Mannheim/Bielefeld. Freiwillig kam der Entschluss nicht, das Vagabundenleben als Profi-Fußballer zu beenden. Im Sommer 2018 kapitulierte Daniel Halfar vor einem chronischen Schaden in der Hüfte. Der auslaufende Vertrag beim 1. FC Kaiserslautern blieb sein letzter, mit nur 30 Jahren beendete der Mannheimer seine aktive Karriere. Halfar ging als der ein bisschen Unvollendete.
Das ist im Prinzip das, wofür man irgendwann mal angefangen hat, Fußball zu spielen. Zurück zu den Wurzeln, aus reiner Leidenschaft und Liebe zum Fußball.
An Talent hatte es ihm nie gemangelt. Mit zarten 18 Jahren trug sich der Kreative für das offensive Mittelfeld 2006 als jüngster Lauterer Bundesliga-Torschütze der Geschichte in die Vereinschronik ein, mit dem 1. FC Köln stieg er 2014 in die 1. Liga auf. Auch bei Arminia Bielefeld und dem TSV 1860 München mochten die Fans des 1,76 Meter großen Dribbler aus der FCK-Jugend, der immer mal eine zündende Idee parat hatte, wenn niemand damit rechnete.
Als klar war, dass Fußballspielen auf professionellem Niveau nicht mehr möglich ist, traf Familie Halfar eine Entscheidung. Neuer Lebensmittelpunkt sollte Ostwestfalen sein, die Heimat seiner Frau Marina, die er dort zu seiner Zeit bei Arminia Bielefeld kennengelernt hatte. Bereut hat er das nie. Heute ist Halfar erfolgreicher Trainer eines Landesligisten - und Mit-Besitzer eines gut laufenden Sushi-Restaurants.
Daniel Halfar
- Daniel Halfar wurde am 7. Januar 1988 in Mannheim geboren. In seiner Kindheit spielte er für den MFC Phönix Mannheim 02. Als Achtjähriger wechselte er zum 1. FC Kaiserslautern und schaffte dort als 18-Jähriger 2006 den Sprung in die Profi-Mannschaft.
- 2007 wechselte er zu Arminia Bielefeld, über 1860 München führte ihn sein Weg zum 1. FC Köln und zurück zum FCK.
- 2018 beendete Halfar seine Karriere aufgrund eines Hüftschadens und lebt seitdem in Ostwestfalen.
„Ich bin in meiner Karriere viel herumgekommen, deshalb fiel mir die Eingewöhnung nicht besonders schwer. Ich war schon immer ein Typ, der sehr anpassungsfähig ist“, sagt Halfar über seine schnell abgeschlossene Integrationsphase im Ostwestfälischen. Ganz ohne Fußball ging es aber nicht. Weil sein Sohn Louis in der Jugend des Vereins spielte, ließ sich der Ex-Profi überreden, das Traineramt beim Bezirksligisten FC Rot-Weiß Kirchlengern zu übernehmen. 2020 stieg Halfar mit dem Dorfclub in die Landesliga auf. Es ist eine Aufgabe, in der der Mannheimer immer noch voll aufgeht. „Das ist im Prinzip das, wofür man irgendwann mal angefangen hat, Fußball zu spielen. Zurück zu den Wurzeln, aus reiner Leidenschaft und Liebe zum Fußball“, sagt er.
Ein Lauterer als Waldhof-Fan
Natürlich verfolgt Halfar vor allem seine früheren Vereine noch intensiv. Die Renaissance des FCK in den vergangenen Jahren hat ihn gefreut, in Bielefeld ist er durch die Nähe regelmäßiger Stadiongast. Aber auch die Verbindungspunkte zu seiner alten Heimat sind geblieben, selbst wenn die Besuche bei der Familie in Mannheim aufgrund seiner Selbständigkeit seltener geworden sind. „Ich gucke viele Spiele der Adler am Fernsehen“, erklärt der passionierte Eishockey-Fan - und überrascht doch noch mit einem unerwarteten Geständnis. „Man darf es ja eigentlich gar nicht erzählen, wenn man für Lautern gespielt hat- aber ich drücke auch dem SV Waldhof die Daumen. Ich war früher als Junge oft im Carl-Benz-Stadion. So etwas bleibt einfach hängen. Damals hat Kaiserslautern mir einfach die größeren Entwicklungsmöglichkeiten als Fußballer geboten. Aber ich weiß natürlich um die große Rivalität.“
Während des Spiels geht es - aber auch nur mit Schmerzmitteln. Schlimm sind dann die ein, zwei Tage danach.
Obwohl er als Trainer „nur“ in der 7. Liga arbeitet, kommt bei Halfar der alte Ehrgeiz immer wieder durch. „Das ist schon ein Punkt, warum viele bei uns spielen. Wenn ich etwas mache, will ich es so professionell wie möglich machen“, sagt der 35-Jährige. Die Trainingsinhalte und der Matchplan genügen höheren Ansprüchen, aber wenn einer von seinen Jungs ausnahmsweise mal am Samstagabend vor dem Spiel Feiern geht, drückt Halfar auch ein Auge zu. „Sollte nicht sein. Ist aber schon okay, ist ja Amateursport.“
Auf dem Platz kicken sieht man den früheren Lauterer nur noch in absoluten Ausnahmefällen. „Ich habe mir am Anfang geschworen, nicht mehr selbst zu spielen. Aber wie es dann manchmal so ist: Wenn es Verletzte oder Erkrankte gab, habe ich über die Jahre doch das eine oder andere Spiel gemacht“, erzählt Halfar. Der chronisch lädierten Hüfte gefallen diese punktuellen Einsätze aber überhaupt nicht. „Während des Spiels geht es - aber auch nur mit Schmerzmitteln. Schlimm sind dann die ein, zwei Tage danach.“
Der Trainerjob in Kirchlengern ist für Halfar Hobby, Ambitionen zu einer höherklassigen Trainerkarriere verspürt er nicht. „Ganz ehrlich, davon bin ich weit entfernt. Ich liebe Fußball, aber ich bin gar nicht so traurig, nicht mehr in der Branche unterwegs zu sein.“
Priorität besitzt jetzt die Familie. „Mein Sohn wurde in München geboren, ist in Köln und Kaiserslautern in den Kindergarten und später zur Schule gegangen. Jetzt hat er hier seine Freunde. Dieses ständige Umziehen und Herumreisen möchte ich ihm nicht mehr antun.“
„Es wird super angenommen“
In den vergangenen Monaten hat Louis Halfar seinen Papa allerdings weniger gesehen als gewohnt. Im Oktober 2022 ist Daniel Halfar ins Gastronomiebusiness eingestiegen. Gemeinsam mit seinem Bekannten Andy Singh hat er im vergangenen Oktober das Sushi Palace Hiddenhausen eröffnet - ein Liefer- und Abholrestaurant, das sich ganz den mit Reis umrahmten japanischen Röllchen verschrieben hat.
„Da bin ich spontan reingerutscht. Andy und ich sind beide Sushi-Liebhaber - und dann sind wir auf die Idee gekommen“, sagt Halfar. Bei einem Seminar des Franchisegebers in Ettlingen bei Karlsruhe lernte der Mann, der früher mit dem Fuß so manchen leckeren Pass spielte sogar, wie man Sushi mit seinen Händen selbst herstellt. Bisher läuft der Laden gut. „Es wird super angenommen“, sagt Halfar. Ein Mannheimer, der sein Glück in Ostwestfalen gefunden zu haben scheint. Und zwar ganz freiwillig.
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