg, an dem jeder Einzelne über all die Jahre im Team beteiligt ist. Vor allem aber ist er unseren zufriedenen Kunden zu verdanken“, freut sich Tina Föhr über die Auszeichnung. Dass ihre Kundinnen und Kunden ihre Zufriedenheit so ausdrücken, ist für sie keine Selbstverständlichkeit. „Die Bewertungen werden ja extern bei qih abgegeben. Mir muss niemand ins Gesicht schauen dabei. Jeder kann schreiben, was er will. Und anders als bei Google kann auch nichts gelöscht werden.“

Wenn jemand zu mir sagt, dass der Verstorbene so schön im Sarg gelegen hat und dass man vor dieser Situation eigentlich Angst hatte, es dann aber doch nicht so schlimm war, dann freut mich das.
Tina Föhr Bestatterin

Die 43-Jährige hat das seit 1949 bestehende Unternehmen vor sechs Jahren von ihrer Mutter Marliese Wunderle, geborene Schlosser, übernommen und führt es nun in dritter Generation. So klar war der Weg bis dahin aber anfangs nicht. Föhr machte zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau und arbeitete im Einkauf einer Modefirma. Erst 2017 legte sie die Prüfung zur Meisterin im Bestattungshandwerk ab. Sie schätzt an ihrem Beruf, dass sie von ihren Kundinnen und Kunden ganz viel zurückbekommt. „Wenn jemand zum Beispiel zu mir sagt, dass der Verstorbene so schön im Sarg gelegen hat und dass man vor dieser Situation eigentlich Angst hatte, es dann aber doch nicht so schlimm war, dann freut mich das. Es tut gut“, erzählt Tina Föhr.

„Beruf hat inzwischen Charakter einer Event-Organisation“

Ihr Berufsbild sieht die junge Frau im Wandel: „Wir sind keine Sargverkäufer, so wie das vielleicht früher mal war. Unser Beruf hat inzwischen den Charakter einer Event-Organisation, auch wenn das vielleicht ein bisschen seltsam klingt.“ Der Anlass sei zwar ein trauriger, aber dafür auch umso wichtiger für die Angehörigen. „Die Trauerfeier zum Beispiel trägt ganz viel zur Trauerbewältigung bei“, weiß Tina Föhr. Hier sieht sie den Trend hin zu mehr Individualität. „Abschied nehmen ist individuell, und wir gehen dabei auf alle Wünsche ein. Die Trauerfeier soll dem Verstorbenen gerecht werden. Und wenn jemand hinterher zu mir sagt, dass es so war, wie derjenige sich das vorgestellt hätte, dann ist das für mich das schönste Kompliment“, so die Bestatterin. Ein E-Gitarrenspieler am Sarg, die Band in der Kapelle oder ein Trauerredner statt eines Geistlichen - „man hat inzwischen mehr Mut, das so zu machen, als früher“, berichtet Föhr.

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So gibt es beispielsweise die klassische Kaffeerunde nach der Beisetzung nach wie vor. „Aber es kommt auch vor, dass zum Beispiel eine Grillparty gefeiert wird, bei der man dann die Lieblingswurst des Verstorbenen grillt. Das ist weniger eine Trauer- als vielmehr eine Lebensfeier“, erzählt sie. Auch kleine Give-away-Pakete für die Besucherinnen und Besucher einer Trauerfeier hat sie schon einige Male vorbereitet: „Da waren dann zum Teebeutel einer speziellen Sorte drin oder eine bestimmte Schokolade. Auf jeden Fall etwas, das der Verstorbene besonders gerne gemocht hat.“

Bedingt auch durch die Pandemie ist die Digitalisierung bei allen Servicemaßnahmen und Leistungen rund um eine Beerdigung auf dem Vormarsch. So verzeichnet das Gedenkportal des Bestattungshauses Schlosser regelmäßig zahlreiche Klicks. Dort veröffentlicht Tina Föhr die Namen der Verstorbenen mit ihren Geburts- und Sterbedaten - auf Wunsch der Angehörigen auch mit Bild. Freunde und Bekannte können dann eine Kerze anzünden und ihr Mitgefühl ausdrücken. „Das kostenfreie Portal haben wir während Corona entwickelt, als die Anzahl der Teilnehmenden bei einer Bestattung eingeschränkt werden musste. Seitdem wird diese Möglichkeit, Anteilnahme zu zeigen, stark genutzt“, sagt Föhr.

Auch Abmeldungen oder das Auswählen von Sarg, Urne, Musik und Blumen für die Trauerfeier und andere Dinge sind digital rund um die Uhr möglich. „Manchmal wohnen ja die Kinder oder einfach Angehörige weiter weg, manchmal sogar im Ausland, und sie können das nicht vor Ort organisieren. Dann ist es einfach praktisch, wenn man solche Dinge per Mausklick regeln kann“, weiß die Bestatterin. Genauso ist es für viele Menschen aber auch wichtig, im Trauerfall persönlich mit jemandem sprechen zu können. Dafür ist das Bestattungshaus vor drei Jahren in die Johann-Sebastian-Bach 3 umgezogen und befindet sich nun im ehemaligen Pfarrhaus von St. Hildegard, gegenüber der Kirche. „Hier sind wir auch barrierefrei zu erreichen. Das ist ein großer Vorteil“, so Tina Föhr.

Redaktion Reporterin Team Mannheim

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