Eishockey

Triumph in Köln: Mentalitätsmonster der Adler im Halbfinale

Mit ihrem dritten Erfolg im dritten Play-off-Spiel in Köln haben die Adler Mannheim das DEL-Halbfinale erreicht. Am Ende einer intensiven Serie erwies sich vor allem eine Adler-Sturmreihe gegen die Haie als entscheidender Faktor

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Christian Rotter
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Der Schlagschuss von Matthias Plachta (nicht im Bild) hat eingeschlagen: Tyler Gaudet (links) und Matt Donovan bejubeln das 2:1 für die Adler. © Tina Kurz/Pix

Köln/Mannheim. Der Blick von Uwe Krupp ging ins Leere. Nachdem der Trainer der Kölner Haie den Adlern Mannheim zum Halbfinaleinzug in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gratuliert hatte, sagte er einen Satz, der das Play-off-Viertelfinale auf den Punkt brachte: „Die letzten 30 Sekunden von Spiel fünf waren serienentscheidend.“

Am Freitag hatten die Adler mit zwei späten Toren einen 2:3-Rückstand in einen 4:3-Erfolg gedreht, zwei Tage später machten sie den Sack zu. Dank einer kämpferisch starken Vorstellung siegten sie mit 3:2 (0:1, 3:1, 0:0) in Köln und stehen damit in der Runde der Top Vier. Los geht es am Freitag (19.30 Uhr) in Ingolstadt.

Tiefensee von Anfang an zur Stelle

„Alles war eng in dieser Serie: die Spiele, die Zweikämpfe, die Bullys“, sagte Adler-Trainer Bill Stewart, der mit dem Auftakt nicht zufrieden sein konnte. Zu Beginn schoss es sich oft ins eigene Knie. Tim Wohlgemuth kassierte in der neutralen Zone eine überflüssige Strafe und als Sinan Akdag und Thomas Larkin in der Kühlbox saßen, durften die Haie sogar für 95 Sekunden in doppelter Überzahl ran. Dank eines abgebrühten Arno Tiefensee im Tor hielten die Blau-Weiß-Roten aber das 0:0. Kölns Jon Matsumoto traf das Außennetz (4.), Maximilian Kammerer schoss vorbei (6.), Carter Proft jagte den Puck an den Pfosten (8.), Kammerer haute über die Scheibe - dabei hatte er das leere Tor vor sich (11.).

Kölner Haie – Adler 2:3

Drittelergebnisse: 1:0, 1:3, 0:0.

Die Adler: Tiefensee – Reul, Lehtivuori; Larkin, Donovan; Holzer, Akdag; Pilu – Plachta, Gaudet, Wolf; Rendulic, MacInnis, Jentzsch; Bergmann, Krämmer, Wohlgemuth; Thiel, Loibl, Eisenschmid.

Tore: 1:0 Kammerer (19:54), 1:1 Wolf (23:38), 1:2 Plachta (29:12), 1:3 Rendulic (30:03), 2:3 Thuresson (34:47).

Schiedsrichter: Andris Ansons und Gordon Schukies.

Zuschauer: 17 889.

Strafminuten: Köln 8 – Mannheim 12.

Nächstes Spiel: 1. Halbfinale: Freitag, 31. März.

Erst nach diesen heiklen Situationen fanden die Adler den Vorwärtsgang. Nach einem starken Steckpass von Matt Donovan tauchte Markus Eisenschmid allein vor Mirko Pantkowski auf. Der Haie-Torhüter war aber mit dem Schoner zur Stelle (17.) und packte auch bei Nico Krämmers unplatziertem Schuss mit der Fanghand zu (18.).

Als Mannheim den Spielstand in die Pause hätte retten müssen, führte eine Fehlerkette zum 0:1. Eisenschmid brachte den Puck nicht aus der eigenen Zone, das Bully hätte es aus Adler-Sicht nicht geben dürfen. Taro Jentzsch gewann das Anspiel zwar, doch die Haie setzten nach, zudem stolperte Akdag. Louis-Marc Aubry „warf“ den Puck in die Gefahrenzone, Kammerer besorgte den Rest - 5,7 Sekunden vor Drittelende.

