Paris. Es ist eines der gängigsten Argumente von Olympia-Gegnern: Die Spiele seien zu teuer, öffentliche Gelder würden verbraten, ohne dass die Rechnung jemals ausgeglichen werde. Auch in Paris hört man diese Vorwürfe.
Wohnungsbesitzer vermuteten, dass die Erhöhung der Grundsteuer um mehr als 50 Prozent im vergangenen Jahr mit der Großveranstaltung zusammenhänge - was das Rathaus aber verneint. Das Organisationskomitee hält den Kritikern entgegen, dass die Pariser Spiele im Vergleich zu denen in anderen Metropolen besonders sparsam und nachhaltig seien. Dauerhaft kämen sie der Hauptstadtregion und den nördlichen Vororten, wo das Olympische Dorf steht, sogar zugute.
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Eine Studie zu den voraussichtlichen Auswirkungen der Olympischen und Paralympischen Spiele - durchgeführt vom französischen Zentrum für Sportrecht und -wirtschaft (CDES) - stützt diese Lesart. Bei ihrer Veröffentlichung verwies der Organisationschef der Pariser Spiele, Tony Estanguet, zudem darauf, dass das Gesamtbudget der Spiele von 4,4 Milliarden Euro komplett aus privaten Mitteln gespeist werde. Der Staat unterstütze lediglich die Paralympischen Spiele mit 171 Millionen Euro.
Olympische Bauten sollen künftig Wohnungen oder Schulen werden
Darüber hinaus betrage das Budget der staatlichen Organisation Solideo, die den Bau von 70 Olympischen Bauten verantwortet, 4,5 Milliarden Euro. Davon seien 1,7 Milliarden Euro öffentliche Gelder. „Hierbei handelt es sich um künftige Wohnungen, Schulen, Krippen oder sportliche Einrichtungen - also um Investitionen für die nächsten Jahrzehnte“, so Estanguet. Die eigentlichen Kosten der Spiele seien daher nur jene für die Organisation der Wettbewerbe. Und diese sollen der CDES-Studie zufolge mehr als ausgeglichen werden.
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Drei Szenarien wurden in jener Studie ausgearbeitet. Denen zufolge beläuft sich der wirtschaftliche Ertrag auf 6,7, knapp 9 oder 11,1 Milliarden Euro. Da der französische Rechnungshof von Gesamtkosten in Höhe von rund 3 Milliarden Euro ausgehe, sei ein klarer „Hebeleffekt“ erkennbar, so Christophe Lepetit vom CDES. Gehe man vom mittleren Szenario aus, „werden für einen Euro öffentlicher Ausgaben drei Euro generiert“.
Angeblich rund 180 000 Jobs durch die Spiele in Paris
Die Autoren der Studie legten eine Zeitperiode von 17 Jahren an - eingeteilt in drei Phasen: jene der Vorbereitung von 2018 bis 2023, jene der Ausführung 2024 und jene des Erbes von 2025 bis 2034. Drei Bereiche betrachteten sie: die Organisation, den Bau von Strukturen für die Spiele sowie den Tourismus. So wird bei letzterem Punkt zwar ein abschreckender Effekt für einen Teil der mehr als zehn Millionen Menschen erwartet, die jeden Sommer Paris besuchen. Andererseits kämen aber auch neue Besucher, um die sportlichen Wettbewerbe zu verfolgen. Der Beobachtungsstelle für die Forschung über Mega-Events ORME zufolge gaben Touristen, die zu den Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro kamen, zudem im Schnitt doppelt so viel aus wie sonstige Touristen.
Das Organisationskomitee möchte, dass in die Betrachtung der langfristigen Auswirkungen der Spiele auch die sozialen Errungenschaften eingehen. Demnach erzeugt Olympia 181 000 direkte Jobs. Welche Auswirkungen die Spiele letztlich haben werden, lässt sich bei allem Optimismus aber erst rückblickend feststellen.
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