Leichtathletik

Oftersheimer Leichtathletin Mailaka Mihambo erreicht EM-Finale

Nach einer auskurierten Corona-Infektion erreicht der Oftersheimer Weitsprung-Star Malaika Mihambo bei der Leichtathletik-EM in München locker das Finale und gilt am Donnerstagabend als die große Favoritin

Von 
Christian Rotter
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Malaika Mihambo lässt sich durch nichts aufhalten. Die Weitsprung-Olympiasiegerin aus Oftersheim ist am Donnerstag die Topfavoritin auf EM-Gold. © Sven Hoppe/dpa

München. Es gab nicht wenige, die im Münchner Olympiastadion Bauklötze staunten. Der Star der deutschen Leichtathletik gehörte nicht dazu. „Es hatte sich schon im Training angedeutet, dass ich sieben Meter und mehr drauf habe“, sagte Malaika Mihambo am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion. Die meisten wesentlichen Werte, um das Maximum aus ihrem Körper herauszuholen, seien nach ihrer auskurierten Corona-Infektion noch da gewesen. „Kraft, Schnelligkeit, Schnellkräftigkeit und Reaktivität - das hat alles gepasst. Insofern war ich sehr zuversichtlich“, betonte die Weitspringerin von der LG Kurpfalz nach ihrem Zeichen der Stärke.

In der Qualifikation löste die 28-Jährige das Ticket für das Finale am Donnerstag (20.58 Uhr) souverän. Die Olympiasiegerin und seit Eugene vor drei Wochen zweifache Weltmeisterin flog im zweiten Versuch auf 6,99 Meter - und durfte danach vorzeitig ihre Sachen vorzeitig zusammenpacken. Zweitbeste war die Ukrainerin Maryna Bech-Romantschuk mit 6,87 Metern, auch Merle Homeier (Göttingen/6,49 m) buchte einen Platz im Finale der Top Zwölf.

Mihambo, die ihre Fans immer wieder mal Nerven kostet, wenn sie erst dann einen raushaut, wenn es darauf ankommt, trieb es im gut gefüllten Olympiastadion nicht auf die Spitze. Nach einem ungültigen Auftakt sprang sie im zweiten Versuch knapp an die Sieben-Meter-Marke heran. Sie stieg lächelnd aus der Grube, winkte ins Rund und durfte dann zufrieden registrieren, dass sie am Donnerstag um den EM-Titel mitspringen wird. Mehr noch: Wie in allen Wettkämpfen der vergangenen Jahre geht die Oftersheimerin als Topfavoritin ins Finale.

Glückliches Ende einer Zitterpartie

Nach ihrer Rückreise aus Eugene war daran noch überhaupt nicht zu denken. Im Gegenteil. Mihambo informierte über eine Corona-Infektion, die sie einige Tage außer Gefecht setzte. Eine solide Vorbereitung war nicht möglich, sie musste mit dem Training aussetzen. Erst Ende vergangener Woche gab sie nach einigen überraschend positiven Einheiten grünes Licht. „Ich möchte meine Chance auf jeden Fall wahrnehmen“, wurde sie in einer Pressemitteilung ihres Managements am frühen Freitagabend zitiert. Vor allem beim Deutschen Leichtathletik-Verband löste sie damit kollektive Erleichterung aus, der nach dem WM-Desaster - neben Mihambos Titel gab es in Eugene nur die Bronzemedaille der Frauensprintstaffel zu feiern - in Erklärungsnot steckte.

Botschafterin und Trostspenderin

Die Stimmung im DLV-Lager hatte sich zwar bereits durch den Gold-Coup von Marathonläufer Richard Ringer am Montag erheblich aufgehellt. Dass Mihambo in München nicht nur irgendwie an den Start gehen kann, sondern gar nicht weit von ihrem Topniveau entfernt ist, sorgte aber für weitere Zuversicht: Die Oftersheimerin gilt als wichtigste Botschafterin der olympischen Kernsportart - nicht nur wegen ihrer zahlreichen Erfolge, sondern wegen ihrer menschlichen, nahbaren Art. In der Mixed Zone, wo die Athletinnen und Athleten auf die Medienvertreter treffen, nahm sie sich erst einmal Zeit, um Evelise Veiga zu trösten. Mit 6,17 Metern hatte die Portugiesin das Finale klar verpasst.

Danach analysierte Mihambo ihre Vorstellung sichtlich zufrieden: „Beim ersten Versuch hatte ich das Gefühl, dass ich nicht ganz da war. Ich hatte weichere Beine. Ich führe das schon noch auf meine Corona-Erkrankung zurück, denn es ist nicht leicht, gleich wieder Vollgas zu geben. 100 Prozent im Training entsprechen nicht den 100 Prozent, die ich im Wettkampf abrufen kann.“ Dass das Finale erst nach einem freien Mittwoch ansteht, kommt für die 28-Jährige daher sehr gelegen: „Ich merke, dass ich nach manchen Trainingseinheiten müder bin als normalerweise. Dann zu wissen, dass ich noch einmal ganz regenerieren kann, ist echt schön.“

Und was ist ihr Ziel am Donnerstagabend? Zuletzt hatte Mihambo in Interviews betont, dass es ihr nicht in erster Linie darum geht, einen Titel nach dem anderen zu sammeln, sondern darum, das Bestmögliche aus sich herauszuholen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich immer versuche, mein Bestes zu geben. Ich setze mir keine Grenzen in Form von Weiten, die ich erreichen muss.“

Dass es im Finale noch ein Stück weiter gehen kann, ist für Mihambo allerdings keine Frage. „Ich habe mir sagen lassen, dass ich bei meinem zweiten Versuch nicht ganz am Brett war und man noch 16 Zentimeter draufrechnen konnte.“ Sollte sie am Donnerstag die Sieben-Meter-Marke knacken, dürfte das niemanden überraschen.

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