Man weiß genau, was passiert. Weil man es schon viele Male gesehen hat, wie der Ball von Spielmacher Juri Knorr auf Kreisläufer Jannik Kohlbacher gepasst wird. Doch es lässt sich meistens nicht verhindern. Nicht in der Handball-Bundesliga. Und auch nicht bei der Weltmeisterschaft. Im Trikot der deutschen Nationalmannschaft zaubert das Duo genauso wie zuvor bei den Rhein-Neckar Löwen.
Wenngleich Kohlbacher im Dress des Deutschen Handballbundes (DHB) eine andere, eine kleinere Rolle als beim zweifachen Deutschen Meister hat. Am Kreis gesetzt ist Kapitän Johannes Golla. Doch auch der muss mal verschnaufen.
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„Ich gebe Johannes viele Pausen. Und wenn ich die Mannschaft unterstützen kann, habe ich meine Aufgabe erfüllt. Aus meiner Sicht mache ich das bislang ganz ordentlich“, sagt Kohlbacher, wobei die Formulierung „ganz ordentlich“ eher einer Untertreibung gleicht. Ganz so, als würde man behaupten, die DHB-Auswahl hätte sich bislang bei dieser WM ganz solide geschlagen.
"Kohli hat eine unglaubliche Qualität"
Kohlbacher liefert, wenn er gebraucht wird. Auch beim 37:21-Sieg über Algerien, als er bei zehn Würfen zehn Tore erzielt. Und zwar die meiste Zeit ohne seinen kongenialen Partner Knorr, der geschont wird und ins Schwärmen gerät, wenn er über Kohlbacher spricht: „Jannik ist eine Maschine. Wenn er den Ball hat, ist es vorbei.“ Und zwar nicht das Spiel, sondern die Chance für den Gegner, noch irgendwas zu retten.
Denn dann gibt es nur noch drei Optionen, wie Knorr betont: „Zeitstrafe, Siebenmeter oder Tor. Kohli hat eine unglaubliche Qualität. Ich erlebe es jeden Tag im Training.“ Auch mal als Gegenspieler: „Da reibe ich mich ziemlich an ihm auf. Er ist eine Kante und schwer zu verteidigen.“ Für die deutsche Mannschaft ist er daher bei dieser WM ein wichtiger Faktor - bisweilen sogar spielentscheidend.
Nächster Gegner: Argentinien
So wie gegen Serbien, als er beim 34:33-Erfolg vor allem in der zweiten Halbzeit seine Akzente setzt, von Knorr bedient wichtige Tore in richtigen Momenten erzielt und selbst von den serbischen Kraftpaketen mit Möbelpackerstatur nicht zu packen, nicht zu stoppen ist.
Genau so soll es nun auch in der Hauptrunde weitergehen, in der das deutsche Team am Donnerstag (18 Uhr) auf Argentinien trifft. Es folgen die Partien gegen die Niederlande (Samstag, 20.30 Uhr) und Norwegen (Montag, 20.30 Uhr). „Jedes Spiel wird ein echter Gradmesser“, glaubt Kohlbacher, doch die Chancen auf das Viertelfinale stehen nach der makellosen Vorrunde gut: „Wir haben uns belohnt, weil wir das hier als Mannschaft lösen.“ So wie im Januar 2016.
Auch in der Abwehr stark
Schon vor sieben Jahren beim sensationellen EM-Sieg in Polen war der 27-Jährige dabei. Auch damals hatte er seine Rolle, kam vor allem in Unterzahl, um als Kraftpaket die gegnerische Deckung zu beschäftigen. Nun ist er deutlich häufiger gefragt, auch weil er längst zu einem guten Abwehrspieler und somit zu einem kompletten Kreisläufer gereift ist.
Ein Fortschritt, den Bundestrainer Alfred Gislason schätzt. Der Isländer will Handballer in seinem Kader haben, die er „auf beiden Seiten des Feldes“, also in Offensive und Defensive, einsetzen kann. Für Kohlbacher ist das kein Problem, auch wenn seine Weltklasse-Fähigkeiten vor allem im Angriff auffallen. „Er hat einen unglaublich tiefen Schwerpunkt und ist kaum zu halten“, freut sich Gislason.
Erinnerungen an magische EM 2016
Mit 88 Länderspielen gehört Kohlbacher trotz seiner erst 27 Jahre zu den erfahreneren Kräften. Er hat viel erlebt und weiß, wie sich extreme Enttäuschungen und gigantische Glücksgefühle anfühlen. Stichwort EM-Gold 2016.
Natürlich hat der Odenwälder dieses Gänsehauterlebnis - die Krönung von Krakau - noch im Kopf. Magische Momente wie diese verblassen nicht, spielen momentan aber keine Rolle. „2016 war phänomenal. Aber das bringt uns hier und jetzt nichts.“ Die Deutschen wollen eine neue Geschichte schreiben. Und zwar eine mit dem Kapitel Kohlbacher.
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