Geburtstag

Familienbildungswerk: Von der Mütterschule zur Anlaufstelle für Viernheimer Familien

Früher sollten hier Frauen "Hausfrauentalente" erlernen. Mittlerweile hat sich das Viernheimer Familienbildungswerk zur zentralen Anlaufstelle für Familien entwickelt. Am 11. Oktober feiert die Einrichtung den 60. Geburtstag

Von 
Sandra Usler
Lesedauer: 
Leiterinnenwechsel im Jahr 1978: Direktor Hanschuer aus Mainz (v.li.), Schwester Maria, Helga Kempf und die neue FBW-Leiterin Marianne Förster. © Sandra Usler

Viernheim. „Die Mütterschule möge helfen, Frauentum und Mütterlichkeit in ihrer ganzen Größe und Schönheit entstehen zu lassen. Sie mögen helfen, den Wert der dienenden Liebe, die eine Familie erst zur echten Gemeinschaft werden lässt und das Haus zum Heim macht, immer mehr erkennen lassen.“ Ob sich junge Frauen heute noch von den damaligen Ideen der Mütterschule ansprechen lassen würden? Eher nicht. 1964 war die Mütterschule in Viernheim allerdings etwas Neues - initiiert vom Katholischen Deutschen Frauenbund. In den vergangenen 60 Jahren hat sich die Einrichtung immens weiter entwickelt. Das heutige Familienbildungswerk feiert am Freitag, 11. Oktober, seinen runden Geburtstag.

Zum Jubiläum öffnet die Einrichtung von 14 bis 18 Uhr ihre Türen. Unter dem Motto „Entdecke unsere Vielfalt!“ erwartet die Besucher und Besucherinnen ein abwechslungsreiches Programm mit zahlreichen Mitmach-Aktionen: von kreativen Workshops über sportliche Herausforderungen bis hin zu unterhaltsamen Spielen für Groß und Klein. Der Tag der offenen Tür bietet die ideale Gelegenheit, das Familienbildungswerk, seine Geschichte und das aktuelle Angebot noch besser kennenzulernen.

Mädchen und Frauen sollten „Hausfrauentalente“ erwerben

Die Geschichte begann vor mehr als 60 Jahren: Am 6. Mai 1964 waren die Viernheimer zur Eröffnung der Mütterschule im Institut der „Englischen Fräulein“ (später Maria-Ward-Schwestern) eingeladen. Initiatorin und treibende Kraft für die Gründung der Mütterschule war Erna Maria Geier, die Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes. Ziel der Schule war es, allen Frauen und Mädchen neben dem Erwerb beruflicher Fähigkeiten auch „Hausfrauentalente“ zu vermitteln. Am gleichen Tag starteten auch die ersten Kurse: „Kochen und Hauswirtschaft“, „Anfertigen von Wäsche und Kleidern“ und „Säuglings- und Krankenpflege“.

Das Institut war von vornherein als Kreiseinrichtung gedacht, und 1970 wurde es mit der Errichtung von Zweigstellen in zehn Gemeinden zur „Landkreis-Mütter- und Elternschule“ erweitert. Vom damaligen Domizil im Keller der Maria-Ward-Schwestern aus waren die Verantwortlichen der Mütterschule in bis zu 23 Gemeinden aktiv, von Viernheim aus wurden die Kurse organisiert, verwaltet und geleitet.

Erna Maria Geier bei ihrer Rede anlässlich der Einweihung. © Sandra Usler

1978 übernahm Marianne Förster die Leitung des Familienbildungswerks und führte es 25 Jahre lang ehrenamtlich. In diesen Zeitraum fiel auch die einschneidendste Veränderung der Einrichtung: Im Jahr 1993 konnte der Keller der Schwestern verlassen und ein eigenes Haus bezogen werden. Die Diözese Mainz hatte das benachbarte Haus Lipp gekauft, saniert und zu einem modernen Kurs- und Seminarort aufgebaut. Das Klosterhaus der Maria-Ward-Schwestern ging 1995 ebenfalls an das FBW.

Mehrere Seminarräume, Besprechungsräume, eine Lehrküche und das Kinderhaus boten nun optimale Voraussetzungen für gelungene und erfolgreiche Familienbildung. Denn zu den ursprünglichen Schulungskursen für angehende Ehefrauen hatten sich längst Gesundheitskurse, Seminare zu Erziehung und Persönlichkeitsentwicklung, Mutter-Kind-Gruppen oder auch Hobbykurse gesellt.

2003 übernahm mit Silvia Schoeneck erstmals eine hauptamtliche Leiterin die Geschicke des Familienbildungswerks. Unter ihrer Leitung hatte sich das Haus wieder verstärkt nach außen geöffnet - so wie es in den Anfangsjahren praktiziert worden war. In den familienunterstützenden Projekten kommen die Mitarbeiter des FBW direkt zu den Familien. Aktuell läuft das Programm „e:du“, bei dem Familien mit Babys und Kleinkindern bis zum Alter von drei Jahren altersgerechte Spiel- und Bastelmaterialien vorgestellt bekommen.

Haus in der Weinheimer Straße bleibt Dreh- und Angelpunkt

Dreh- und Angelpunkt ist aber weiterhin das Haus in der Weinheimer Straße 42-44, das seit Dezember 2011 auch als Familienzentrum fungiert. In den vergangenen Jahren - mittlerweile leitet Michaela Mann als koordinierende Referentin das FBW - liegt der Fokus neben der Kursarbeit vor allem auf den offenen Angeboten.

Mehr zum Thema

Lernmobil

So lernen Analphabeten in Viernheim Lesen und Schreiben

Veröffentlicht
Von
Othmar Pietsch
Mehr erfahren
Soziales

Ausstellung im Rhein-Neckar-Zentrum Viernheim zu Hospizhilfe

Veröffentlicht
Von
Kathrin Miedniak
Mehr erfahren
Konzert

Starkenburg Philharmoniker brillieren mit Gershwin in Viernheim

Veröffentlicht
Von
Thomas Tritsch
Mehr erfahren

Großer Anziehungspunkt am Vormittag sind das Babycafé und Müttercafé, in dem sich Schwangere und junge Mütter zwanglos austauschen können. Auch nur für Väter gibt es regelmäßige Aktivitäten. Ein Nachmittagsangebot ist das neue „Café Krümel“ für Eltern und ihre Kinder. Zudem sind vor einiger Zeit die Caritas-Beratungsstellen in das Haus eingezogen. Bei der Ausfüllhilfe helfen Ehrenamtliche und Integrationslotsinnen an zwei Tagen dabei, behördliche Formulare und Anträge korrekt auszufüllen.

Das FBW reagiert seit 60 Jahren auf den Zeitgeist und aktuelle Entwicklungen mit seinen Angeboten - mit einem Maxiclub, wenn Kindergartenplätze fehlen, mit dem Alleinerziehendentreff oder einem Miniclub speziell für Kinder aus der Ukraine. „Wir sind Fürsprecher der Familien“, fasst Michaela Mann zusammen und freut sich auch immer über neue Impulse und Ideen für die Arbeit des Familienzentrums.

Den Schlagworten „Bildung - Beratung - Begegnung“ bleibt das FBW weiterhin treu und will auch in den kommenden Jahren ein Anlaufpunkt in Viernheim für Familien sein.

Tag der offenen Tür am Freitag, 11. Oktober, von 14 bis 18 Uhr

Freie Autorin

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke