Antidiskriminierungsbüro

Diskriminierung in Mannheim: Diese Vorfälle werden am häufigsten gemeldet

Von 
Lea Seethaler
Lesedauer: 
Durch die Beleuchtung wichtiger und zentraler Orte in Mannheim wurde vergangenes Jahr ein sichtbares Zeichen für die Offenheit und das respektvolle Zusammenleben in Vielfalt in Mannheim gesetzt. Auch der Wasserturm wurde bunt beleuchtet. © Christoph Bluethner

Mannheim. Wie schnell Alltagsrassismus einen betreffen kann, musste Florence Brokowski-Shekete Anfang des Jahres in einem ICE nach Mannheim erleben. Wie die hiesige Schulamtsdirektorin, die nigerianische Wurzeln hat und in Hamburg geboren wurde, in einem Instagram-Post schreibt, sei Folgendes passiert: „Kaum in den Zug eingestiegen, ich laufe in Richtung der 1. Klasse, macht mich eine Zugmitarbeiterin darauf aufmerksam, dass das die Richtung in die 1. Klasse sei, die 2. Klasse ginge in die entgegengesetzte Richtung.“ Und weiter: „Nun bin ich echt sehr, sehr unempfindlich und sehe in allem das Gute, fragte sie aber dennoch, worum es ihr genau ginge.“ Die Mitarbeiterin hätte daraufhin den Hinweis wiederholt. „Auf meinen Hinweis, dass ich in die richtige Richtung ginge und warum sie mir diesen Hinweis gäbe, reagierte sie erwartungsgemäß motzig", schreibt Brokowski-Shekete.  Die Mitarbeiterin habe dann "Entsprechendes" zu ihrer Kollegin gesagt, "diese Kollegin mischte sich ein und wollte mir erklären, dass man mir doch nur einen Hinweis geben wollte.“ Auf die Frage, warum man ihr diesen Hinweis geben wolle - denn Brokowski-Shekete hätte doch gar nicht danach gefragt auch nicht desorientiert gewirkt - „ließ eine dritte Kollegin, die sich als Zugchefin herausstellte, zusätzlich einen Brüller los, mit den Worten ,Schluss jetzt’, oder so ähnlich.“

Menschen melden Vorfälle

Die Mannheimer Schulamtsdirektorin will mit ihrem Post über den Vorfall und die anschließend fast aggressive Stimmung im Zug für Alltagsrassismus sensibilisieren und zeigt zugleich, was dieser mit einem macht. Genau das wollen auch die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ in Mannheim. Unter dem Motto „Haltung zeigen“ finden dabei im März bundesweit Aktionen statt, die von der Stiftung gegen Rassismus koordiniert werden. In Mannheim werden die Aktionswochen vom Antidiskriminierungsbüro (adb) gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren aus der Region umgesetzt.

Mehr zum Thema

Polizei (mit Video)

Zwei Vorfälle innerhalb weniger Tage - Katzen in Mannheim beschossen und verletzt

Veröffentlicht
Von
Steffen Mack
Mehr erfahren
Blaulicht

21-Jähriger in Ludwigshafen mit Messer bedroht und ausgeraubt

Veröffentlicht
Von
pol/juko
Mehr erfahren

Dass sie nötig sind, zeigen auch die Zahlen des adb: In Mannheim haben sich dort 2021 am meisten Menschen wegen rassistischer Diskriminierung gemeldet (29 Fälle), gefolgt von Diskriminierung wegen chronischer Erkrankung (12). Auch Diskriminierung wegen Behinderung (7) wurde erfasst, aber auch einzelne Fälle bei denen „äußeres Erscheinungsbild“, „sexuelle oder geschlechtliche Identität“ oder „Alter“ Gründe waren.

Auch "Intersektionale Diskriminierung" fand statt. Intersektionale Diskriminierung bedeutet, dass die Menschen nicht nur auf Grund eines Merkmals, sondern auf Grund des Zusammenwirkens mehrerer Merkmale, diskriminiert wurden. Die Art der Diskriminierung und deren Wirkung potenziert beziehungsweise verändert sich dadurch, heißt es vom adb.

„Die Beratungsanfragen an sich sind zahlenmäßig im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig zurückgegangen“, teilt Laura Lenz vom Mannheimer adb mit. So waren es 2020 erst 87, 2021 dann 82. Allerdings seien von der Pandemie unabhängige Diskriminierungsfälle vermehrt gemeldet und behandelt worden: „Die Fälle mit Pandemiebezug haben sich mit 15 Fällen 2021 im Vergleich zum Vorjahr mit knapp über 30 Fällen halbiert. Das bedeutet bei ungefähr gleichbleibender Beratungszahl eine deutliche Zunahme der ,regulären’ Fälle, wie sie auch nach der Pandemie noch zu erwarten sind.“

Im Rahmen der Antirassismuswochen findet am 2. April von 10 bis 16 Uhr der Gratis-Onlineworkshop „Diskriminierungssensible Bilder in der entwicklungspolitischen Arbeit“, statt, der die „unbeabsichtigte Reproduktion rassistischer Stereotype“ in den Fokus nimmt. Anmeldung bis 1. April unter der E-Mail praktikum@eine-welt-forum.de Veranstaltet wird der Workshop vom Eine-Welt-Forum Mannheim und Verein SIMAMA – STEH AUF.

Im Rahmen der "Internationalen Wochen gegen Rassismus" wurden in Mannheim etwa rassismuskritische Workshops, eine dekoloniale Stadtführung  und auch mehrsprachige Veranstaltungen der „Black Academy Mannheim“ durchgeführt. Viele Veranstaltungen waren schon zu Beginn schnell ausgebucht, weil die Nachfrage so hoch war. 

Und wie kann man  in Mannheim eine Diskriminierung im Alltag melden? Kostenlos unter der Nummer 0621 / 43 68 60 56 (Dienstag 11-12 Uhr, Donnerstag 18-19 Uhr und Freitag 9-10 Uhr) bei der Hotline des Antidiskriminierungsbüros. Oder auch unter info@adb-mannheim.de

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen