Fast 1000 Jahre thront die Wartburg schon über Eisenach und wer sich in der Werner-Aßmann-Halle des Handball-Bundesligisten aus der thüringischen Lutherstadt umsieht, könnte ebenfalls den Eindruck bekommen, dass dieser historische Handball-Tempel schon alles gesehen hat. Und vom rustikalen Ambiente und der berüchtigt hitzigen Atmosphäre beim heimstarken Aufsteiger ließen sich am Montagabend auch die Rhein-Neckar Löwen mächtig beeindrucken: Mit 26:29 (13:13) verloren die Mannheimer verdient beim Außenseiter und verpassten so am Donnerstag bei den noch ungeschlagenen Füchsen Berlin ein echtes Spitzenspiel. Eisenach blieb damit auch im vierten Heimspiel ungeschlagen.
„Wir haben einfach viel zu viel aus der Nahdistanz verworfen. Das müssen wir uns vorwerfen lassen“, blickte Löwen-Coach Sebastian Hinze auf die Partie, in der die Gelbhemden seit langem wieder auch die schlechtere Torhüter-Leistung hatten. Hinze sprach deshalb von einem verdienten Sieg für den ThSV.
Löwen lassen Halle laut werden
Was die Eisenacher in der eigenen Halle bislang so stark machte, mussten die Löwen gleich zu Beginn erfahren. Der Aufsteiger agierte gegen den Pokalsieger mit einer extrem offensiven wie riskanten 4:2-Abwehr, die sich später sogar in ein 3:3-System wandelte. Im Rückraum sahen sich die Mannheimer so fast einer Manndeckung gegenüber.
So ergaben sich zwar Räume und Gelegenheiten, die von den Gelbhemden aber nicht genutzt wurden. So stand es schnell 3:0 für Eisenach (5.), nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich zum 5:5 (10.) sahen sich die Löwen dann aber wieder einem 5:8 gegenüber (16.), weil sie einfach zu viel liegenließen. So warf Olle Forsell Schefvert in Überzahl aus der eigenen Hälfte über das ThSV-Tor, Jannik Kohlbacher setzte einen Gegenstoß neben das Tor und die Mannheimer streuten auch unnötige technische Fehler ein. So machte der Favorit den Gegner stark und die Halle laut. Eigentlich genau das, was die Löwen vermeiden wollten. Hinze nahm die erste Auszeit und monierte vor allem das Abwehrspiel. „Wir decken nicht gut genug und stehen zu weit auseinander“, wünschte sich der Coach mehr Stabilität, um ins Tempospiel zu kommen.
Das klappte in der Folge mit Olle Forsell Schefvert und Ymir Gislason im Mittelblock nun tatsächlich besser. Gustaf Davidsson erzielte nach einer schönen Körpertäuschung beim 11:10 die erste Löwen-Führung (26.). Auch Jon Lindenchrone sah und nutzte die Lücken besser als zuvor Niclas Kirkeløkke. Statt eines Zwei-Tore-Vorsprungs für die Löwen ging es aber mit einem Unentschieden in die Kabinen, weil Juri Knorr einen freien Wurf ausließ und Eisenach ausglich.
In der Halbzeit bekamen der Tabellenvierte im Pokal-Achtelfinale den Zweitligisten TUSEM Essen zugelost, am 12./13. Dezember geht es für den Titelverteidiger in den Westen. Doch statt sanfter Zukunftsmusik stand für die Löwen in Eisenach weiter harte Bundesliga-Polka an. Und diese Töne hatten etwas von einer Ziehharmonika: Eisenach legte vor, die Löwen zogen nach. Das ging bis in die 45. Minute so, dann schaffte Eisenach wieder einen Zwei-Tore-Vorsprung (21:19), weil der Aufsteiger einfach mit mehr Entschlossenheit in die Aktionen ging. Das galt auch in der Defensive, wo nun auch verstärkt die unerlaubten Mittel zum Einsatz kamen - aber die Löwen machten zu wenig daraus, wie etwa Kirkeløkke, der den Ball in Überzahl an die Latte jagte oder sich die Kugel einfach abnehmen ließ.
So konnte Eisenach den Vorsprung verteidigen, auch der zur Halbzeit ins Tor gerückte David Späth kam nicht ins Spiel. Weitere technische Fehler der Löwen begünstigten den Aufsteiger ebenfalls. Die Gäste hatten beim 22:23 nochmals die Chance zum Ausgleich, doch Knorr brachte den schlechter postierten David Móré unter Zugzwang. „Am Ende war Eisenach die diszipliniertere Mannschaft“, blickte der Coach auf viele einfache Fehler seines Teams im Schlussspurt.
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