Mannheim. Die Adler Mannheim wurden am Sonntag einfach nicht müde. Immer wieder hoben sie nach dem 3:2-Erfolg nach Penaltyschießen beim ERC Ingolstadt den Charakter der Mannschaft und damit auch die Art und Weise hervor, wie der Sieg zustande kam. Egal ob Torhüter Felix Brückmann, Cheftrainer Johan Lundskog oder Stürmer Tom Kühnhackl - sie alle sprachen die geschlossene Mannschaftsleistung unabhängig voneinander an.
„Das war genauso wichtig wie der Sieg an sich“, betonte Kühnhackl, und Brückmann ergänzte mit Blick auf die vorangegangene Negativserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL): „Hoffentlich können wir jetzt die letzten Wochen hinter uns lassen, mit denen wir natürlich alle nicht glücklich waren.“
Die Adler zeigten sich in Ingolstadt stark verbessert. Zielstrebig in der Offensive, meist klar strukturiert und mit vier vollen Reihen beackerten sie den ERC in den ersten 20 Minuten. Die 1:0-Führung durch Linden Vey war der verdiente Lohn. „Wir haben zuletzt nur phasenweise das gespielt, was wir wollten, gegen Ingolstadt haben wir diese Phasen nun deutlich häufiger gehabt“, sagte Brückmann.
Dass diese Phasen nicht auf die kompletten 60 Minuten ausgebaut wurden, lag auch daran, dass sich die Mannheimer in der Folge zu viele Strafen leisteten. Immerhin bewiesen sie dabei aber, dass sie sich in den sogenannten Special-Teams sichtlich verbessert hatten - auch, wenn noch nicht alles passte.
So ließen die Blau-Weiß-Roten zwar in den meisten Überzahlsituationen des ERC erst gar keine Gefahr aufkommen, angesichts der Vielzahl der genommenen Strafen war das 1:1 nach einer Einzelaktion von Travis St. Denis (40.) jedoch letztlich nicht ganz zu verhindern.
Kopf nicht in den Sand gesteckt
„Du möchtest natürlich nicht jedes Drittel zwei, drei Strafen killen müssen, das raubt dir Energie und lässt dich nicht so in deinem System spielen, wie du das willst“, sagte Kühnhackl. Neben dem Ausgleich kam noch der Führungstreffer durch Andrew Rowe zu Beginn des dritten Drittels (42.) hinzu. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken - was mit Blick auf die vergangenen Spiele einfach gewesen wäre -, stemmten sich die Mannheimer gegen die drohende Niederlage. „Auf beiden Seiten wurde viel gepfiffen. Da war es klar, dass letztlich die Special Teams die Partie entscheiden würden“, sagte Kühnhackl, der just in dem bislang so schwachen Powerplay sehenswert zum 2:2 einnetzte (46.).
Die endgültige Entscheidung brachte dann allerdings Felix Brückmann, der alle drei Penaltys des ERC parierte. Vor allem beim Versuch von Rowe zeigte „The Cat“, wie der Spitzname von Brückmann lautet, seine ganze Klasse. Eigentlich vom Stürmer schon auf dem falschen Fuß erwischt, wuchtete sich der 32-Jährige mit einem Hechtsprung in seine linke Ecke und hielt den Schuss noch mit dem Fanghandschuh fest. „Natürlich bereite ich mich auf solch ein Szenario vor. Am Ende ist es aber wichtig, bei sich zu bleiben und sich auf die Situation zu konzentrieren“, erläuterte Brückmann.
„Die Jungs arbeiten jeden Tag unglaublich hart, um das Ruder herumzureißen“, lobte entsprechend Cheftrainer Johan Lundskog. Eine Einstellung, die auch dem jüngsten Zugang der Adler gefällt. „Die Jungs gehen ins Training rein, als ob es das letzte in ihrem Leben wäre. Das ist das professionelle Umfeld, in dem ich mich befinden will“, sagte Magnus Eisenmenger, der in der Deutschland-Cup-Pause aus der schwedischen HockeyAllsvenskan nach Mannheim wechselte.
Bei den Adlern ist der 23-Jährige mit seinem Bruder Maximilian wieder vereint. Vor der Saison hatten sich die Wege der beiden getrennt. Während der 25-jährige Maximilian in die DEL zurückkehrte und sich bei einem Topclub wie den Adlern nicht nur durchsetzte, sondern auch für die Nationalmannschaft empfahl, war Magnus zunächst auf Jobsuche. Er unterschrieb schließlich einen Vertrag bei AIK Stockholm, weil der schwedische Club vom Verletzungspech gebeutelt war. In sechs Spielen schoss er ein Tor und wählte dann eine neue Herausforderung.
„Als das Angebot der Adler vorlag, habe ich mir gesagt: Jetzt ist die Zeit gekommen!“, sagte Magnus Eisenmenger. Das Problem: Er kam in ein Team, das seine Form suchte. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich mit einer Mannschaft eine solche Phase durchmache“, sagte er und ergänzte: „Wir müssen da irgendwie raus!“
Die Adler haben in Ingolstadt den ersten Schritt aus der Krise getan und zeigten sich anschließend für das Achtelfinal-Rückspiel am Dienstag (19.30 Uhr/SAP Arena) in der Champions Hockey League gegen die Rapperswil-Jona Lakers bereit. Dass sie in dieser Partie einen happigen 1:4-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen müssen, bezeichnete Brückmann als „spannende Situation“. „Es wird wie in Ingolstadt darauf ankommen, wie wir spielen. Wenn das ,Wie’ gut ist, dann kommt das Ergebnis von alleine“, ist Brückmann überzeugt.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport_artikel,-sport-warum-die-adler-mannheim-mut-aus-dem-sieg-in-ingolstadt-schoepfen-_arid,2148611.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,1.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html