Doha. Die Auszeichnung zum besten Spieler der Partie nimmt Jannik Kohlbacher vollkommen unaufgeregt entgegen. Fast so, als habe er damit gerechnet. Was der Kreisläufer der deutschen Handball-Nationalmannschaft aber auch wirklich konnte. Denn diese Ehrung ist nicht nur logisch, sondern hochverdient.
Zehnmal wirft der Mann von den Rhein-Neckar Löwen beim lockeren 37:21 (16:9)-Sieg über Algerien im dritten WM-Vorrundenspiel aufs Tor, zehnmal dreht der Rechtshänder jubelnd ab. Er ist an diesem Abend im polnischen Kattowitz der 100-Prozent-Mann und stellt nach der Partie in den Katakomben der Spodek-Arena ohne jeglichen Überschwang fest: „Das hat Spaß gemacht.“ Verständlicherweise. Denn seine Leistung ist grandios. Und die Ausbeute des DHB-Teams in der Gruppenphase makellos.
Trainer Gislason schont mehrere Stammkräfte
Die vier Punkte aus den Siegen gegen die ebenfalls in der nächsten Runde stehenden Mannschaften aus Katar und Serbien nimmt die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mit in die Hauptrunde, die für den Europameister von 2016 am Donnerstag gegen Argentinien beginnt. Die weiteren Gegner heißen Niederlande und Norwegen.
„Es kommen keine einfachen Spiele auf uns zu, aber wir haben definitiv eine gute Ausgangslage“, sagt Rechtsaußen Patrick Groetzki. Kapitän Johannes Golla wird noch ein wenig deutlicher: „Die Gegner sind unangenehm. Aber das Ziel ist nun die K.o.-Runde.“ Für das Viertelfinale in Danzig qualifizieren sich die beiden erstplatzierten Mannschaften in der Hauptrunde.
Gegen Algerien schont Bundestrainer Alfred Gislason mehrere Stammkräfte. Lukas Mertens, Kai Häfner und Juri Knorr nehmen von Beginn an auf der Bank Platz, Knorr muss aber früh wieder aufstehen. Erst für einen Siebenmeter, dann als Organisator des Überzahlspiels. Zwei der ersten drei deutschen Tore gehen auf das Konto des Spielmachers von den Rhein-Neckar Löwen, das 4:3 (8.) durch seinen Club-Kollegen Kohlbacher bereitet er brillant vor. Danach hat der 22-Jährige erst einmal wieder Pause. Und das aus gutem Grund: Es läuft nämlich auch ohne ihn rund, was Knorr freut: „Meinen Beinen tat das ganz gut.“
Chance für die zweite Reihe
Torwart Andreas Wolff steht schon nach einer Viertelstunde bei fünf Paraden, die 7:4-Führung zu diesem Zeitpunkt baut die deutsche Auswahl danach mehr oder weniger problemlos aus. Und zwar trotz gewaltiger Personalrotation. Gislason gibt der zweiten Reihe konsequent eine Chance. „Wir brauchen alle und können das Turnier nicht mit sechs, sieben Mann durchrocken“, sagt Kapitän Golla, der ebenfalls früh ausgewechselt wird und sich entspannt von der Bank aus anschaut, was die Kollegen da machen. Bei jedem Tor jubelt er mit, steht auf und klatscht. Das nennt man Teamgeist.
Groetzki spricht entsprechend von einer „sehr guten Atmosphäre in der Mannschaft, in der jeder gehört wird und das Gefühl hat, dass seine Meinung wichtig ist. Dies gibt jedem ein gutes Gefühl.“ Und natürlich hilft die Einsatzzeit, die jeder gegen Algerien erhält, der zuvor gegen Katar und Serbien weniger oder gar nicht zum Zug kam. Schon beim 16:9-Pausenstand ist die Partie praktisch entschieden, obwohl die meisten Leistungsträger zusehen. „Das zeigt, dass wir eine Mannschaft sind“, sagt Knorr
Nach dem Seitenwechsel rückt Löwe Joel Birlehm für Wolff zwischen die Pfosten und führt sich gleich mit ein paar Paraden ein. Die deutsche Mannschaft hat alles unter Kontrolle, nach einem Foul an Luca Witzke sieht der Algerier Bendjilali Sofiane noch die Rote Karte (41.). Spielmacher Witzke erholt sich allerdings schnell, Chefstratege Knorr kann sitzen bleiben. Am Donnerstag gegen Argentinien wird er wieder gebraucht.
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