Mannheim. Gegen 20 Uhr tat die Katze, was sie eigentlich gern tut. Noch mal rausgehen, in der alten Siedlung auf der Schönau herumstreifen. Rund drei Stunden später fanden Frauchen und Herrchen sie zusammengerollt oben im Haus. „Sie ließ sich nicht anfassen“, erzählt der Mann. „Das eine Auge drückte sie die ganze Zeit zu.“ Sie hätten gedacht, vielleicht habe die Katze wieder eine Rauferei gehabt oder sich im Gras gestochen. Der Sandhofener Tierarzt Daniel Mayer betäubte dann die Katze, um das rechte Auge zu öffnen. Darin steckte ein Projektil aus einem Luftgewehr oder einer Luftpistole.
So etwas sehe er ungefähr ein Mal im Jahr, berichtet Mayer. „Aber normalerweise nur bei Tieren, die aus dem Ausland mitgebracht wurden. “ Sein letzter derartiger Fall im Mannheimer Norden liege mindestens vier, fünf Jahre zurück. Er gehe fest davon aus, dass jemand mit Absicht auf die Katze geschossen habe. Offenbar aus größerer Distanz, sonst wäre der Einschlag stärker gewesen. So sei das Projektil auf den Augapfel geprallt und im Lid hängengeblieben. „Ein halber Zentimeter weiter links, und sie hätte ihre Sehkraft auf dem Auge verloren“, so der Tierarzt.
Der Vorfall, auf den eine Nachbarin den „Mannheimer Morgen“ aufmerksam gemacht hat, liegt drei Wochen zurück. Mittlerweile gehe es der Katze wieder einigermaßen gut, sagt der Besitzer. „Sie wirkt noch etwas verstört und ist jetzt sehr anhänglich.“ Foxi heißt sie, zusammen mit ihrer Schwester Fix hat das Ehepaar sie vor sieben Jahren aus dem Tierheim geholt, nur wenige Wochen alt. Die Halter möchten lieber nicht namentlich genannt werden. Wenn jemand gezielt auf ihre Katze schieße, sei dem womöglich noch mehr zuzutrauen.
In die Schulter geschossen
Anonym bleiben möchte auch eine Frau von der Vogelstang, die Ähnliches erlebt hat. Sie berichtet, ihr Kater Murphy habe am 30. Juni plötzlich eine Wunde an der rechten Schulter gehabt, wenige Zentimeter vom Kopf entfernt. Eine Tierärztin habe festgestellt, dass auf den Kater aus einiger Entfernung mit einem Luftgewehr geschossen worden sei.
Die Besitzerin verständigte die umliegenden Tierärzte und bat, möglichen anderen Betroffenen ihre Kontaktdaten weiterzugeben. Auf Aushängen setzte sie eine Belohnung von 50 Euro für Hinweise auf den Täter aus. Bisher sei dabei leider nichts Brauchbares herausgekommen, bedauert die Frau. Nun wolle sie auch noch zur Polizei gehen.
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Das haben Foxis Besitzer gleich am 17. Juni getan, als das Projektil im Auge entdeckt wurde. Auf dem Revier in Sandhofen gewannen sie allerdings nicht den Eindruck, dass der diensthabende Beamte da - vorsichtig formuliert - allzu viel unternehmen wollte.
Auf Anfrage tritt dem Präsidiumssprecher Horst Wetzel entgegen. Der Kollege habe den Vorgang aufgenommen, der Fall gehe auch an die Staatsanwaltschaft. Ermittelt werde wegen Sachbeschädigung, darum handele es sich hier juristisch. Doch käme auch ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz in Betracht. Paragraf 1 lautet: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Dafür sind Geldstrafen bis zu 25 000 Euro vorgesehen, bei schwersten, andauernden Vergehen sogar bis zu drei Jahre Haft. Wetzel gibt jedoch zu bedenken, dass hier häufig ein Ermittlungsansatz fehle. „Da sind wir auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.“ Er rate daher dazu, alle derartigen Vorfälle dem örtlichen Polizeirevier zu melden. Dass jemand mit einem Luftdruckgewehr oder Ähnlichem auf Katzen schieße, komme leider immer wieder mal vor. Dass es in Mannheim in jüngerer Zeit eine Häufung gebe, sei nicht bekannt.
Polizei geht zweitem Vorfall nach
Von dem Vorfall auf der Vogelstang erfährt der Polizeisprecher nun indes erst vom „MM“. Nach Rücksprache mit den dortigen Kollegen teilt er später mit, auch denen sei davon noch nichts bekannt gewesen. Sie hätten jetzt vergeblich versucht, jene Katzenhalterin anzurufen.
So schwierig das Ermitteln da auch sein mag, ist dem Polizeisprecher eine Botschaft wichtig: Wenn jemand sadistisches Vergnügen dabei empfinde, mit dem Luftgewehr auf Katzen zu schießen, „dann wollen wir den finden“. Auch, weil dem eines Tages Tiere vielleicht nicht mehr genügen und er beginnen könnte, Menschen etwas anzutun.
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