„Wer abschweift, hat mehr vom Reden“ – und das taten Franz Kain und Manfred Maser zum großen Vergnügen des Publikums in der ausverkauften Kulturscheune in Viernheim ausgiebig.
Kain von der Weinheimer Kabarettgruppe Die Spitzklicker und Maser, der Frontmann des Odenwälder Shantychors, kennen sich schon lange und ergänzen sich perfekt. „Ein philosophischer Humorist auf der einen Seite“, stellte Kain seinen Kollegen vor und zeigte gleich darauf mit großer Geste auf sich selbst: „Und ein begnadeter Selbstdarsteller.“ Wortgewaltig und bühnenerfahren sind sie beide. Fleißig wurde über alles Mögliche und Unmögliche „dischbediert“, und jeder war ganz „seiner Meinung“.
Kein Wunder, dass sich der temperamentvolle Kain und der eher bedächtige Maser in ihrem Kommunikationsverhalten unterscheiden. Während Maser Sprachnachrichten für völlig überflüssig hält („Was man früher in drei Sekunden gelesen hat, muss man sich jetzt drei Minuten anhören“), ärgert sich Kain über die Beschränkung bei Anrufbeantwortern: „Wenn man nach zwei Minuten so richtig in Fahrt ist, bricht das Ding ab.“ Einig waren sie sich dagegen über die unnötige Nachrichtenflut. „Viel Lärm um nix“ gebe es in den Medien. Sofort verwandelte sich Kain in einen rasenden Reporter und japste mit überschnappender Stimme ins imaginäre Mikrofon: „Ich bin am Ort des Geschehens, wo noch nix passiert ist.“
„Inzwischen ist das Wichtigste an der Ernährung das, was man weglässt“: Damit waren die beiden Wortakrobaten beim Thema Gesundheit. Sie plauderten über Laktose-Intoleranz, Sakrotanapostel und Vogelfutter zum Frühstück. „Wir brauchen mehr Platz für Schweine“, stellte Kain fest und hatte schon die Lösung: „Ich habe mir größere Teller gekauft.“ Im Supermarkt werde er sowieso zum Wutbürger: „In keinem Bereich des Lebens werden mehr Entscheidungen abverlangt als beim Joghurteinkauf.“ Schon aus Protest rühre er den rechtsdrehenden Joghurt zuhause nach links um.
Grillfest im Gotteshaus, um mehr Gläubige anzulocken
Dazwischen gab es immer mal wieder nachdenklichere Töne. Beim Besuch im Baumarkt riss Kain Stück für Stück von einem Papiermaßband ab und verglich es mit der verbleibenden Lebenserwartung. „Müssen wir überhaupt nochmal renovieren?“, fragte er lakonisch mit Blick auf das Reststück.
Nicht nur Gesellschaftskritik, sondern auch ganz persönliche Ärgernisse wie die Tücken des Flaschenrückgabe-Automaten, nervige Urlaubsbekanntschaften oder der Kampf mit dem Spannbetttuch kamen zur Sprache. Selbst vor den Kirchen machte das Duo nicht Halt und enthüllte einen Plan, um mehr Besucher in die leeren Gotteshäuser zu locken. „Feuer unter dem Altar machen und Steaks auf dem heißen Stein braten“, schlugen sie vor und stimmten einen Gotteshaus-Willkommens-Rap an.
Gut aufeinander eingespielt, sprangen die beiden Künstler von einem Thema ins andere. Mit absurdem Sprachwitz, feiner Ironie und dem einen oder anderen Kalauer unterhielten sie das Publikum bestens. Blieb am Schluss die Frage: „Wie muss eine Zukunft aussehen, in der man über die heutige als ,die gute alte Zeit’ spricht?“
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