Mannheim. Spiele gegen seinen ehemaligen oder künftigen Verein sind für jeden Sportler etwas Besonderes. Das gilt auch für Albin Lagergren, der zuletzt im Trikot der Rhein-Neckar Löwen in einer einzigen Partie kurioserweise sowohl auf seinen früheren als auch seinen baldigen Arbeitgeber traf: den SC Magdeburg. Am vergangenen Mittwoch ließ er sich davon aber in keiner Weise ablenken. Im Gegenteil: Im Auswärtsspiel beim Meister trug er mit einer überragenden Leistung dazu bei, dass die Mannheimer dank eines 32:32 einen Punkt holten.
Lagergrens Ballverlust in der letzten Minute, der dem SCM noch die finale Chance auf den einen Zähler ermöglichte? Geschenkt und vergessen. Zu gut war das, was der Schwede da ansonsten zeigte – und was er bald auch wieder im Magdeburger Dress in der Bundesliga aufs Feld bringen wird.
Nachdem diese Redaktion bereits exklusiv berichtet hatte, dass der Rückraummann zurück zu seinem Ex-Club geht, bestätigten die beiden Vereine nun erwartungsgemäß am Freitag den Transfer. Ab Juli 2023 spielt der Linkshänder wieder für den SCM, den er 2020 in Richtung Mannheim verlassen hatte.
Hinze nicht verwundert
Für die sich im Neuaufbau befindlichen Löwen ist der Verlust des Leistungsträgers ein „Dämpfer“ – wenn auch kein allzu großer, wie Trainer Sebastian Hinze meint. Schließlich sei der Abschied seiner Meinung nach absehbar gewesen: „Wir hätten uns gefreut, wenn er bleibt. Sein Weggang kommt aber jetzt nicht aus heiterem Himmel, wenn man die letzten Jahre hier verfolgt hat.“ Und in denen ging es bei den Löwen eher drunter und drüber. Erst mit Hinze setzte die Trendwende ein und Lagergren entwickelte sich zu einem zentralen Bestandteil der Mannschaft. Auch deshalb hatte man gehofft, „Albin zu überzeugen, doch noch hierzubleiben“, sagt der Trainer, nachdem es „lange danach ausgesehen hatte, dass das aussichtslos ist“.
Unter Hinze änderte sich Lagergrens Rolle in der Tat gravierend. Er wurde zum Leistungsträger und fand Gefallen am neuen Spielstil. Entsprechend bemühten sich die Löwen bis zuletzt um einen Verbleib des 30-Jährigen, der allerdings auch selbst auf den SCM zuging und den Verein wissen ließ, dass er gerne noch einmal nach Magdeburg kommen würde – und zwar aus familiären Gründen. Mit seinem Landsmann Felix Claar ist er befreundet – und auch der Spielmacher trägt in der nächsten Saison das Trikot des SCM. Er kommt vom dänischen Topverein Aalborg an die Elbe.
Für die Löwen geht es nun um eine Nachfolgeregelung. Im Gespräch mit dieser Redaktion gibt sich Geschäftsführerin Jennifer Kettemann entspannt und versichert, dass Lagergrens Abschied den Verein nicht auf dem komplett falschen Fuß erwische. Im Gegenteil. „Wir haben uns von Beginn an sowohl auf seinen Verbleib als auch auf seinen Weggang vorbereitet“, sagt die Geschäftsführerin, die im Verlust des Leistungsträgers auch „keinen Rückschlag für unseren weiteren Weg“ sieht.
Was die Lagergren-Nachfolge angeht, wird Jon Lindenchrone von Frisch Auf Göppingen gehandelt. Das ist zwar erst einmal kein großer Name, das aber spielt für Hinze nur eine untergeordnete Rolle: „Wir müssen davon wegkommen, Spieler eins zu eins ersetzen zu wollen.“
Bei Lagergren in der aktuellen Form sei das ohnehin nur „für wenige Mannschaften auf der Welt“ möglich. Der Trainer setzt deshalb auf einen ganzheitlichen Ansatz: „Die Transfers, die wir zu Beginn der Saison getätigt haben, zeigen, dass es um unser System und Stabilität geht.“
Was wird aus Appelgren?
Lindenchrone könnte also Teil eins einer benötigten Doppellösung sein. Denn 2024 brauchen die Löwen einen weiteren Neuzugang für die halbrechte Position. Wie bereits berichtet, schließt sich Niclas Kirkløkke dann der SG Flensburg-Handewitt an. Eine Bestätigung der Vereine für diesen Wechsel steht allerdings noch aus. Kettemann will das Thema auf Nachfrage nicht kommentieren, sondern betont lediglich: „Wir planen unseren Kader vorausschauend und haben auch 2024 im Blick.“
Zunächst aber geht es um drängende Personalfragen im Sommer 2023. Die Vertragsverlängerung von Kapitän Patrick Groetzki steht bevor. Wird sie vielleicht sogar schon am Sonntag (14 Uhr) beim Heimspiel gegen den TBV Lemgo Lippe verkündet? Kettemann: „Dazu kann ich nichts sagen.“
Außerdem enden im Sommer 2023 die Arbeitspapiere von Weltklasse-Torwart Mikael Appelgren und Topkreisläufer Jannik Kohlbacher. Die Geschäftsführerin möchte mit Blick auf diese zwei Personalien „keine Wasserstandsmeldungen“ abgeben und verweist darauf, dass sie gerade sehr viele Gespräche führe. Um beide Spieler ranken sich Gerüchte, was im Umfeld des Clubs für eine gewisse Unruhe sorgt. Doch auch hier gibt sich Kettemann betont gelassen: „Niemand muss sich sorgen, die Löwen werden nicht zerfallen.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport_artikel,-sport-niemand-muss-sich-sorgen-die-loewen-werden-nicht-zerfallen-_arid,2017525.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,2.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mit diesem Kader wird es für die Löwen schwer