Uli Knapp hatte Tränen in den Augen, als er vor knapp drei Wochen Malaika Mihambo auf der Tribüne des Hayward Field Stadions im US-amerikanischen Eugene in die Arme schloss. Zum vierten Mal hatte die Weitspringerin gerade bei einem internationalen Großereignis gewonnen, diesmal den WM-Titel verteidigt.
„Ich bin einfach froh, einen so feinfühligen, netten, ausgeglichenen Mann an meiner Seite zu haben,“ sagt Mihambo über den 62-Jährigen, der nicht nur ein kompetenter Coach mit Blick auf die Trainingsgestaltung, die Biomechanik und die Wettkampfplanung ist. Der Saarländer an Mihambos Seite hat auch im psychologischen Bereich besonderen Fähigkeiten. „Wenn man es schafft, so eine gute Bindung aufzubauen, dann ist es einfacher, auch im Wettkampf zusammenarbeiten zu können“, sagt Mihambo.
Wichtig sind der 28-Jährigen, die an diesem Dienstag bei der EM in München nach einer Corona-Infektion geschwächt in der Weitsprung-Qualifikation starten wird, nicht nur die Titel, sondern auch die Qualität der Sprünge. Und da bringt der Mann, der nun seit 24 Jahren Bundestrainer im Weitsprung ist, viele Dinge ein. „Er ist einer, der immer gute Laune versprüht, mit Lockerheit ins Training kommt“, plaudert Mihambo aus dem Nähkästchen.
Knapp bringt auch musikalische Fähigkeit in seine Arbeit ein. Oft hat er seine Gitarre dabei und unterhält Athleten und Trainer mit „Lagerfeuermusik“. Nach Eugene war der Trainer aber ohne Gitarre angereist. Dafür setzte er sich am Mittag vor dem großen WM-Finale im Physiobereich ans Klavier: „Imagine, Yesterday, Let it be“ - die großen Hits spielte er für Mihambo und ihren Physio. Eine Einstimmung auf den Wettkampf, wie sie in keinem Lehrbuch steht.
„Ein feinfühliger Mann“
„Ich freue mich, dass ich diesen Weg gehen darf“, war Mihambo nach ihrem neuerlichen Triumph sehr entspannt. Im Stadion machte sie auf der Ehrenrunde Jubelsprünge, genoss ihre Popularität und ihren neuerlichen Sieg.
Amerika? Natürlich geisterte in Eugene immer wieder auch die Frage herum, ob Mihambo doch noch zu Carl Lewis in die USA wechseln wird. „Natürlich ist der Wechsel ein Thema“, antwortet Knapp direkt: „Wir werden wohl Ende des Jahres für vier Wochen unseren Trainingsstandort nach Florida verlegen - Malaika und ich gemeinsam.“ Lance Braumann ist in Clermont der Sprint-Guru, bei dem auch Gina Lückenkemper trainiert.
Knapp zählt zu den stillen Stars der Leichtathletik: Sie stehen meist im Hintergrund, ohne sie aber wären die Erfolge der Athleten nicht möglich. „Uli hat sich viele Gedanken zu meinen Trainingsplänen gemacht und bringt dafür unheimlich viel Erfahrung in unsere Zusammenarbeit ein“, sagt Mihambo.
Knapp hat als aktiver Mehrkämpfer seinen Weg in der Leichtathletik begonnen und hatte schon im Jugendalter die Verantwortung für eine Trainingsgruppe übernommen. Nach dem Diplomstudium Sport in Saarbrücken war der Weg vorgezeichnet. „Trainer zu sein, das ist eine Berufung“, sagt er - und genau das lebt Knapp vor. Seit vielen Jahren in seiner Karriere, in der er eine ganze Reihe herausragender Athleten trainiert hat.
Speerwerfer Boris Henry führte er zu dessen Bronze-Medaille bei der WM 1995 in Göteborg, nun gilt seine ganze Aufmerksamkeit der Olympiasiegerin und zweifachen Weltmeisterin Mihambo. Sie wieder in Richtung der 7.30 Meter-Siegesweite vom WM-Erfolg in Doha 2019 zu bringen, sei das Ziel. Die Schnelligkeitswerte hat Mihambo bereits gesteigert - aber das war vor ihrer Corona-Infektion.
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