Mannheim. Als sich Tobias Reichmann im vergangenen Sommer nach seiner Zeit beim Drittligisten TV Emsdetten endgültig aus dem Handball-Geschäft verabschiedete, hatte er sicherlich nicht im Hinterkopf, dass er es in der Bundesliga nochmals zu persönlichen Rekorden bringen könnte. Doch am Donnerstagabend in der Partie gegen seinen langjährigen Ex-Club MT Melsungen war es nach 19 Minuten dann doch so weit. Mit der zwischenzeitlichen 9:8-Führung der Rein-Neckar Löwen erzielte der 35-Jährige sein 900. Tor in der Elite-Klasse - eine Marke, auf die nur die wenigsten seiner Kollegen zurückblicken können.
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Besondere Freude kam bei dem im Winter aufgrund der Verletzung von Patrick Groetzki reaktivierten Linkshänder dennoch nicht auf. Einerseits, weil er erst gar nicht einen Countdown auf diese Marke gesetzt hatte, andererseits war das 23:28 (14:13) gegen den Tabellenfünften mal wieder zu ernüchternd, um irgendwie in Feierlaune zu kommen - vor allem, weil sich die Mannheimer in der zweiten Halbzeit erneut selbst im Weg standen.
„Melsungen hat nichts Besonderes gespielt“
„Melsungen hat nichts Besonderes gespielt, aber wir haben einfach nicht die Chancen genutzt, die wir uns erspielt haben“, fasste der Routinier die 60 Minuten zusammen, nach denen die bereits siebte Liga-Niederlage aus zehn Partien im neuen Handball-Jahr feststand. „Wir haben uns das Spiel mit der Abschlussquote kaputtgemacht und am Ende zurecht verloren“, bilanzierte der 106-fache Nationalspieler, dessen Auftritt gegen Melsungen ein bisschen exemplarisch für das Spiel der Löwen war.
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So ging Reichmann, der in den vergangenen drei Bundesliga-Spielen stolze 20 Tore erzielte und eine Trefferquote von rund 80 Prozent vorweisen konnte, mit fünf Treffern in die Halbzeit (14:13), nach dem Seitenwechsel verzeichnete er allerdings nur noch Fehlwürfe und kam insgesamt auf eine Quote von 55 Prozent. „Damit bin ich natürlich auch nicht zufrieden“, sagte der Linkshänder, der zudem noch zwei Strafwürfe liegenließ, insgesamt aber noch nicht einmal negativ herausragte. Schließlich kamen die Löwen im zweiten Durchgang nur noch auf neun mickrige Treffer, verloren von 20:22 (47.) auf 20:25 (49.) endgültig den Anschluss und scheiterten erneut an der mangelnden Konstanz in ihrem Spiel, die lediglich in der Abwehrarbeit über größere Strecken vorhanden war.
Neben den offensichtlichen Mängeln im Abschluss ging Reichmanns Positionskollege Patrick Groetzki im Nachgang noch etwas tiefer in die Analyse. „Die Chancenverwertung war das eine, aber wir müssen auch bessere Lösungen gegen die 5:1-Abwehr der Melsunger finden“, sprach der Löwen-Kapitän die Marschroute der Nordhessen an, die Spielmacher Juri Knorr immer wieder sehr hoch verteidigten und das Löwen-Spiel so auch in die Mitte lenkten, wo die Abwehr-Türme Adrian Sipos und Dainis Kristopans warteten. „Da ergeben sich eigentlich andere Räume, aber da müssen wir in der Kleingruppe besser arbeiten und uns mehr ohne Ball bewegen“, sagte Groetzki, der die Niederlage nicht in Verbindung mit den jüngsten Schlagzeilen bringen wollte.
„Das wurde eigentlich ganz gut von uns weggehalten. Wir konnten uns auf das Sportliche konzentrieren und spüren da keinen Effekt“, meinte der Rekordspieler der Löwen zur Unruhe um den Abschied von Juri Knorr spätestes 2025 und den von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann öffentlich gemachten Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen des Handball-Bundesligisten. „Uns wurde versichert, dass wir uns da keine Sorgen machen müssen und daran glaube ich“, meinte Groetzki, für den nun wie für den Rest des Teams das Viertelfinal-Hinspiel in der European League am Dienstag (20.45 Uhr, SNP Dome Heidelberg) gegen Sporting Lissabon im Fokus steht.
Gespräche über einen Anschlussvertrag laufen
„Wir wissen alle, dass das ein heißes Spiel gibt und ich hoffe, dass wir da unser Europapokal-Gesicht zeigen können“, sagt Groetzki - auch wenn die Generalprobe dafür am Donnerstagabend gegen Melsungen danebenging. „Wir wollten uns eigentlich Sicherheit und Selbstvertrauen holen. Das hat jetzt nicht so geklappt“, räumt Teamkollege Reichmann ein, sieht die Löwen gegen den Top-Club aus Portugal aber nicht chancenlos. „Wir wissen, dass wir im Europapokal bislang immer gut gespielt und die Ergebnisse gestimmt haben. So müssen wir da einfach herangehen“, sagt der 35-Jährige, dessen Torejagd in der Handball-Bundesliga nach dieser Saison übrigens nicht beendet sein muss.
„Wir haben miteinander gesprochen, ich würde schon gerne bleiben“, hat Reichmann wieder Gefallen am Bundesliga-Handball gefunden, könnte dann die 1000-Tore-Marke in Angriff nehmen - und hätte in einer positiver verlaufenenden Saison dann vielleicht auch die Gelegenheit, solch einen Rekord angemessener zu feiern.
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