Ludwigshafen. Die BASF schließt eine weitere Anlage im Ludwigshafener Stammwerk. Der Chemiekonzern stellt das Geschäft und die Produktion von Hydrosulfiten ein. „Diese Entscheidung ist Teil der laufenden strategischen Überprüfung der Produktionsstruktur am Standort Ludwigshafen und spiegelt das Engagement des Unternehmens wider, sich auf Geschäftstätigkeiten mit langfristigem Wertschöpfungspotenzial zu fokussieren“, heißt es in der Mitteilung.
Das Unternehmen werde die etwa 65 Mitarbeitenden, die derzeit im Hydrosulfite-Geschäft tätig sind, dabei unterstützen, neue Positionen innerhalb der BASF-Gruppe zu finden. Hydrosulfite werden in der Textilindustrie als Reduktionsmittel im Färbevorgang und in der Zellstoff- und Papierverarbeitung als Bleichmittel verwendet. Das Unternehmen will die Lieferung der entsprechenden Produkte wie Hydrosulfit F oder HydroBlue 90 auslaufen lassen.
Das Ludwigshafener Stammwerk soll schlanker und profitabler werden
Das Ludwigshafener Werk ist nicht profitabel und muss massiv sparen. BASF hat bereits mehrere große Anlagen stillgelegt, darunter eine der beiden Ammoniak-Produktionen und die erst einige Jahre alte TDI-Anlage – unter anderem, weil diese wegen der hohen Energiekosten nicht mehr rentabel sind.
Zudem hatte der Konzern bei einer genauen Analyse im vergangenen Jahr festgestellt, dass rund 20 Prozent der Anlagen in Ludwigshafen nicht wettbewerbsfähig sind. Aber bisher hatte BASF noch nicht verkündet, welche davon geschlossen werden – die Hydrosulfit-Anlage ist nun eine davon. Weitere dürften folgen.
Baustart für riesige industrielle Wärmepumpe
Wie zum Beweis, dass am Standort trotz Sparprogramm noch investiert ist, informierte die BASF am Mittwoch auch über einen besonderen Spatenstich: BASF und Kooperationspartner GIG Karasek starten den Bau für eine der weltweit größten industriellen Wärmepumpen zur CO₂-freien Dampferzeugung. Das Wärmepumpensystem soll helfen, das BASF-Stammwerk bei der Energieerzeugung grüner zu machen. „Uns geht es darum, unseren Kunden Produkte anzubieten, die einen geringeren CO₂-Fußabdruck besitzen“, sagt Helmut Winterling, der das Ludwigshafener Werk leitet.
Wie das geht? Die Wärmepumpe wird mithilfe von Grünstrom CO₂-freien Dampf herstellen, der vor allem zur Produktion von Ameisensäure eingesetzt wird. Bis zu 98 Prozent der hier jährlich entstehenden Treibhausgasemissionen können laut BASF auf diese Weise vermieden werden. Das entspricht einer Reduktion von 100.000 Tonnen CO₂ im Jahr. Zur Dampferzeugung kommt in der Wärmepumpe Abwärme aus Kühlprozessen von einem der beiden Steamcracker am Standort zum Einsatz.
Die Wärmepumpe soll ab Mitte 2027 emissionsfreien Dampf erzeugen
Das System wird eine thermische Leistung von knapp 50 Megawatt aufweisen. Der emissionsfreie Dampf – bis zu 500.000 Tonnen Dampf pro Jahr sind möglich – soll die Erzeugung auf Basis fossiler Rohstoffe in den Gas- und Dampfkraftwerken des Werks zum Teil ersetzen. Das Pumpensystem wird auf einer Fläche von rund 2.000 Quadratmetern neben dem Steamcracker errichtet und über Rohrbrücken mit der Anlage verbunden sein. Mitte 2027 soll sie in Betrieb gehen.
Die Bundesregierung unterstützt das Projekt im Rahmen des Förderprogramms Klimaschutzverträge mit bis zu 310 Millionen Euro. BASF steuert einen höheren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag bei.
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