Reaktion im zweiten Drittel

So ausbaufähig die Leistung in den ersten 20 Minuten war, so stark war die Reaktion. Erneut ging die Paradereihe voran: David Wolf fälschte einen Donovan-Schuss sehenswert ab - 1:1 (24.). Die Adler hielten den Druck aufrecht, die Kölner kamen kaum hinterher.

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Wie die Adler Mannheim ins DEL-Halbfinale einzogen

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Mit einer starken Kombination drehten sie das Spiel. Wolf ließ die Scheibe für Donovan liegen, der legte quer, Matthias Plachta drosch sie zur Führung unter die Latte (30.). Nur 51 Sekunden später schlug es erneut hinter Pantkowski ein. Borna Rendulic verzögerte so lange, bis der Goalie eine Entscheidung traf und ihm die lange Ecke bot - genau dort versenkte der Kroate den Puck (31.).

Loibl verpasst Vorentscheidung

Haie-Trainer Krupp nahm eine Auszeit, und tatsächlich berappelte sich sein Team. Die Adler ließen sich in der eigenen Zone einschnüren, die Schiedsrichter erkannten ein Foul von Ryan MacInnis und diesmal nutzten die Kölner das Powerplay. Andreas Thuresson verkürzte auf 2:3 (35.). In Überzahl hatte das Stewart-Team selbst den nächsten Wirkungstreffer auf dem Schläger, doch Stefan Loibls Schuss klatschte an den Pfosten (39.).

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Die Adler hatten die Chance zur Vorentscheidung, ließen diese aber aus. Statt es aus aussichtsreicher Position auf eigene Faust zu probieren, suchte Loibl den Doppelpass mit Akdag - das war nur die zweitbeste Lösung (47.). Die Haie blieben im Spiel und starteten mit dem Rücken zur Wand einen Sturmlauf.

Stewart schwärmt von seinem Torhüter

Einen hatten sie jedoch nicht auf der Rechnung: Tiefensee blieb die Ruhe selbst. Der 20-Jährige agierte, als habe er in seinem Leben nichts anderes gemacht. Nick Baptiste zog vors Tor, Tiefensee blieb stabil (50.). Als Krupp 90 Sekunden vor dem Ende Pantkowski zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis nahm, lag der Ausgleich mehrmals in der Luft, Tiefensee hatte allerdings keine Lust auf Verlängerung.

Kein Wunder, dass Stewart seinen Schlussmann nach der Partie in den höchsten Tönen lobte: „In den vergangenen 14 Tagen ist aus Arno ein Mann geworden. Er hat dem großen Kölner Druck standgehalten, Hut ab. Wie er aufgetreten ist, sagt alles über ihn aus“, sagte der Coach. Mit diesen Worten konfrontiert blieb Tiefensee gewohnt bescheiden: „Es ist zwar schön, wenn der Coach das so sieht. Doch ich habe einfach nur das getan, wofür ich bezahlt werde.“

Kehrt Brückmann im Halbfinale zurück?

Es gab allerdings nicht nur auf der Torhüterposition einen Unterschied zwischen den Teams. Den Kölnern gelang es nicht, die Mannheimer Paradereihe unter Kontrolle zu bringen. „Der Sturm Gaudet-Plachta-Wolf war einfach sehr stark“, lobte Krupp das Trio, das noch einen Tick besser war als die Haie-Formation Aubry-Thuresson-Kammerer.

Und Tiefensee? Der hat Blut geleckt. „Die Serie hat einfach Spaß gemacht“, so der 20-Jährige. Ob der verletzte Felix Brückmann in der Halbfinalserie eine Option ist, steht noch nicht fest. Tiefensee steht ohnehin parat: „Wenn ich spiele, werde ich alles geben, um der Mannschaft zum Sieg zu verhelfen.“

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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