Mannheim. Nach dem Ende der Siegesserie war Bill Stewart angefressen. „Ich bin ein bisschen stinksauer“, drückte der Trainer der Adler Mannheim seine Enttäuschung nach dem 3:5 (2:0, 1:2, 0:3) am Sonntag gegen den ERC Ingolstadt aus. „Die Tore zum 3:3 und 3:4 haben wir hergeschenkt. Unterm Strich bin ich mit dem vergangenen Monat aber zufrieden.“ Nachdem sein Team zuvor in der Deutschen Eishockey Liga sieben Erfolge am Stück gefeiert hatte, stand es diesmal mit leeren Händen da, obwohl Doppelpacker Denis Reul die Blau-Weiß-Roten zweimal in Führung gebracht hatte.
648 Spiele für ein und denselben Club - das ist eine echte Hausnummer. Reul erreichte am Sonntag diese imposante Marke, mit der er in der Adler-Historie Christoph Ullmann überholte, Rang drei übernahm und nur noch Marcus Kink (812) sowie Ronny Arendt (689) vor sich hat. Mannheims Kapitän gehörte die erste nennenswerte Chance der Partie - besser hätte sie der 33-Jährige nicht abschließen können. Reuls Schuss schlug im Winkel ein, Ingolstadts Torhüter Kevin Reich hatte keine freie Sicht. 1:0, diesmal benötigten die blau-weiß-roten Blitzstarter nur 137 Sekunden für die Führung.
Trotz zuletzt drei Niederlagen in Folge zeigten sich die Gäste keineswegs geschockt. Frederik Storm verfehlte das Ziel knapp (4.), Wayne Simpson scheiterte an Adler-Goalie Felix Brückmann (5.). Die Mannheimer ließen ihre Gäste ein wenig spielen, um dann eiskalt zum zweiten Mal zuzuschlagen. Borna Rendulic fing Simpsons Aufbaupass ab, schaltete schnell auf Angriff um und legte quer zu Nigel Dawes. Der Routinier hatte wenig Mühe, Reich erneut das Nachsehen zu lassen (9.). „Das war ein guter Forecheck von uns. Bornas Pass war natürlich super“, lobte der Torschütze den Vorlagengeber in der ersten Pause. Bis dahin hatten Nico Krämmer, der das Außennetz traf (11.), und Markus Eisenschmid, der den Puck fast schon verloren hatte, aber energisch nachsetzte und Reich zu einer Glanztat zwang (18.), sogar den dritten Streich auf dem Schläger gehabt.
Ingolstadt hatte bis dahin kein schlechtes Auswärtsspiel bestritten und belohnte sich im zweiten Drittel für den Aufwand. Als Rendulic auf der Strafbank saß, ließ Charles Bertrand die Scheibe für Brian Gibbons liegen. Der Amerikaner traf sie nicht richtig, was den Schuss für Brückmann unberechenbar machte. Der Puck senkte sich in den Kasten, die Adler lagen nur noch 2:1 vorn (24.).
Stachowiak glänzt für Ingolstadt
Korbinian Holzer (25.) und Tim Wohlgemuth (27.) suchten die schnelle Antwort, doch die Mannheimer waren nun meist einen Schritt zu langsam. Matt Donovan verhinderte mit einer spektakulären Rettungstat zwar zunächst den Ausgleich (27.), eine Minute später war das 2:2 aber doch gefallen. Mit dem Rücken zum Tor stehend fälschte Wojciech Stachowiak einen Schuss von Leon Hüttl ab - Brückmann bekam die Scheibe nicht zu fassen, sie rutschte durch (28.).
Ingolstadt war längst im Spiel und setzte Zeichen. Fabio Wagner fuhr einen harten Check gegen Wohlgemuth (29.), in Überzahl schnupperten die Gäste an der Führung (30.). Stattdessen fiel der nächste Treffer etwas überraschend auf der anderen Seite. Taro Jentzsch wurde an der Bande zwar gelegt. Doch der 22-Jährige blieb nicht liegen, stand auf und setzte Reul in Szene. Der Kapitän zog ab, und weil Wohlgemuth Reich die Sicht nahm, schlug der Puck zum 3:2 im kurzen Eck ein (37.).
In den vergangnen Partien waren die Adler clever mit einer Führung umgegangen - am Sonntag nicht. Eisenschmid wollte mit dem Schiedsrichter noch ausdiskutieren, ob er nicht doch gefoult worden war, in der neutralen Zone verlor Plachta die Scheibe, Stachowiak startete den Gegenangriff und passte zum mitgelaufenen Enrico Henriquez Morales, der zum 3:3 einschob (42.). Eisenschmid verpasste es, die Scheibe ins Tor zu drücken (45.), gegen Storm musste Brückmann Kopf und Kragen riskieren (49.). Ingolstadt war näher dran am Dreier. Der auffällige Stachowiak jagte den Puck an Latte und Pfosten (54.), sein nächster Versuch saß, weil der Abpraller vom Schlittschuh des unglücklichen Reul zum 3:4 über die Linie sprang (57.). Stewart versuchte noch einmal alles und nahm Brückmann zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Dieser Schuss ging nach hinten los, Henriquez Morales besorgten den 3:5-Endstand (59.).
„Wir werden aus diesem Spiel unsere Lehren ziehen“, sagte Stewart. Die Chance, eine neue Siegesserie zu starten, haben die Adler am Mittwoch (19.30 Uhr). Dann gastiert Düsseldorf in der SAP Arena.