Faustball

Wenn der Traum von der WM vor der Haustür wahr wird

Mit Nick Trinemeier vom TV Käfertal darf sich auch ein Mannheimer über die Nominierung für die Faustball-WM Ende Juli in Mannheim freuen. Der 33-Jährige war bei allem Jubel aber auch in Gedanken bei zwei seiner Kollegen

Von 
Moritz Kaltwasser
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Der Käfertaler Nick Trinemeier darf sich mit der deutschen Nationalmannschaft auf die Faustball-WM in der Mannheimer SAP Arena freuen. © Lukas Adler/pix

Mannheim. Für Felix Klassen, Nick Trinemeier und Marcel Stoklasa glich das Faustball-Länderspiel zwischen Deutschland und der Schweiz einer entscheidenden Generalprobe. Die drei Akteure des TV Käfertal wollten sich zwei Tage vor der Kadernominierung für die anstehende Weltmeisterschaft in Mannheim mit guten Leistungen für eine Berücksichtigung im deutschen Aufgebot empfehlen und einen Platz im zehnköpfigen Kader sichern.

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Nach ungefähr 45 Minuten ertönte auf der Käfertaler Karl-Heinz-Herbst-Sportanlage bereits der Schlusspfiff: Überraschend deutlich bezwang die deutsche Auswahl die ambitionierten Eidgenossen mit 4:0 (11:5, 11:4, 12:10, 11:4) und zeigte wenige Wochen nach der 1:4-Niederlage gegen Österreich eine deutliche Reaktion. Das Publikum honorierte die Leistung und spendete warmen Applaus.

"Jeder von uns ackert das ganze Jahr"

„Im Vergleich zur Partie gegen Österreich haben wir in der Abwehr wesentlich besser agiert und darüber hinaus ein hohes Maß an Ballsicherheit ausgestrahlt“, lobte Trinemeier, der als zweiter Angreifer mit vielen wertvollen Assists hervorstach und auch im Defensivbereich einen wichtigen Part übernahm. Wie seine beiden Käfertaler Kollegen verspürte der 33-jährige Gymnasiallehrer wenige Stunden vor der Bekanntgabe des WM-Kaders ein Quäntchen Nervosität.

Klassen verwies auf den Stellenwert der anstehenden WM: „Jeder von uns ackert ganze Jahre, um nominiert zu werden. Wir verdienen mit dem Faustballsport kein Geld und sind somit beruflich wie auch privat auf Unterstützung angewiesen.“ Aufgrund des hohen Aufwands wäre es selbstverständlich etwas Besonderes, bei der Heim-WM auflaufen zu dürfen, so Klaasen, der nebenbei mit Freude sämtliche Autogrammwünsche vieler Kinder erfüllte.

Trinemeiers Erinnerungen an 2007

Als Bundestrainer Olaf Neuenfeld dann am Pfingstmontag in der Mannheimer SAP Arena zur Pressekonferenz erschien, um seine Entscheidung bekannt zu geben, fand sich in einem der drei Einspielvideos auch das Gesicht von Nick Trinemeier wieder: „Es stand für uns sehr früh fest, dass Nick dabei sein wird. Er ist sowohl auf dem Feld als auch neben dem Platz ein ganz wichtiger Spieler“, hob der Bundestrainer die Bedeutung des Käfertalers hervor.

Dieser trat nach Neuenfelds Ausführungen selbst ans Mikrofon und ließ die Gäste an seiner ambivalenten Gefühlswelt teilhaben. Trinemeier kann sich noch gut an die Heim-WM aus dem Jahr 2007 erinnern. Damals besuchte er als junger Zuschauer die Partien in Niedersachsen und träumte anschließend vom surreal wirkenden Szenario, eines Tages als Spieler im eigenen Land ein Großturnier bestreiten zu dürfen.

Nun geht es um die Form des Lebens

Die Tatsache, dass in zwei Monaten praktisch direkt vor dem Elternhaus der WM-Titel verteidigt werden kann, ließ sich nur schwer in Worte fassen: „Diese Rahmenbedingungen sind außergewöhnlich und weit von einer normalen Situation entfernt“, merkte Trinemeier an.

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In den kommenden Wochen werde es für ihn darauf ankommen, die „Form seines Lebens“ zu erreichen und im Optimalfall das Finalspiel in einer gut besuchten SAP Arena bestreiten zu dürfen. Mit Stolz weisen die Organisatoren der WM darauf hin, dass für das Finalwochenende erstmals in der Faustballgeschichte Naturrasen in eine Multifunktionshalle verlegt wird.

Klassen und Stoklasa nicht dabei

Auf der anderen Seite konnte und wollte Trinemeier in diesem Moment nicht ausblenden, dass für seine beiden Teamkollegen eine Welt zusammengebrochen war. Die Gewissheit, dieses spezielle Ereignis zwischen dem 22. und 29. Juli ohne Klassen und Stoklasa zu bestreiten, trübte Trinemeiers Stimmung ein wenig: „Beide befinden sich sportlich aktuell in einer außergewöhnlichen Verfassung, haben sich nichts vorzuwerfen und hätten auch eine Nominierung verdient gehabt. Das ist einfach nur bitter“, betonte Trinemeier.

Neuenfeld - bereits seit 16 Jahren Bundestrainers - sprach von dem „unschönsten Moment“ der Vorbereitung, als er insgesamt fünf Spielern mitteilte, ohne sie zu planen. Er und Trainerkollege Chris Löwe hätten in vielen Fällen auf ihr Bauchgefühl vertraut, damit das Projekt Titelverteidigung gelingt.

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