Mannheim. Die Nachricht vor ein paar Wochen war ziemlich spektakulär: Im südlichen Bereich des Alten Meßplatzes in Mannheim soll während der Sommermonate ein Riesenrad stehen. Auf die Fläche am Neckarufer hatten sich im vergangenen Jahr viele Neckarstädter nicht mehr getraut. Weil es dreckig war, weil Leute dort Drogen einnahmen, und weil Dealergruppen ihre Streitigkeiten austrugen, auch mit Gewalt. Ist das Riesenrad also die Lösung für die Probleme? Die Antwort lautet: allenfalls zum Teil.
Wie oft werden Familien aus der Neckarstadt wohl mit dem Riesenrad fahren?
Denn eigentlich waren für die Zwischennutzung in diesem Sommer etwas andere Ziele formuliert worden. Man wolle Angebote von vielen Akteuren für eine breite Mehrheit der Anwohner machen, hieß es im Februar in einer Power-Point-Präsentation der Stadtverwaltung. Das bietet ein kommerzielles Riesenrad mit Fahrpreisen von elf Euro für Erwachsene und sieben für Kinder sicher nicht.
Wie oft werden Familien aus der Neckarstadt, wo viele kein hohes Einkommen haben, mit diesem Riesenrad wohl fahren? Es dürfte eher eine Attraktion für Besserverdienende von außerhalb werden. Tischtennisplatten, Graffiti-Kurse oder Gärtnern an Hochbeeten, wie bei einem Stadtteiltreffen im Dezember vorgeschlagen, wären Angebote, die mehr Menschen einbinden. Da haben die Riesenrad-Kritiker durchaus Recht. Die Stadtverwaltung tut viel am Alten Meßplatz – aber man sollte schon auch erwarten können, dass sie mithilfe von anderen Akteuren ein breiteres Angebot auf die Beine stellt.
Einfacher ist es da, die Fläche an einen Schausteller zu verpachten. Doch trotz der Kritik am Kommerz: Riesenrad und Karussell werden den Bereich beleben. Der Betreiber wird selbst ein großes Interesse daran haben und dafür sorgen, dass es ordentlich aussieht und zugeht. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass etwas anders wird als im vergangenen Sommer.
Generell sieht die Situation für den Alten Meßplatz wieder deutlich besser aus. Die Finanzierungsprobleme beim Sprachmuseum Forum Deutsche Sprache, das auf dem Gelände des Parkplatzes entstehen soll, sind glücklicherweise gelöst. Im Herbst soll die Baustelle eingerichtet werden, weshalb das Riesenrad ja auch nur als Zwischennutzung gedacht ist. Dazu kommt: Die Stadtverwaltung unterstützt das für den Platz wichtige Freizeitprojekt ALTER aus einem Fördertopf für Stadtentwicklung, nachdem der Gemeinderat im vergangenen Jahr einer direkten Finanzierung unverständlicherweise eine Absage erteilt hatte. Man darf also vorsichtig optimistisch sein, was den Alten Meßplatz angeht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Riesenrad löst die Probleme allenfalls zum Teil
Das geplante Riesenrad am Mannheimer Alten Meßplatz ist nicht das Angebot für die breite Masse, wie Timo Schmidhuber kritisiert. Aber es gibt Anlass zu Optimismus.