Mannheim. Mannheim muss kräftig sparen. Und mit Blick auf die zuletzt vielen Großprojekte wie Bundesgartenschau, Theatersanierung oder Kombibad stellt sich so mancher die Frage: Hat Mannheim in der Vergangenheit zu wenig Geld auf die Seite gelegt und über seine Verhältnisse gelebt? „Nein“, sagt dazu Ralf Eisenhauer in der aktuellen Podcast-Folge von „Mensch Mannheim“ – und macht dennoch ein paar Fragezeichen.

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Der 56-jährige Sozialdemokrat ist seit 2021 Bürgermeister für Planung, Bauen, Verkehr und Sport. Wegen der schwierigen Finanzlage der Stadt musste auch sein Dezernat Sparvorschläge vorlegen. Vor seinem Amt als Bürgermeister war Eisenhauer von 2011 bis 2020 Fraktionschef seiner Partei im Gemeinderat – in einer Zeit also, in der Mannheim viel investiert hat.
Zur Frage, ob Mannheim vor der Corona-Zeit zu viel Geld ausgegeben habe, sagt der Dezernent im Gespräch mit den beiden „MM“-Lokalchefs Florian Karlein und Timo Schmidhuber: „Die Stadt Mannheim befindet sich ja in keiner Sonderlage, ganz im Gegenteil. Städte, die eine ganz andere Sozialstruktur und damit auch Einnahme-Ausgabe-Verhältnisse haben, etwa wie Heidelberg, stehen vor fast noch größeren Herausforderungen. Von daher ist das ein Effekt, der alle deutschen Kommunen jetzt trifft.“
Mannheims Baubürgermeister: „Die Stadt hat sich großartig entwickelt“
Gerade mit Blick auf die Entscheidungen in der Zeit vor der Pandemie rät Eisenhauer zu einer Fahrt durch die Stadt: „Die hat sich großartig entwickelt, wir sind aus einem Strukturwandel hervorgegangen und haben es geschafft, mit großem Potenzial und viel Unterstützung von Unternehmen und Bürgerschaft die Stadt auf einen sehr, sehr guten Weg zu bringen. Das ist ja an vielen Stellen greifbar.“ Als Beispiele nennt er den neuen Stadtteil Franklin sowie generell die Umwandlung der früheren Kasernenflächen in Wohn- und Gewerbegebiete. „Ich glaube, es würde noch viel schlimmer aussehen, hätten wir eben nicht das Heft des Handelns in einer historisch einmaligen Zeit ergriffen.“ Die Zinsen seien niedrig gewesen, die Wirtschaft habe sich im Aufschwung befunden.
Und die Sanierung des Nationaltheaters im jetzt vorgenommenen Umfang – ist die auch im Nachhinein noch richtig? „Ich stelle mir die Frage auch, ich sag‘ das auch ganz offen“, erklärt der Sozialdemokrat. „Aber ich kann das im Detail nicht beantworten, was die Größenordnung anbelangt, also ob der angesetzte Betrag und der Umfang der richtige ist, dazu bin ich tatsächlich – da nicht zuständig – zu weit weg.“ Damals jedenfalls habe eine große Mehrheit des Gemeinderats die Sanierung als angemessen betrachtet, auch wegen der großen finanziellen Unterstützung von Bund und Land. Die Frage, ob es für die Zeit der Sanierung zu viele Ersatzspielstätten gibt, sieht er differenziert. „Bei der Oper, vor allem in der Variante, wie es dann ausgeführt wurde, kann man durchaus ein großes Fragezeichen machen.“ Die Stadt sei jetzt aber gefordert, das Theater-Projekt „zu einem guten Ende zu bringen“.
Wie viele Gebäude braucht Mannheims Stadtverwaltung?
In der Podcast-Folge erklärt der Bürgermeister auch, wo er in seinem Zuständigkeitsbereich sparen will. „Digitalisierung und Prozessoptimierung“ sieht er dabei als wichtige Hilfe. Man könne mit weniger Ressourceneinsatz, Personal und besseren Abläufen „trotzdem gute, vielleicht noch bessere Ergebnisse erzielen“. Als Beispiel nennt er „das virtuelle Bauamt“, also die zunehmende Digitalisierung der Prozesse dort, die sein Dezernat im vergangenen Jahr eingeführt habe. In den Bereichen Vermessung oder Verkehrszählung sieht er ähnliche Möglichkeiten.
Sparpotenzial macht der Bürgermeister auch beim Thema Flächen und Gebäude aus. „Wir geben als Stadt Mannheim allein im Innenstadtbereich für Anmietungen 20 Millionen Euro Miete im Jahr aus.“ Hier müsse geprüft werden, ob man das anders organisieren kann. Vor allem vor dem Hintergrund einer sich verändernden Arbeitswelt mit mehr mobilem Arbeiten. Gleichzeitig stelle sich die Frage: „Brauchen wir in jedem Stadtteil ein Gebäude für einen Jugendtreff und eine Stadtbibliothek und ein Gebäude für einen Seniorentreff und ein Gebäude für einen Bürgerservice und ein Gebäude für eine Verwaltungseinheit? Möglicherweise können wir in einem Gebäude Nutzungen zusammenführen.“
Im Podcast führt er auch aus, wie er als Sozialdemokrat die geplanten Erhöhungen bei den Kita-Gebühren und – in seinem Dezernat entwickelt – der Schwimmbad-Eintritte sieht. Und er erklärt, welche Auswirkung die finanzielle Situation auf die in Mannheim viel diskutierte Stadionfrage – Sanierung oder Neubau des Carl-Benz-Stadions – hat.
Mannheims Herschelbad vor dem Aus: Was wird aus dem Jugendstilgebäude?
Auch ums Herschelbad geht es im Gespräch mit dem Sportbürgermeister. Bei einer Baustellenrundfahrt in den Sommerferien hatte Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) noch einmal betont, dass das sanierungsbedürftige Jugendstilbad geschlossen werde, wenn das neue Kombibad im Herzogenried öffne. Das hat bei vielen für großes Bedauern gesorgt.
„Die Konzeption, wie wir mit unseren Bädern in Mannheim umgehen, die ist schon vor zehn Jahren beschlossen worden“, stellt Eisenhauer klar. Und die sehe vor, dass das Herschelbad geschlossen werde. Mit dem Kombibad habe Mannheim am Ende „deutlich mehr Wasserflächen“. Eisenhauer weist auch darauf hin, dass die Nutzung des Bades durch die Bürger „nicht so überragend“ gewesen sei. „Wir haben zuletzt für das Herschelbad rund zwei Millionen Euro Personal- und Sachaufwand betrieben, mit Einnahmen von 200.000 Euro. Das sind zehn Prozent Deckungsbeitrag. Bäder sollten über 20 Prozent erreichen.“
Und was wird jetzt aus dem denkmalgeschützten Gebäude? Für ein Wellness-Bad, wie es mal diskutiert wurde, habe es nie einen ernsthaften Investor gegeben, so der Baubürgermeister. „Wir sind gefordert zu schauen, ob es auch abseits der Badnutzung Interessenten gibt. Angebote und Ideen werden durchaus an uns herangetragen.“ Konkreteres ließ er sich im Podcast aber nicht entlocken.
In der „Mensch Mannheim“-Folge geht es außerdem um den neuen Stadtteil Franklin. Eisenhauer erklärt, warum er nicht daran gezweifelt habe, dass ein Investor für das M-Hochhaus gefunden werde – und wie er die Entwicklung auf Franklin bewertet, auch beim viel diskutierten Thema Parkplätze.
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