Bobenheim-Roxheim/Lindenfels. Ein 19-Jähriger stirbt am Wochenende auf noch ungeklärte Weise im pfälzischen Bobenheim-Roxheim. Die Anteilnahme in der Region ist enorm. Doch es gibt noch viele offene Fragen.
Toter 19-Jähriger in Bobenheim-Roxheim gefunden: Anteilnahme groß
Ein kleines Meer aus Lichtern steht auf dem Sportplatz in Lindenfels vor einem gerahmten Bild. Es zeigt einen jungen Mann im Fußballtrikot, der aus braunen Augen in die Kamera schaut. Das ebenso braune Haar ist an den Seiten kurz geschnitten, der Mund ist zu einem winzigen Schmunzeln verzogen. Robin Schmitt wurde nur 19 Jahre alt.
Seit der Nacht zum Samstag ist er tot. In Bobenheim-Roxheim wurde er mutmaßlich von einem Zug erfasst. Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem tragischen Unglück aus. Doch für Robins Eltern sind noch viele Fragen offen. Was ist in der Nacht von Freitag auf Samstag mit ihrem Sohn passiert?
Am Freitagabend ist der 19-Jährige mit einigen Freunden aus der Fußballmannschaft - er spielte überwiegend für die zweite Mannschaft der neuen Spielgemeinschaft Lindenfels/Winterkasten - in Bensheim feiern. Von dort aus macht er sich am späten Abend auf den Weg nach Worms, wo seine Freundin wohnt. Um 0.45 Uhr kommt sein Zug aus Richtung Ludwigshafen, die S6, dort an. Doch Robin steigt nicht aus.
Am frühen Morgen wird er tot im Gleisbereich in Bobenheim-Roxheim gefunden, das wenige Kilometer südlich der Nibelungenstadt liegt. „Die Situation ist für uns unbegreiflich“, sagt Robins Vater Matthias Schmitt am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Nicht zu wissen, was nachts an der Haltestelle passiert ist. Da stimmt etwas nicht“, sagt er.
Warum stieg Robin in Bobenheim-Roxheim aus dem Zug?
Für Schmitt ist nicht nachvollziehbar, weshalb sein Sohn eine Haltestelle zu früh in Bobenheim-Roxheim aus dem Zug ausgestiegen sein sollte. „Und selbst wenn, dann hätte er seine Freundin angerufen, die in Worms auf ihn gewartet hat, um ihn abzuholen“, sagt er. Die Freunde aus der Fußballmannschaft hätten zudem versichert, dass Robin „absolut Herr seiner Sinne“ gewesen sei, als er sich auf den Weg zu seiner Freundin gemacht habe. Dass dem 19-Jährigen betrunken ein Fehler unterlaufen sei und er sich dann zu Fuß in Richtung Worms aufgemacht habe, glaubt er also auch nicht. Denn auch der Fundort der Leiche werfe Fragen auf.
Dieser liegt nämlich nicht in Richtung Worms, sondern wenige Hundert Meter in Richtung Süden vom Bahnhof Bobenheim-Roxheim aus gesehen. „Wieso wurde er in dieser Richtung gefunden? Heutzutage haben alle Navis. Wir haben ein sehr mulmiges Gefühl“, berichtet Schmitt.
Robins Mutter Nicole Tremmel hat deshalb auf Facebook einen Aufruf gestartet. „Hat irgendjemand was gesehen? Ist jemand mit ihm im Zug gewesen?“ fragt sie dort. Ihr Sohn habe eine blaue Jeans, eine schwarze Jacke und weiße Nike Air Force getragen. „Wir wollen doch nur verstehen, was passiert ist mit unserem Jungen!“
Matthias Schmitt war am frühen Samstagmorgen selbst zu dem Ort gefahren, an dem sein Sohn starb. „Seine Freundin hat mir gesagt, dass der Live-Standort, den er ihr bei Snapchat geschickt hatte, sich seit Stunden nicht mehr bewegt“, berichtet er. Sie habe sich, nachdem sie vergeblich am Wormser Bahnhof gewartet hatte, große Sorgen gemacht. „Also sind wir zu dem angezeigten Standort gefahren. Da war dann schon Polizei in den Gleisen, die uns weggewunken hat“, berichtet der Vater, bei dem Robin zuletzt in Mannheim wohnte. Er hatte eine Ausbildung bei John Deere begonnen. Auch sein Vater arbeitet dort.
Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hat die Obduktion von Robins Leiche angeordnet
Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. „Dabei soll geklärt werden, ob ein Fremdverschulden infrage kommt“, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber. Es sei eine Obduktion angeordnet worden, deren Ergebnisse jedoch noch nicht vorliegen. Bei dieser soll auch geprüft werden, wie viel Alkohol Robin im Blut hatte. Anhaltspunkte für suizidale Gedanken haben die Behörden laut Ströber nicht - außer die Auffindesituation im Gleisbereich.
Überwachungsbilder aus dem Zug sollen überprüft werden
„Er war ein Mensch, der voll im Leben stand. Es war alles in Ordnung. Er wollte zu seiner Freundin, hätte am Sonntag ein Fußballspiel gehabt“, versichert sein Vater und kämpft mit den Emotionen. Die Familie mache Druck bei der Staatsanwaltschaft, dass allen Hinweisen nachgegangen wird. So sollen etwa die Bilder der Überwachungskamera aus dem Zug gesichtet werden, in dem Robin saß. „Wir würden die Welt nicht verrückt machen, wenn es nicht so unverständlich wäre.“
Zeugen gesucht
- Wer in der Nacht von 3. auf 4. November im Bereich der Gleise zwischen dem Bahnhof Bobenheim-Roxheim und dem Industriegebiet, Höhe Südring, eine junge männliche Person gesehen oder andere Beobachtungen gemacht hat, soll sich unter Telefon 0621/9632773 bei der Polizei melden.
In Lindenfels, wo Robins Mutter wohnt, wo er aufgewachsen ist und Fußball spielte, ist die Betroffenheit nach dem Vorfall riesig. Sämtliche Herren-Spiele der Spielgemeinschaft Lindenfels/Winterkasten am Wochenende wurden abgesagt. Auch am kommenden werde nicht gespielt, berichtet Peter Schneider, der Vorsitzende des SV Lindenfels, Robins Stammverein und Teil der Spielgemeinschaft. „Der Schock sitzt tief, so ein junger Mensch“, sagt Schneider. Man werde bei der Beerdigung anwesend sein und habe der Familie Hilfe angeboten.
Große Anteilnahme und Schweigeminuten im Fußballkreis
„Ein Kumpel, Kamerad und Teamkollege, der viel zu früh von uns gegangen ist“, schreibt die SG auf Instagram. Zahlreiche andere Vereine aus dem Kreis Bergstraße nehmen dort Anteil. Auf vielen Fußballplätzen im Umfeld gab es bereits am Wochenende Schweigeminuten. Zum Gedenken an einen jungen Menschen, dessen Tod noch einige Fragen aufwirft.
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