Die erste Begegnung von Peter Wüst mit der Kultstätte, die einen Großteil seines Lebens prägen würde, verlief so wie bei vielen, die nach ihrem ersten Besuch des Friedrichsparks eine enge Beziehung mit dem Mannheimer Eishockey eingingen. Im Dezember 1976 fragte ihn sein Vater Hermann, ob er ihn mit seinem Kumpel Peter Bierweiler nicht zu einem Heimspiel des MERC begleiten wolle. Der damals 13-Jährige war Feuer und Flamme - und nach dem 7:0-Sieg gegen den TSV Straubing war es endgültig um ihn geschehen: Der Eishockey-Sport im Generellen und der MERC im Besonderen hatten Wüst in den Bann gezogen.
„Eishockey hat mich total fasziniert, das Drumherum kam noch dazu“, sagt Wüst. In der neuen Folge des Adler-Checks, dem Eishockey-Podcast des „Mannheimer Morgen“, versucht er zu erklären, was wahrscheinlich nur der versteht, der selbst den Friedrichspark sein zweites Wohnzimmer nannte: „Es war das Gesamterlebnis: Du hast dich einfach wohlgefühlt.“
Wüst war in den letzten Zweitligazeiten des Vereins dabei, ehe der MERC 1980 zum ersten Mal Deutscher Meister wurde. „Das war ein traumhaftes Erlebnis. Ich bin froh, dass ich das total auf mich wirken ließ, ohne ein Smartphone dabei gehabt zu haben, das es damals ja noch nicht gab. So, wie ich es immer noch vor Augen habe, wenn ich mich daran erinnere, glaube ich nicht, dass ein Film die gleiche emotionale Wirkung auf mich hätte“, sagt der 58-Jährige, der sich als „emotionalen Erlebnis-Erinnerer“ bezeichnet.
Wüsts Beziehung zum Friedrichspark sollte sich weiter intensivieren. Als er Mitte der 1980er Jahre Manolo, den 2008 verstorbenen „Trommler vom Bökelberg“ bei Heimspielen von Borussia Mönchengladbach in der ARD-Sportschau in seinem Element sah, traf ihn die Eingebung wie ein Blitz: „So eine Trommel muss ich auch haben!“ Seine Unterstützung war auch zuvor schon leidenschaftlich, aber erst nach diesem erleuchtenden Erlebnis mit Manolo wurde aus einem „normalen Fan“ der erste Trommler im Friedrichspark.
An einem Freitagabend kaufte Wüst in Wiesloch die Trommel, mit Hilfe seines Vaters war sie bereits zum nächsten Heimspiel mit blau-weiß-rotem Band umwickelt und somit startklar. Sie ergänzte die Ausrüstung mit Strickpulli, Schal und Fahne. Zehn Jahre lang trommelte sich der „MERC-Manolo“ in der Fankurve die Finger wund, ehe er den Schlägel sinnbildlich an die nächste Generation übergab. „Du entwickelst dich ja stetig weiter. Als junger Mensch würde ich aber immer wieder trommeln“, betont Wüst, der seinem Verein bis heute als Dauerkarten-Fan treu geblieben ist.
Eine tief gehende Verbindung

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Damals und heute - Wüst will die Zeiten nicht vergleichen, sondern nur beschreiben. Er findet eine Wertung unfair. Blickt er ganz rational auf den Friedrichspark, weiß er natürlich auch, dass er marode und ein Abriss daher unausweichlich ist. „Die Wehmut ist trotzdem sehr groß, denn die Verbindung geht schon sehr tief: Das, was ich dort erleben durfte, kannst du dir für kein Geld der Welt kaufen.“ Insofern hätte er es sich besser vorstellen können, wenn sich im Friedrichspark „eine Erinnerungs-Ruhmesstätte dauerhaft entfaltet hätte“. Obwohl das Eisstadion wohl noch in diesem Jahr Geschichte sein wird, wird es weiterleben. In Wüst und allen Menschen, die ähnliche Erfahrungen in der Kultstätte gemacht haben: „Was man in sich trägt als Erinnerung, lässt sich durch den Abriss des Friedrichsparks nicht auslöschen“, verdeutlicht Wüst.
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