Mannheim. Man sagt, der Ton macht die Musik. Aber nicht minder wichtig ist, wer ihn anschlägt. Da macht es einen Unterschied, ob es der Oberbürgermeister oder ein Untergebener ist. So hat in Mannheim das kürzlich von Christian Specht angekündigte Aus für das Herschelbad große Aufregung ausgelöst. Aber eine Überraschung ist es nicht.
Dass das Bad in U3 schließt, wenn das neue Kombibad im Herzogenried – voraussichtlich Mitte 2026 – öffnet, ist seit rund zehn Jahren Bestandteil des städtischen Bäderkonzepts. Der Neubau soll für Schwimmsportvereine, Schulen sowie die Bürgerschaft auch das Seckenheimer Hallenbad ersetzen, das komplett dichtgemacht wird. Für das Herschelbad dagegen war eine Generalsanierung geplant und, es um Wellnessbereiche für einen privaten Betreiber zu erweitern. Ein kleinerer Teil nur zum Schwimmen sollte auf bisherigem Preisniveau bleiben.
Kosten für Umbau grob auf 55 Millionen geschätzt
Die Kosten des Umbaus wurden damals auf grob 55 Millionen Euro taxiert. Dem hat der Gemeinderat 2020 im Grundsatz grünes Licht gegeben. Doch versicherte die Stadtverwaltung auf mehrfache Kritik hin, von einer Umsetzung sei man sehr weit entfernt. Darüber werde erst zu gegebener Zeit entschieden.
Im vorigen November stellte Fachbereichsleiter Uwe Kaliske im Sportausschuss zwar klar, dass eine Aufrechterhaltung beziehungsweise Wiederherstellung des Badebetriebs nach wie vor Beschlusslage sei. Angesichts der städtischen Finanzlage gebe es dafür allerdings einstweilen kein Geld. Damals war auch von einer möglichen alternativen Nutzung des Barockbaus die Rede. Soweit bekannt, wurde das weder unter dem Christdemokraten Specht noch unter seinem SPD-Vorgänger Peter Kurz jemals eingehender geprüft.
Beim Förderverein und sonstigen Freunden des Herschelbads sorgten dem Vernehmen nach die Äußerungen im Ausschuss für große Aufregung. Zumal sie schon vorher gewarnt hatten: Würden im Doppelhaushalt für 2025 und 2026 keine Mittel bereitgestellt, sei auf Sicht erstmal Schluss. Doch der Protest blieb bei den Etatberatungen im Dezember erfolglos.
Hinter einem zweiten Kombibad in Mannheim steht ein riesiges Fragezeichen
Nun hat Specht also nur ausgesprochen, was sich schon länger abzeichnet. Aber zum einen hat das aus dem Mund des Stadtoberhaupts natürlich eine höhere Qualität. Zum anderen würde damit die eigentlich beschlossene Sanierung auf städtische Kosten nicht nur auf unbestimmte Zeit verschoben, sondern aller Voraussicht nach endgültig abgeblasen. Jetzt richtet sich die noch verbleibende Hoffnung der Herschelbad-Freunde auf einen Investor oder Mäzen.
Übrigens sieht – treffender ist wohl sah – das Mannheimer Bäderkonzept noch ein zweites Kombibad vor: Auch am Carl-Benz-Bad wurde ein neuer Indoor-Komplex geplant. Damit sollte eine Schließung der stark sanierungsbedürftigen Hallenbäder auf dem Waldhof-Ost und der Vogelstang ermöglicht werden. Auch das hat der Gemeinderat im Grundsatz bereits beschlossen. 2020 startete die Verwaltung in der Bürgerschaft einen entsprechenden Beteiligungsprozess, der jedoch in der Pandemie völlig zum Erliegen kam. Dass dieses Projekt wiederbelebt wird, scheint bei der desaströsen Finanzlage der Stadt ausgeschlossen. Ein endgültiges verbales Aus wäre mithin auch hier keine Überraschung.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Wer rettet das Mannheimer Herschelbad?