Mannheim. Um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten, kann ein Blick zurück nie schaden. Ganz offensichtlich stecken die Geschehnisse der vergangenen Saison immer noch in den Klamotten der Spieler der Adler Mannheim - jedenfalls zum Teil. Anders lässt sich das, was Trainer Bill Stewart nach dem 4:2-Sieg am Sonntag gegen die Bietigheim Steelers sagte, kaum interpretieren. „Der Geist kam nach dem zweiten Drittel in den Raum - und wir haben ihn rausgekickt“, betonte der 64-Jährige und versicherte, dass es damit nicht getan ist: „Das ist unsere tägliche Aufgabe.“
Im Duell mit dem Schlusslicht der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dominierten die Adler das Geschehen auf dem Eis, nach 40 Minuten waren die Gäste aber noch im Spiel. Immer wieder fanden die Mannheimer einen Weg, sich ins eigene Knie zu schießen. Selbst zwei Zwei-Tore-Führungen brachten nicht die gewünschte Selbstsicherheit. Vor allem nach dem 2:0 von Jordan Szwarz (22.) dachten viele der 7550 Fans in der SAP Arena, die Blau-Weiß-Roten würden nun Fahrt aufnehmen - doch weit gefehlt. „Die Bietigheimer haben das clever gemacht. Sie haben gewusst, dass wir ein bisschen fragil waren“, sagte Stewart.
Druck schon im vierten Saisonspiel
Der Fehlstart mit nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen hatte Spuren hinterlassen. Statt mit breiter Brust gegen die Steelers anzutreten, trugen die Adler eine Frage mit sich herum, die sie hemmte: Was, wenn auch diese Partie verloren geht? „Wir waren nicht glücklich darüber, wie die Dinge bislang gelaufen sind. Uns war bewusst, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen mussten“, erklärte Szwarz.
Bietigheim machte das Beste aus seinen begrenzten Möglichkeiten, um diese Verunsicherung auszunutzen. Nach einem Fehler im Mannheimer Aufbauspiel brachte Michael Keränen den Außenseiter auf 1:2 heran (25.), auch auf Markus Eisenschmids 3:1 (36.) hatte der Tabellenletzte die passende Antwort parat. Nur eine Minute später musste Torhüter Felix Brückmann nach dem Schuss von Chris Wilkie zum zweiten Mal hinter sich greifen (37.).
„Das war eine Sache der Abstimmung. Es ist ja nicht so, dass das System falsch eingestellt war“, sagte Tim Wohlgemuth über das Tor zum 3:2. Der 23-Jährige, nach vier Saisonspielen mit zwei Treffern und zwei Vorlagen Topscorer der Adler, hatte die Blau-Weiß-Roten in der zwölften Minute in Führung gebracht. Er war erleichtert, dass der erste Saisonsieg eingefahren wurde: „Vor allem defensiv war das ein erster Schritt in die richtige Richtung. Gegen Straubing muss der nächste folgen“, blickte er bereits auf das Heimspiel am Mittwoch (19.30 Uhr).
Zweite Pause bringt Entscheidung
Doch auch Wohlgemuth konnte und wollte nicht leugnen, dass in der einen oder anderen Situation der Schläger schwer in den Händen lag. „Wenn wir die ersten drei Saisonspiele mit 6:0 gewonnen hätten, hätten wir nach den Gegentoren wahrscheinlich nicht einmal gezuckt. Besonders nach der 3:1-Führung hätten wir uns unglaublich, unbesiegbar fühlen müssen.“ Doch das taten die Adler nicht.
Und so spielte die zweite Drittelpause eine ganz entscheidende Rolle. Der Geist der Vergangenheit suchte die Mannheimer heim - sie beförderten ihn mit einem Tritt aus der Kabine. „Wir hatten heute Morgen darüber gesprochen. Druck bringt das Beste von dir zum Vorschein, wenn du dich ihm stellst und damit zurechtkommst“, sagte Coach Stewart und ergänzte: „Alle erfolgreichen Organisationen, für die ich gearbeitet habe, hat es ausgezeichnet, dass sie aus ihrem Versagen gelernt haben. Man kann wanken, aber nicht zerbrechen.“

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Die Adler zeigten die gewünschte Reaktion. Das dritte Drittel lief 17 Sekunden, als Tyler Gaudet, der später verletzt vom Eis musste, zum 4:2 einnetzte. Die Mannheimer hatten diese Herausforderung gemeistert, es wird nicht die letzte bleiben.
Am Mittwochabend (19.30 Uhr) geht es für die Adler zu Hause in der SAP Arena gegen die Straubing Tigers weiter. Alle Spiele der DEL live bei MagentaSport
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