Eishockey

Mannheimer Adler-Verteidiger Denis Reul: Ein Mann der Tat

Kapitän, Publikumsliebling, Verteidiger - Denis Reul ist bei den Adlern Mannheim vieles. Nur als Torjäger ist er nicht bekannt. Doch beim 3:5 gegen den ERC Ingolstadt traf er doppelt - und irgendwie sogar dreifach.

Von 
Christian Rotter
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Jubelt  beim Spiel Mannheim gegen Ingolstadt: Adler-Spieler Denis Reul. © AS Sportfoto/ Binder

Mannheim. Denis Reul ist nicht unbedingt ein Mann, der viele Worte verliert. Wenn er aber etwas zu sagen hat, sind seine Analysen ehrlich und auf den Punkt. So wollte der Kapitän der Adler Mannheim auch nach der 3:5-Niederlage gegen den ERC Ingolstadt nichts schönreden. „Wir haben nicht gut, nicht konsequent genug gespielt. Wenn wir uns nicht belügen wollen, müssen wir feststellen, dass wir es ab dem zweiten Drittel haben schleifen lassen. Das müssen wir unbedingt abstellen“, sagte der 33-Jährige, der beim Ende der Siegesserie – zuvor hatte das Team von Trainer Bill Stewart siebenmal nacheinander gewonnen – eine Hauptrolle spielte.

In einer einzigen Partie erzielte Reul – Marke Defensivverteidiger – so viele Tore wie in der gesamten vergangenen Saison. Der 1,93-Meter-Mann brachte die Blau-Weiß-Roten zweimal in Führung. Beim 1:0 (3.) jagte er die Scheibe in den Winkel, beim 3:2 (37.) ins kurze Eck. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das mein erster Doppelpack in der DEL war“, sagte Reul und ergänzte: „Das dritte Tor hätte aber nicht unbedingt sein müssen.“ Der in Marktredwitz geborene Abwehrspieler beförderte den Puck noch ein weiteres Mal ins Netz – allerdings ins eigene, wofür er nichts konnte. Beim Stand von 3:3 wehrte Adler-Torhüter Felix Brückmann einen Schuss des starken Ingolstädter Stürmers Wojciech Stachowiak nach vorn ab, von Reuls Schlittschuh sprang die Scheibe zum 3:4 (57.) über die Torlinie.

Adler-Trainer Stewart ärgert sich über Gegentore

„So ist das Leben“, sagte Reul, der sich aber nicht grämen musste. Dass sein Team zunächst einen 2:0-Vorsprung verspielte und dann auch mit einer schmeichelhaften 3:2-Führung schlecht umging, lag nicht an ihm. „Die Gegentore zum 3:3 und 3:4 haben wir hergeschenkt“, ärgerte sich auch Coach Stewart. Er musste allerdings konstatieren, dass seine Mannschaft nicht nur in diesen Szenen Fehler gemacht hatte.

Zwar gingen die Adler einmal mehr früh in Führung, doch schon im ersten Drittel war Ingolstadt keinesfalls um zwei Tore schlechter als Mannheim. „Wir haben eigentlich schnell ins Spiel gefunden“, meinte Gästetrainer Mark French. Widersprechen konnte man ihm bei dieser Einschätzung kaum. Das nun auf den dritten Tabellenplatz abgerutschte Stewart-Team wirkte nicht so spritzig wie zuletzt, war in den Zweikämpfen nicht so griffig und zu langsam beim Umschaltspiel. „Es ist uns zuletzt gelungen, gut aus der Kabine zu kommen und früh in Führung zu gehen. Heute haben wir die verdiente Quittung dafür bekommen, dass wir nicht energisch genug nachgesetzt haben. Wir müssen lernen, die restlichen 40 Minuten genauso weiterzumachen“, wurde Reul in seiner Analyse deutlich. Im Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG muss am Mittwoch (19.30 Uhr) vor allem in diesem Bereich eine Steigerung her.

Reul ist den Adlern lange treu

Der 33-Jährige ärgerte sich über die unnötige Niederlage auch deshalb, weil es für ihn ein ganz besonderes Spiel war. Mit seinem 648. Einsatz für die Adler überholte er Christoph Ullmann und setzte sich hinter Marcus Kink (812) und Ronny Arendt (689) im Clubranking an die dritte Stelle. Bleibt er verletzungsfrei, ist schon in dieser Saison der Sprung auf den zweiten Platz möglich. Dass er diesen Meilenstein erreichen würde, erfuhr Reul erst kurz vor Beginn der Partie. „Dass ich meine ganze Profikarriere bei nur einem Verein verbracht habe, ist nicht alltäglich“, sagte der zweifache deutsche Meister mit den Adlern (2015, 2019), der sein Team seit der vergangenen Saison als Kapitän aufs Eis führt. „Das ist aber auch wohl die einzige Liste, auf der ich es weit nach vorn schaffe – oder es gibt demnächst auch noch eine mit den meisten geblockten Schüssen eines Spielers.“

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Dass er einmal zur personifizierten Vereinstreue werden würde, daran verschwendete Reul keinen Gedanken, als er 2004 aus der Jugend des ERC Selb nach Mannheim wechselte. Bis auf seine beiden Ausbildungsjahre in den USA blieb er in der Quadratestadt. „Denis ist ein Krieger auf dem Eis. Er ist eher ein Mann der Tat als einer des Wortes und geht mit gutem Beispiel voran“, lobte Trainer Stewart den Mann mit der Rückennummer 29, der in Mannheim längst Kultstatus hat.

Gleich zweimal durften die Fans am Sonntag das Lied anstimmen: „Im Leben, im Leben, geht mancher Schuss daneben. Nur einer nicht, nur einer nicht, der Schuss von Denis Reul.“ Ob er nach seinem Doppelpack gegen Ingolstadt jetzt zum Torjäger der Adler avanciert? „Wohl eher nicht“, sagte Reul und ergänzte mit einem verschmitzten Lächeln: „Ich sage mir immer: Schuster, bleib bei deinen Leisten.“

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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